Metallwaaren.
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rückbar blieben auch diefsmal die befonderen Begabungen einzelner Länder und
Ländergebiete, wie ja dem Norden Reflexion und von dorther wiffenfchaftliche
Abftracftion und dem Süden mehr künftlerifch geftaltende Phantafle eigenartig find.
Erfreulich hat fich die Zahl der Kunftgewerbe vermehrt und an Willen zum
Fortfehritte hat es hier gewifs am wenigften gefehlt; doch hat das mercantile
Intereffe im grofsen Ganzen noch dem künftlerifch Stiliftifchen prädominirt.
Merkwürdigerweife fehlte die eigentliche Vertretung der namentlich am
Rhein fo blühenden und auch künftlerifch fo hoch flehenden Kirchenwaaren-
Erzeugung.
Die altbekannten Firmen Sy & Wagner einft Hoffauer, und V o 11 g o 1 d
& Sohn in Berlin behaupten wie fonft den erften Platz in eigentlicher gröfserer
Goldfchmiede-Arbeit. Dem Gefchmacke nach möchten wir die Arbeiten der letz
teren höher ftellen Technifche Fertigkeit ift beiden gleich geläufig. Reizend waren
kleine, flach ornamentirte Teller in der Vollgold’fchen Ausftellung; auch die
grofsen Candelaber find von fchönen Verhältniffen.
Sy & Wagner imponiren durch die grofsen, nur zu monumental behandelten
Prachtftücke. Das ift nicht mehr Kunftgewerbliches, fondern grofse Kunft in Ver
kleinerung , was diefe pathetifchen Figuren anftreben und fo läfst diefe Richtung
bei allem Verdienft und bei aller Sorgfalt der Ausführung, ja vielleicht befon-
ders defshalb, eigentlich kalt. Ein neues Decorationsmittel war an einem Tafel-
auffatze, eingefügte landfchaftliche Anfichten darftellend. benützt. Goldplattirung
auf Silber, durch gefchickte Gravirung theilweife erhalten, theilweiie entfernt,
geftattet färbige Effedte zu erzielen, welche mit Gefchick angewendet, einen die
Gravirung in glücklicher Weife mal e rifch hebenden Erfolg zeigen.
Die gröfste Gewandheit der technifchen Kräfte zeigte die Columna roftrata,
Ehrengabe für Prinz Adalbert von Preufsen, und der grofse getriebene Schild ;
ebenfo mufs ein grofses Tafelauffatz-Stück in ovaler Form die mittlere Spitze in
einen Becher auslaufend, rühmend erwähnt werden.
Arnold Kümme in Altona ftellte Verdienftliches, namentlich in getrie
bener Arbeit aus, befonders gut gearbeitet die fall lebensgrofse getriebene
Bilde des deutfehen Kaifers. Ein hübfeh gedachter Pocal und ein gut behandelter
Kelch waren auch imPreife mäfsig zu nennen. H. M e y e r & Comp, in Berlin,
Koch & Bergfeld in Bremen, Frey & Söhne in Breslau, altrenommirte Häufer
von beftem Klang, hielten ihren Ruf auch diefsmal aufrecht.
Eine fpecielle Gruppe von anmuthigen Schöpfungen zeigen die fuddeutfehen
Arbeiten. Kreling’s Zeichnungen in hingebender Weife bei Ch. Winter in
Nürnberg, mit Beihilfe von Schülern der dortigen Gewerbefchule ausgeführt,
treten hier in die erfte Linie. Das Naturaliftifche hie und da ift meift nur mäfsig
auftretend. Reizend ift wieder die Blüthenftilifirung am oberen Ausgang des
grofsen Kreling’fchen Pocals. Ebenfo vorzüglich desfelben Filigranvafe mit frei
gebogenem Blumenftraufs.
Das Schmuckkäftchen von Miller in München zeigte fein empfundene
‘ und bewegte Figuren in fehr tüchtiger Technik durchgeführt. Halb reit er in
München ftellte unter Anderem einen glücklich erfundenen Pocal in netter Aus
führung aus. Vortrefflich und folid gearbeitet müflen die Arbeiten von Wollen
weber in München genannt werden, gröfstentheils in zierlichen Pocalen und
Bechern beftehend. Schliefslich müflen wir noch der im Rococoftil gehaltenen
Arbeit von Martin Mayer in Mainz lobend gedenken.
Obwohl principiell nicht in den Rayon unferes Berichtes gehörend, müffen
wir doch auf die glänzenden und induftriell höchft bedeutfamen Refultate
der Coalitionen deutfeher Schmuckwaaren-Fabrikanten hier wenigftens hin
weifen. Alles, was Arbeitseintheilung, verftändiges Benützen technifcher Hilfs
mittel und Kunftgriffe, offenes Auge für das Bedürfnifs der Gegenwart betrifft, ift
hier energifch angefafst worden. Hanau in Heften, Pforzheim in Baden und Gmünd
in Württemberg beherrfchen den deutfehen und auch zum Theil den öfterreichifchen