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Volltext: Genie- und Pionnierwesen (Gruppe XVI, Section 3), officieller Ausstellungs-Bericht

Sprengtechnik. 
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den Vortheil der Schiefswolle, gegen Einwirkungen des Waffe rs unempfindlich 
zu fein und die daraus folgenden Confequenzen vereinigt. 
Trauzl machte fchon 1870 bei feinen Verfuchen zur Auffindung einer 
geeigneten Zündpatrone für gefrorenes Dynamit die wichtige Entdeckung, dafs 
gewiffe organifche Auffaugfloffe die Eigenfchaft befitzen, aufgefaugtes Nitro 
glycerin in Waffer vollkommen feflzuhalten und trotz hohen Waffergehaltes noch 
vollkommen explofibel zu bleiben. Die damals verwendeten Auffaugfloffe, nitrirter 
Holzftoff und Schiefswolle, konnten ihrer Gefährlichkeit wegen nicht für eine 
Maffenerzeugung dienen. Nach vielen Experimenten fand Trauzl endlich in dem 
auf eigenthümliche Weife präparirten Holzfloffe einen vollkommen geeigneten 
Auffaitgefloff, der 70 bis 75 Percent Sprengöl aufnimmt und mit diefem ein 
Sprengmittel bildet, welches die Eigenfchaft befitzen foll, in Berührung mitWaffer 
in feinen Mifchungsverhältnifien conflant zu bleiben und nach Auspreffen und 
Trocknen vollkommen feine frühere Kraft zu erlangen. Bei ftarkem Wafferzufatze, 
bei dem es die Eigenfchaft der Zündfähigkeit verloren hat und gegen die flärkften 
mechanifchen Einwirkungen nahezu vollkommen unempfindlich ift, foll es feinen 
Nitroglycerin-Gehalt fefthalten, und bei Anwendung flarker Knallfätze oder Zünd 
patronen ohne Trocknung mit hoher Kraftentwicklung explodiren. 
Trauzl’s Cellulofedynamit würde alfo mit der Schiefswolle alle Vortheile 
theilen, welche diefe gegenüber dem Nobel’fchen Dynamit befitzt. Es hätte aber 
gegenüber der Schiefswolle gleichzeitig jene bedeutenden Vortheile, welche dem 
Nitroglycerin-Pulver bisher fall überall den Sieg verfchafft haben, und fo die 
Urfache find, dafs in jüngfter Zeit fogar in England die Schiefswolle Schritt für 
Schritt an Terrain verliert. 
Diefes unermüdliche Beftreben, Dynamit in folcher Vollkommenheit darzu- 
ftellen, dafs dasfelbe die Concurrenz eines anderen Sprengpräparates nicht zu 
fürchten hat; die unausgefetzten Verfuche, welche eine richtige gewinnbringende 
Anwendung des Dynamits bezweckten, erklären die jährlich fich fleigemde Zu 
nähme des Dynamitverbrauches. 
Die Dynamitfabrik in Zdmky bei Prag, von welcher im Pavillon der 
modernen Sprengtechnik ein fchon gearbeiteter plaftifcher Plan ausgeflellt war, 
foll im Jahre 1872 circa 6000 Centner und bis Juli 1873 circa 5000 Centner 
Dynamit erzeugt haben, jedoch genügen diefe Mengen nicht mehr, um den gegen 
wärtigen Anforderungen der öflerreichifchen Eifenbahnbau - Unternehmungen 
gerecht werden zu können, wefshalb der Bau einer zweiten Dynamitfabrik in 
Oeflerreich, und zwar nächfl Prefsburg in kurzer Zeit in Angriff genommen 
werden foll. 
Den Dynamitbedarf für Deutfchland liefert die Fabrik zu Krümmel bei 
Hamburg und war von diefer gleichfalls ein intereffanter Reliefplan, welcher die 
gefammte Fabriksanlage zur Anfchauung brachte, von Mahler ausgeflellt. Im 
Jahre 1872 foll diefe Fabrik circa 9400 Centner und bis Juni 1873 circa 8000 
Centner Dynamit erzeugt, und einen Theil hievon nach Oeflerreich, Italien und 
der Türkei verfendet haben. 
Aufser in Oeflerreich und Deutfchland beftehen noch Fabriken, welche 
Nobel’fches Dynamit erzeugen, in Schweden und in Amerika. 
Die Ausflellung der Erzeugniffe der Dynamitfabrik in Zämky, veranlafst 
durch Mahler im Pavillon der modernen Sprengtechnik, war eine vollfländige. 
Es befanden fich dafelbfl alle zur Erzeugung von Dynamit nöthigen Roh 
materialien, als: grüne und rohe Kiefelguhr, wie folche in der Nähe Hamburgs 
gegraben wird; gebrannte und pulverifirte Kiefelguhr; dann Glycerin, Schwefel 
und Salpeterfäure. Von letzteren dreien waren folche Mengen in Gläfern ver 
theilt, wie fie zur Darftellung von einem Pfund Nitroglycerin verwendet werden 
Ferner war auch das Verhältnifs jener Mengen von Nitroglycerin und Kiefelguhr, 
in welchem diefe Materialien zur Bereitung von einem Pfund Dynamit Nr. I erfor 
derlich find, veranfchaulicht.
	        
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