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Volltext: Papier-Industrie (Gruppe XI), officieller Ausstellungs-Bericht

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Emil T we rdy. 
heutigen Forderungen des Papiermarktes, und die Fortfehritte in den Betriebs 
mitteln zu kennzeichnen, um die gebotenen Leitungen gebührend zu würdigen. 
Das Rohmaterial. 
Hadern. Das wichtigfte und werthvollfte Rohmaterial der Papierinduftrie 
bildet heute, nach wie vor, die Baumwoll- und Leinenfafer in der Form von 
Hadern, ein Artikel, welcher fchon lange nicht mehr in hinreichender Quantität 
befchafft werden kann, und von welchem fich kaum behaupten läfst, dafs feine 
Qualität im Laufe der letzten Zeit irgend welche Verbefferung aufzuweifen hätte. 
Entgegen der Mehrzahl anderer Induftrie-Rohmaterialien, welche durch ent- 
fprechend forgfältige Behandlung, Pflege, Züchtung, dem Fabrikanten eine wefent- 
liche Erleichterung in der Weiterverarbeitung bieten, entzieht fleh das Hadern- 
material hartnäckig dem zweckfördernden Einflüße des Confumenten, da es fall 
ausfchliefslich , als zu keinem weiteren Zwecke verwendbarer „Abfall“ feiner 
letzten, aber dennoch fo wichtigen Beftimmung zugeführt wird. Die Natur der 
Haderngewinnung, das „Lumpenfammeln“ bringt es mit fleh, dafs die Hadern in 
wirrem Gemifch in die Hände des Händlers gelangen, von denen noch keineswegs 
alle fo forgfältig in der Sortirung und Claffificirung ihrer Waare Vorgehen, dafs 
der Papierfabrikant nicht noch weitere grofse Mühe aufzuwenden hätte, um der 
Wirkung des angekauften Materiales annähernd fleher zu fein. Die moleculare 
Verfchiedenheit der, felbft als „fortirt“, gehandelten Rohwaare ift demnach eine 
fo bedeutende, dafs Fabrikanten halbwegs befferer Papiere gezwungen find, zum 
minderten eine „Nachfortirung“ vorzunehmen, und haben faft alle commerciell 
gut geleiteten Etabliffements die Gepflogenheit, den Werth der gekauften Roh 
waare auf Grund gewiffer, der Qualität der einzelnen Sorten . entfprechender 
Einheitspreife zu fixiren, wodurch es allein möglich ift, fleh vor Täufchung und 
eventuellem Schaden zu bewahren und der Calculation eine legalere, weil ftabile 
Bafis zu bieten. 
Die aus der Natur der verfchiedenen Gefpinnftfafern fleh ergebende Ungleich 
heit, die gröfsere oder geringere Reinheit und Weichheit, die Variationen in der 
Färbung etc. erfchweren die Homogenität felbft einer beftimmten Sorte in fo 
erheblichem Mafse, dafs der Fabrikant auch bei grofser Aufmerkfamkeit der 
weiteren Behandlung nur fchwer auf vollkommene Gleichartigkeit der Stoffe 
rechnen kann. Diefer letztere Umftand fpielt bei den gefteigerten und oft ganz 
gerechtfertigten Anfprüchen der Papierconfumenten eine fo wichtige Rolle, dafs 
es oftmals trotz anfeheinend ganz gleichartigen Stoffes der complicirteften Combi- 
nationen in der Weiterbearbeitung bedarf, um Ausfehen und Qualität conltant 
zu erhalten. 
Diefe von den im Allgemeinen noch immer ziemlich primitiven Verhält- 
niffen des Hadernhandels und der Natur des Materiales unzertrenhbaren Mifs- 
ftände, potenziren fleh durch den ferneren Umftand, dafs fleh in unvermeidlicher 
Weife Lager von zur Fabrication einer beftimmten Specialität nicht taugliches 
Materials bilden, die nicht fowohl oft werthvolle Räume in Anfpruch nehmen, und die 
Gefahr der Verunreinigung befferer Stoffe mit fleh führen, als auch dem Fabrikanten 
durch den darin unnöthiger Weife angelegten Capitalaufwand direeft fchaden. 
Fabriken, welche nicht mehr als eine Papiermafchine befltzen, werden 
dadurch von dem mehr und mehr als ausfchliefslich richtig anerkannten, wirth- 
fchaftlichen Grundfatze „der Cultivirung einer Specialität“ periodenweife abge 
drängt, oder gezwungen, einen in feltenen Fällen vortheilhaften Zwifchenhandel 
ihres Abfallmateriales zu treiben. 
Ein fernerer Uebelftand des Hadernhandels befteht darin, dafs der Zufam- 
menflufs des Materiales hauptfächlich gerade in einer, dem Zwecke ungünftigen 
Zeit, nämlich im Winter erfolgt, wo viele Hände erft nach gefchehener lohnenderen
	        
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