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Carl Haas.
Kupfer in gewiffem Verhältniffe Gold zugefetzt, und die gewonnene Verbindung
einer wahrfcheinlich fchwefelhaltigen Beize ausgefetzt, welche bei einer gewiffen
Goldhältigkeit dann eine dunkle, blaufchwarze, oberflächliche Färbung gibt.
Alfo ein Vorgang ähnlich wie beim Niello. Die Legierung heifst Schijak dou,
ift fehr beliebt und war auch mannigfaltig vertreten.
Ein Vortheil in der Legirung bringt es auch mit fleh, dafs die technifch
äufserft gelungenen gröfseren und kleineren Gufsvafen in den äufserften Details
mit folcher Schärfe und Präciflon des Gufses erfcheinen. Im Allgemeinen in
fchön braunen Broncefarben von verfchiedener Abftufung gehalten, zeigen die
Flächen auch oft eine fehr gelungene Belegung von incruftirtem Metall, Silber
oder Gold, welches in vorgravirten Vertiefungen eingelaffen wird. Eine Aus
nahme machen zwei eiferne Leuchter, deren feine Linienornamente unter der
Loupe das Silber eingefchmolzen, alfo wohl im gepulverten Zuftande früher
aufgetragen und dann im Feuerflufs fixirt zeigt. Auf kleines Schmuckgeräth ift
diefe Incruftation oft in 3 bis 4 Metallen durchgeführt und erzielt dadurch bedeu
tende Wirkung.
Im Allgemeinen darf hier nicht unerwähnt bleiben, dafs die Montirung der
Gefäfse meift mit weicher Bleilöthung bewerkftelligt ift, wie denn das Blei über
haupt auch in den Legirungen der Japanefen eine bedeutende Rolle fpielt.
Eigentliche Rückflcht auf Feingehalt der Edelmetalle herrfcht nicht. Gold
und Silber erfcheinen in den verfchiedenften Mengungen. — Silber oft in einer
fehr kupferreichen Legirung von V4 Silber zu 8/4 Kupfer verwendet, heifst
Schibu-jzi.
Die ausgeftellt gewefenen Silbergegenftände zeigten, dafs die Japanefen
das Silber feiten in der dem Metall eigenthümlichen Farbe anwenden, fondern fle
geben demfelben durch leichte, wohl Schwefelbeizen, graue, tiefere und lichtere
Töne; merkwürdigerweife war gerade das minder fein legirte Silber weifs-
gefotten geblieben. — So weicht in ganz origineller Weife diefe japaneflfehe
Metalltechnik von der europäifchen ab.
Bei uns wird der Effeöt durch Vergoldung, Verfllberung oder künflliche
Patinirung erftrebt, dort fpielt meiflens die Legirung verfchiedener Metalle zur
farbigen Wirkung die Hauptrolle.
Intereffant war es, von den Japanefen felbfl zu vernehmen, dafs die Behand
lung des Silbers durch fchwärzende Legirung und Beizen hauptfächlich aus dem
Grunde gefchehe, um, ohne durch den monotonen Eindruck desWeifs gelangweilt
zu werden, in dem alfo gebrochenen Farbenton des Silbers, wie er hier vorlag,
eine Möglichkeit zu finden, „des Anblickes folcher Geräthe länger froh werden
au können“.
Welch eine gefteigerte Ausbildung künftlerifcher Anfchauung und gefunden
Farbenfinns zeigt diefer dem Referenten gegenüber gelegentlich perfönlich
gemachte Ausfpruch eines der japanifchen Commiffäre, welcher hier einer dort
herrfchenden Meinung Ausdruck gab.
Auf vielen Bijouterien bildet das obenerwähnte Schijak-dou den Fond der
Platte, dann ift die Fläche mit feinen Goldfäden incrufürt. — Den Rand bildete
oft feines angeklopftes Goldblech. Auch die Japanefen unterfcheiden zwifchen ein-
gravirten und mitDraht ausgefüllten Verzierungen und folchen, wo das Edelmetall
auf einer mit der Feile gerauhten Fläche fixirt wird, kennen alfo ganz gut den
Unterfchied von incruftirter und damascirter Arbeit. — Leider war kein Stück in
letzter Technik zu finden
Die weitere Flächenverzierung zeigt uns das Email cloifonne; in ziem
licher Ausdehnung, nur wie fchon auf der letzten Parifer Ausftellung bemerklich
war, ift auch hier die heutige Technik in Linienführung wie Farbe zurück
gegangen.
Immerhin find aber die einfachftenMufter oft mit viel natürlichem Gefchick
verwendet.