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Volltext: Waffen mit Ausnahme der Kriegswaffen (Gruppe VII, Section 3), officieller Ausstellungs-Bericht

Metallwaaren. 
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dem figuralifchen Beiwerk moderne, mit eleganter Taille behaftete Figuren 
wiefen. Daneben war eine fehr gelungene niellirte Toilettegarnitur ausgeftellt. 
Matzenauer’s Theefervice, nach einem Entwerfe Profeffor Wolaneck’s, 
ift gut gedacht, nur würden wir der Ausführung mehr Sorglichkeit wünfchen. Das 
Uebrige war wohl gut gearbeitet, jedoch in den hergebrachten Formen. 
V. Mayer’s Söhne Bellten unter anderem einen nach Profeffor Teirich’s 
Entwurf gefertigten Tafelauffatz, in etwas ftrengem, kühlem Stile gehalten, aus. 
Das Ganze machte einen gediegenen Eindruck, und auch die technifche Ausfuhren« 
ift fehr zu loben. Daneben waren reiche, in üppiger Verzierung prangende Cande° 
laber und ein Toilettefervice, deffen Verzierung in höchft gelungener Weife 
angeordnete einfache Gravirungen bildeten. 
Das fonft noch von anderen Firmen exponirte Silbergeräth war meift 
Handelswaare, und es ift nichts Befonderes davon zu erwähnen, fo dafs eigentlich 
ein kleiner Kreis erfcheint, innerhalb welchem fich die eigentliche Thätigkeit diefer 
fpeciellen Branche abfpiegelt. Die formellen Fortfehritte im Tafelgeräthe zeigen 
fich ebenfo ausgenützt bei der Fabrication verfilberter Waare und werden dort 
noch näher zu betrachten fein. 
Einen echten Goldfehmied im Sinne der mittelalterlichen Bedeutung des 
Wortes begegnen wir in H. Katzersdorfer aus Wien. Seine Ausftellung zeigte 
technifche Specialitäten in Hülle und Fülle, wie fie folchergeftalt vereint kein 
anderer AusfteHer aufzuweifen hatte. Und zwar ift es ein Verdienft, von lange her 
datirend, was heuer zum erften Male auf einer Weltausftellung erfchien. 
Gröfstentheils die beften Zeiten der Goldfchmiede-Kunft liefern die Motive, 
nach welchen Ratz ersdorfer, durch treue Hände unterftützt, feine kleinen oft 
geradezu Meifterwerke zu nennenden Kunftwerke fchafft, und, den Liebhabern 
Europas längft bekannt, ift es eine Ehrenfache gewefen, feine Ausftellung 
der Gefammtausftellung anzureihen. Die befondere Durchbildung, welche feine 
Prunkgegenftände bis zum kleinften in Email gefafsten Kryftallflacon herab aus 
zeichnen , läfst nur in einem einzigen Punkte etwas zu wünfchen übrig; das 
Figuralifche ift öfters nämlich in monotoner Weife gehalten und entfpricht fel’tener 
als das angewendete Ornament der Stilepoche, in welcher, meiftens glücklich 
charakterifirt, die einzelnen Gegenftände entworfen find. 
Aehnliches wie Ratzersdorfer hatte in der Ausftellung H. Böhm 
angeftrebt, jedoch mit befcheidenem Erfolge. Einzelnes davon, wie die Streitaxt 
und das Schild, find Verirrungen. 
Das Filigran wird an verfchiedenen Orten gepflegt. Hie und da, wie 
namentlich bei Reitfamer in Salzburg, localem Gebrauche entfprechend lehnt 
es fich an Müder des Barockftils in netter, feiner Weife. Giufeppe Ghedina 
aus Cortina (Tirol) ftellte einen Blumenftraufs in mühevoller Arbeit aus. Wir 
hätten dort lieber landesüblichen Schmuck aus Silberdraht gefehen. Thorn 
in Afch und Franzensbad hatte eine kleine, für die Technik des Filigran’s ganz 
mtereffante Colleflion, die einen fchwunghaften Betrieb weift, und welchen wir 
nur das Zuviel im naturaliftifchen Ornament ausftellen möchten. Jeftowitz 
m Wien ftellte ein grofses Reliquienkreuz in verdorbenem ruffifchem Stile zur 
Schau. Die reizende Decoration des Silbers durch Niello ift in erfreulicher Weife 
als neuerlich im Auffchwung zu fignalifiren. So wie Granichftätten fein 
toilettefervice, fo haben einzelne Goldarbeiter ihre zierlichen Ketten und Knöpfe, 
Medaillons und Kreuze verziert. Wir nennen hier M ark o vi tfc h & S ch e i d,' 
Schwarz & S egn er in Wien. Letztere haben das Niello fogar zu ganz erhabenen 
Arbeiten maffiv verwendet, eine etwas gewagte Neuerung. 
In ftilvoller Haltung fand fich das Niello verwendet bei der Decoration 
eines im Renaiffanceftile vom Architekten Avanzo componirten Schrankes in der 
Ausftellung von C. Haas in Wien. 
Während Frankreich und England befonders über einen Kundenkreis zu 
verfügen haben , welcher in der beneidenswerthen Lage ift, feinen Wünfchen
	        
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