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Emil Twerdy.
Offenbach find alle von nur mittlerer Gröfse, und durchwegs für Kurbelbewegung
und Bleuelflange eingerichtet, wodurch das Zurückdrehen des Handrades bei dem
Rückgang des Meffers erfpart wird. Die conftrudtiven Unterschiede find gering,
vorzüglich ausgeführt und in der Form fehl* gefällig ift die Mafchine der Gebrüder
H eim in Offenbach. Diefelbe ift für Riemenbetrieb eingerichtet und mit felbit-
thätiger Ausrückung verfehen.
Fine kleine Papierfchneid-Mafchine von Pierron & F. Dehaitre in
1 aris zeigt eine eigenthümliche Führung des Mefferfupports auf Leitrollen. Die
Kurbelbewegung wird durch eine Bleuelflange unterhalb des Papiertifehes auf
einen Hebel übertragen. Der Tifch ift verflellbar und mit einem Mafsflab
verfehen.
Glätt-Walzwerke, Kalander. Diefe waren fchwach vertreten, und
zählen die ausgeflellten Exemplare in Bezug auf Walzenanzahl und Breite nur zur
Mittelgattung. Die mit zwei Hartgufs-Walzen verfehenen Glätt-Walzwerke bieten
nichts Neues, unter den mit Papierwalzen verfehenen find die von Gebrüder Heim
und E fch er, Wyfs & Comp, in Leesdorf bei Wien ausgeflellten bemerkens-
werth. Der Kalander der Gebrüder Heim ift fehr fchön ausgeführt, die Zuleitung
des Papieres jedoch ohne Geradführung; dagegen liegt bei dem Kalander von
E fch er, W yfs & Comp, vor jeder Walze ein genau regulirbarer Filz, um das
i apier ficher und ohne Gefahr des Faltenziehens einzuführen.
Grofse Kalander mit fünf und mehr Walzen, mit Separater Betriebsmafchine,
wie Selbe jetzt flark in Aufnahme kommen, waren nicht ausgeflellt.
S i e b e und F i 1 z e. Metalltücher für Papiermafchinen haben die Firmen
H. Günt h er in Biberach, Steinmayer, Wandel in Reutlingen, K u f f e r a t h
in Marienweiler bei Düren und Hutter & Schrantz in Wien ausgeflellt.
In Filzen behauptet Frankreich den erflen Rang und haben Sich an der
Ausflellung die beflbekannten Firmen: Charrier & Comp., Chretien Me. Ve.
Debouchaud, M a 11 a r d & V e r i t & Comp., WeillerLabroufe & S a r d o u
in Nerfac und M a 11 a r d & Bermier in Chateauneuf, fowie R. R. W h i t e h e a d
Brothers in London betheiligt. Die Leiflungen der franzöfifchen Fabriken find welt
berühmt und flehen ohne Concurrenz da. White head Brothers Heilten aufser
Nafs- und Steigfilzen 1 rockenfilze aus Schaf- und Baumwolle aus. Die Anschaffung
derfelben flellt Sich erheblich billiger als die der Schafwolll-Filze, jedoch ift ihr
Gebrauch noch ein zu neuer, als dafs Sich über ihren praktifchen Werth fchon etwas
Bestimmtes Sagen liefse.
Die Subftituirung von Metalltüchern an Stelle der Trockenfilze hat fich
nicht bewährt.
Es braucht nicht erft erwähnt zu werden, dafs alle Verbefferungen an
Mafchinen und Fabriksbedarf-Artikeln auch der Papierindustrie zu Gute kommen
und von intelligenten Fabrikanten gebührend gewürdigt werden. Zur rafchen
Kenntnifs und Verbreitung derfelben trägt die Fachliteratur viel bei, wie diefer
überhaupt ein grofser Theil des Fortfehrittes im Allgemeinen zu danken ift.
Die Literatur des Papierfaches hat feit 1867 an vollständigen Werken wenig
hervorgebracht und befchränkt fichmehr auf periodifche Schriften und Brochuren.
Ein wefentliches Verdienst um die Fachliteratur hat Sich Dr. Alwin Rudel
in Dresden erworben, welcher feit 1849 auf diefem Gebiet unermüdlich für den
Fortfehritt thätig ift, und in feinem „Centralblatt für deutfehe Papierfabrication“
ein Organ unterhält, das als geistiger Vereinigungspunkt aller Papierintereffenten
dient. Diefe Zeitfchrift ift die ältefte ihrer Art auf dem Continent.
Eine fernere neue erfreuliche Erfcheinung ift die Bildung von Vereinen
zur Wahrung allgemeiner fachlicher Intereffen. Solche Vereine bilden fich nun
fall in jedem Staate, und es ift mit Recht zu erwarten, dafs deren allfeitiges
Zufammenwirken von wefentlich erfpriefslichen Folgen für das Vorwärtsfehreiten
der Papierindustrie begleitet fein wird.