Metallwaaren!
39
Zwei Elemente find hier mafsgebend: die ausgefprochene Begabung für
das Flächenornament, theilweife aus religiöfen Rückfichten entflammend und
dadurch genährt, fo namentlich die Vernachläffigung des figuralifchen Beiwerkes
und die Hinneigung zur färbigen fatten Stimmung alles Beiwerkes. 1 ritt, hiedurch
beflimmt, auch noch der Mangel einer eigentlich felbflfländigen, hohen Kunfl in
unferem Sinne, mit Ausnahme der Architektur, hinzu, fo ifl die Präponderanz der
kunftgewerblichen Arbeit ein Selbflergebnifs. Erft nach und nach lernen wir
befonders an älteren Arbeiten die erftaunliche Technik, den Gefchmack und
die Hingebung an die Arbeit kennen und fchätzen, der diefen Völkern eigen war
und, jemehr fie unberührt geblieben, noch ift. Kunftgefchichte ift hier nicht die
Aufgabe zu treiben; wir erwähnen nur, dafs wir die originalen perfifchen,
egyptifchen und firifchen Formen als faft verfchollen betrachten müffen und heu
zutage faft durchwegs den Modificationen begegnen, welche die arabifche
Kunft mit den einzelnen Typen angefangen hat.
Je nach der Begabung der Stämme hat fich denn ein oft von ihrer flamin-
verwandten Sippe fehr verfchiedenes Bild geftaltet, dem jedoch die Eingangs
erwähnten Züge gewiffermafsen Familienähnlichkeit verleihen. Daher ift denn
auch der Eindruck der verfchiedenen Ausftellungen des Orientes mit Ausnahme
China’s und Japans auf den erften Blick ein faft gleichartiger.
Per fie n. Uralt berühmt finden fich ziemlich reichlich die verfchiedenen
Metallwaren Perfiens, welche imLaufe der Jahrhunderte nachEuropa gelangten, in
denMufeen und Sammlungen der Liebhaber. Die fcharfen Klingen von Damascener
Stahl aus Choraffan und Schiras haben eine der früheften und eminenteften Entwick
lung der Stahlfabrication überhaupt zu vertreten und unerreicht von abendländifchen
Verfuchen und Erfindungen ihren Ruf bis heute wohl erhalten. An ihrer künft-
lerifchen Ausfchmückung, meift an Griff und Klinge, haben faft alle Specialorna-
mentirungen Uebung gehabt. Eine befondere Ausbildung und Pflege fand die
Kunft des Gravirens als Vorbereitung der Incruftation oder Niello fowohl als auch
ganz felbftändig verzierend,' heute noch hat fich in Perfien und im anftofsenden
Kaukafus die Technik mit dem Grabftichel in den meiften Fällen als einziges
Verzierungsmittel der oft nicht unbedeutenden Flächen erhalten.
Perfien ift zugleich eine der weiteften Etappen, wohin wir arabifche Kunft
verfolgen können und wir fehen noch in den heutigen Arbeiten eine oft kaum zu
zerlegende Mifchung einheimifch perfifcher, arabifch-türkifcher, ja felbft indifcher
und chinefifcher Elemente. Bedeutend ift die heutige Metallinduftrie Perfiens
nicht und was fie hauptfächlich fchafft, ift entweder die forgliche Nachbildung
älterer, dort einheimifcher Waffen in Material und Form oder die Gefäfsbildnerei.
Aus Bronce finden wir nicht unbedeutende Erzeugung von Schalen, Becken
und Kannen, meift zum Zwecke des orientalifchenBadegebrauches. Hier ift auch
noch von einer heutigen Induftrie zu reden.
Die wenigen Juwelierarbeiten, welche für landesüblichen Schmuck erzeugt
werden, gehen zumeift aus den Händen perfifcher Juden hervor, welche auch den
Handel mit edlen Steinen hauptfächlich betreiben. Im Allgemeinen ift es hier
jedoch weniger die gefchmackvolle Ausführung als die Gröfse und der Werth dei
Steine, welche heutzutage beim Schmuck in Perfien in Betracht kommen. Der
Orientale fchätzt überhaupt wenig den kunftvollen Schliff der Juwelen, fondern
begnügt fich mit der relativen Seltenheit.
Auf die Ausftattung der Wafferpfeife, des türkifchen Nargileh, in Perfien
Kaliun genannt, wird viel verwendet, und da lieferte namentlich Schiras die bellen
Arbeiten. An ihnen kommt fowohl Email als Steinbefatz und ebenfo Incruftation
und Niello in Anwendung. Von Waffen war nicht viel und vor Allem wohl wenig
Neueres zu finden, das Vorhandene aber meift vorzüglich. Befonders ein Schild mit
genial entworfener Goldincruftation, Einiges an Säbelgriften und anderen Waften.
Von Broncegefäfsen war eine reichliche Collecflion älteren Datums aus-
geftellt. Es waren diefs gröfstentheils Vafen und Schalen, wie fie zur Aufbewah-