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Volltext: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Gruppe XVI, Section 2), officieller Ausstellungs-Bericht

Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewefen. 
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Der zufehencls überhand nehmende Mangel an geeigneten und ausgetrock 
neten Hölzern, fowie erhöhte Anforderungen bezüglich des Widerftandes gegen 
Percuffionen zwingen zum Uebergange zu Eifenconflrmfltionen bei Laffeten und 
Fuhrwerken, und man konnte auf der Wiener Ausflellung diefe Richtung fchon 
von den meiflen Artillerien einfchlagen fehen. 
Hinfichtlich der Gefchofswirkung bleiben die Vorderlader, insbefondere 
jene desSyflemes La Plitte, infoferne man fich nicht der Percuffionszünder bedient, 
hinter den Rückladern, und zwar einerfeits wegen der geringeren Empfindlichkeit 
der Zünder, anderfeits wegen der gröfseren Rotationsgefchwindigkeit entfchieden 
zurück. Auf nahen Diflanzen befitzen die Vorderlader, auf gröfseren Entfernungen 
die Hinterlader die gröfsere Flugbahn-Rafanz, eine Erfcheinung, die in der bedeu 
tenden Anfangsgefchwindigkeit der erfleren Gefchütze und in der günftigeren 
Form des Gefchoffes und der Belaftung feines Querfchnittes bei letzteren ihren 
Grund hat. * 
Die moderne Kriegführung im Felde wurde in neuefter Zeit durch die Ver 
wendung der Mitrailleufe um ein Kampfmittel bereichert, welches zwar Jahrhun 
derte feinem Wefen nach bekannt war, bis in die jüngfte Vergangenheit jedoch ein 
mehr als befcheidenes Dafein friflete. 
Die eklatanten Erfolge des Schnellfeuers, fo wie die verheerende Wirkung 
eines gut gezielten Maffenfeuers find zunächfl als Urfachen anzugeben, welche 
zur Conflrudlion von Mitrailleufen geführt haben und deren Einführung rechtfertigen. 
Wenn fich auch diefe Waffe bei ihrem erflen Auftreten nicht gerade befon- 
ders hervorgethan hat, fo fleht doch feft, dafs fie in der Defenfive unter beflimmten 
Verhältniffen eine ganz aufserordentliche Wirkung zu äufsern vermag. 
Bis zu 15- bis 1600 Schritt wird ihr Feuer immer mörderifcher fein, als'das 
der Shrapnels und der Büchfenkartätfchen der Feldgefchütze. Von den feit der 
Parifer Ausflellung aufgetauchten Syflemen haben fich die Gatt 1 ing-Kanone 
und die Montigny-Mitrailleufe als die brauchbarflen erwiefen und wurden 
auch in Rufs 1 and und England, in der Türkei und Egypten, beziehungs 
weife in Oeflerreich-Ungar 11 bereits eingeführt. 
Was die Leiftungen diefer beiden Syfteme im Schnellfeuer und deren 
Trefffähigkeit anbelangt, fo kann nur ein günfliges Urtheil hierüber gefällt werden. 
Dasfelbe läfst fich wohl auch hinfichtlich der Fundlionirung des Lade- und 
Abfeuerungs-Mechanismus, nicht aber bezüglich ihrer Gewichtsverhältnifse fagen, 
und erfcheint eine Erleichterung derfelben noch fehl* wünfchenswerth, wenn man 
diefe Waffe in jedem Terrain zur Anwendung bringen will. 
Während die Feldgefchütz-Frage noch nicht überall definitiv gelöft ifl, hat 
fich das Feflungs- und Belagerungsmateriale rafch zu hoher Vollkommenheit 
entwickelt. 
Es ifl diefs begreiflich, da die an diefe Gefchütze geftellten Bedingungen 
nicht fo fehr in Widerfpruche flehen, wie diefs bei den Feldkanonen der Fall ifl, 
von welchen nebfl grofsem Effe<5le auch eine bedeutende Beweglichkeit gefor 
dert wird. 
Die Belagerungs- und F eflungsgefchütze bedürfen eben nur jenes 
Grades der Beweglichkeit, der es zuläffig macht, fie durch die Trancheen oder 
über die Wallrampen in ihre Pofitionen zu fchaffen, und nachdem fie in der Regel 
hinter Deckungen flehen, konnten fie leicht alle Einrichtungen erhalten, die eine 
effektvolle Gefchofswirkung, verbunden mit entfprechender Treffficherheit ver 
bürgen, endlich eine gefahrlofe Bedienung geflatten. 
Man hat demnach für die Zwecke des Feflungs- und Belagerungskrieges 
zumeifl Hinterlader adoptirt, und zwar fowohl Kanonen, als auch Mörfer, 
welch’ letztere fich befonders wirkfam erweifen. 
* Diefes Verhältnis hat fich bei den Hinterladungs-Gefchützen der Rir.gconftrucbion 
zu Gunften derfelben geändert.
	        
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