MAK

Volltext: Genie- und Pionnierwesen (Gruppe XVI, Section 3), officieller Ausstellungs-Bericht

Johann Lauer. 
12 
Truppen kennend, liefs durch den damaligen Genie-Oberlieutenant Trauzl die 
Dynamitfabrication. wie folche in der zu Krümmel bei Hamburg erbauten Fabrik 
in Anwendung ift, ftudiren. 
Die Verfuche. welche Trauzl’s Bericht zufolge mit Dynamit im Jahre 1869 
vom öfterreichifchen Genie-Comite vorgenommen wurden, haben die vorzügliche 
Verwendbarkeit des Dynamites dargethan, und veranlafsten die Annahme des- 
felben für die Militär-Sprengtechnik. 
Die weiteren in Oefterreich, vom k. k. technifchen und adminiftrativen 
Militärcomitd unter der Leitung des k. k. Genie-.Oberflen Beck mit Dynamit aus 
geführten Verfuche umfaßen im Allgemeinen Holz-, Ziegelmauerwerks-, Ziegel- 
gewölb-Mauerwerks-, Bruchftein-Mauerwerks-, Eifen- und Eisfprengungen Auch 
wurden Dynamit-Erdminen in gröfserer Ausdehnung verfucht. Die Refultate 
aller diefer Verfuche haben in aufserordentlich kurzer Zeit Kenntnifle über die 
Wirkungen und die Verwendung des Dynamits für Zwecke der Militärtechnik in 
iolcher Menge geliefert, dafs diefes Präparat kaum fobald durch ein anderes ver 
drängt werden dürfte. 
Diefe Refultate kommen aber auch den Civil-Sprengtechnikern zu Gute, 
die fchon aus dem erden Verfuchsrefultate die eminente Wichtigkeit des Dyna 
mits auch für die Montanindudrie und den Bahnbau erkannten. Dafs das Dyna 
mit in unglaublich kurzer Zeit in der Civil-Sprengtechnik eine fehl- ausgedehnte 
Anwendung fand, id einestheils dem k. k. Handelsminiderium zu danken, wel 
ches über Antrag des k. k. Reichs-Kriegsminideriums auf Grund der gündigen 
Refultate jener Verfuche, die die Sicherheit des Dynamits gegen Stofs und Feuer 
dargethan haben, fowohl die Einfuhr des Dynamits als auch den Transport 
desfelben auf Eifenbahnen gedattet. 
Oederreich id der erde Staat, welcher alle kleinlichen Bedenken unbe 
achtet laffend und nur den grofsen Nutzen diefer Mafsnahme vor Augen habend, 
den gerechten Wünfchen der Dynamitconfumenten entgegenkam. 
Die weitere Verbreitung des Dynamits verdankt die Sprengtechnik dem 
oderreichifchen Genie-Officier Trauzl durch Veröffentlichung eines Werkes Uber 
die Eigenfchaften und Verwendung des Dynamits in der Sprengtechnik, wodurch 
jedem Ingenieur die Möglichkeit geboten wird, fich eine hinreichende Kenntnifs 
des Dynamits zu verfchaffen. 
Um das Bekanntwerden des Dynamits in Oederreich hat fich auch der 
energifche Chef der Firma Mahler & Efchenbacher aus Wien, Kaufmann Julius 
Mahler, Verdiende erworben. Seinen Bemühungen verdankt die Dynamitfabrik 
in Zämky bei Prag ihre Entdehung. 
Noch feien die Fortfehritte erwähnt, welche feit Erfindung des Dynamits 
in der Erzeugung desfelben zu verzeichnen find. 
Die Forderungen der Bergtechnik, insbefondere des Kohlenbergbaues, 
drängten unabweislich zur Erzeugung eines Sprengmittels, welches mit der 
momentanen Entzündungsfähigkeit des Dynamits eine grofse Nachwirkung ver 
eint. Die Folge davon war, dafs nunmehr nebd dem urfprünglichen Dynamit 
— reines Kiefelguhr-Dynamit — jetzt Dynamit Nr. I, noch die beiden Dynamit 
forten Nr. II und III erzeugt werden. 
Auch derUebeldand des Dynamits, das Hartwerden bei niederer Tempera 
tur 1 -+- 8 Grad Celfius), in welchem Zuflande es durch die gewöhnliche Kapfel nicht 
gezündet werden kann, ift durch Anwendung von befonderen Zündpatronen beho 
ben. Diefe Zündpatrone, von Trauzl erfunden, befteht aus Nitroglycerin, Kalifalpe- 
ter, Harz und eigenthümlich bereitetem Holzfboffe. Trauzl hat auch fpeciell für 
militärifche Zwecke eine Zündpatrone aus Schiefswolle und Nitroglycerin erzeugt. 
Die neuefte Verbefferung in der Dynamitfabrication ift die Darftellung 
von Trauzl’s „Cellulofedynamit“. 
Den fortgefetzten Verfuchen Trauzl’s ifl es nämlich gelungen, ein Nitro 
glycerin-Pulver zu erzeugen, welches mit allen Vortheilen des Kiefelguhr-Dynamits
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.