MAK

Volltext: Genie- und Pionnierwesen (Gruppe XVI, Section 3), officieller Ausstellungs-Bericht

14 
Johann Lauer. 
Die Dynamitforten Nr. I, Nr. II und Nr. III, dann die Zündpatronen- 
Mifchung waren in Imitation ausgeftellt. 
Dynamit Nr. I ift eine lichtorange oder gelbbraune, feinkörnige, plaftifche, 
fich etwas fett anfiihlende Maffe, welche im ftark zufammengeprefsten Zuftande 
ein fpecififches Gewicht von r6 befitzt. Es enthält 75 Percent Nitroglycerin, 
welches durch 25 Percent Kiefelguhr abforbirt und hiedurch gegen mechanifche 
Einflüffe nahezu unempfindlich gemacht worden find. DerCentner diefer Dynamit 
forte koftet 100 fl. öfterr. Währung. 
Dynamit Nr. II und III find röthlich braun und, beträgt ihr fpecififches 
Gewicht 13. Dynamit Nr. II hat 50 Percent Nitroglycerin, 10 Percent Kiefelguhr 
und einen Zufatz von falpetrifirtem Holzmehle, Soda etc. Beim Dynamit Nr. III 
beträgt der Nitroglycerin-Gehalt nur 30 Percent. 
Der Zollcentner Dynamit Nr. II koftet 80 fl., jener von Nr. III 62 fl. Die 
Zündpatrone zur Zündung gefrorenen Dynamits enthält ein Nitroglycerin-Pulver, 
von röthlichem Anfcheine, welches aus 45 Percent Nitroglycerin, 38 Percent 
Salpeter, 8 Percent Holzmehl, 4 Percent Harz, 1 Percent Soda und 4 Percent 
Kiefelguhr befteht. Der Zollcentner diefer Zündmifchung koftet 110 fl. öfter- 
reichifcher Währung. 
Bezüglich der Anwendbarkeit diefer Dynamitforten in der Sprengtechnik 
fei bemerkt, dafs Dynamit Nr. I vorzüglich in der Militär-Sprengtechnik, dann bei 
Sprengungen unter Wafler und überall dort Anwendung findet, wo die Ladung 
zur Zerftörung eines Objedtes ohne jede Verdämmung angebracht wird. Auch in 
Schächten und Stollen wird bei Sprengungen in fehl- feftem, mäßigem Gefteine 
Dynamit Nr. I angewendet. 
Dynamit Nr. II und III eignen fleh vorzüglich in Steinbrüchen zur Gewin 
nung von Bruchfteinen und zu allen Sprengungen in Kohlen-Bergwerken. Die 
Wahl einer oder der andernSorte richtet fich nach dem Härtegrade des Mittels, in 
welchem gefprengt wird. 
Im Handel wird Dynamit hauptfächlich in Patronenform umgefetzt. Die 
Patronen jeder Dynamitforte haben 1 Zoll oder % Zoll Durchmeffer und 4 Zoll 
oder 2 Zoll Länge. Zur Entzündung diefer beiden Sprengpatronen-Gattungen 
werden noch fogenannte Auffatzpatronen erzeugt, in welche bei Bohrfchüffen die 
Sprengkapfel nebft Zündfchnur eingefiihrt und auf die Sprengladung auf 
gefetzt wird. 
Jede Spreng-Patronengattung ift mit einer entfprechenden Anzahl Auffatz 
patronen in Packete (zu 5 Zollpfund), diefe wieder in Kiften (50 Zollpfund) ver 
packt, welch’ letztere mit Plombe und Schutzmarke verfehen find. 
Die Zündpatronen für gefrorenes Dynamit find nur in kleinen Kiften 
verpackt. 
Lediges Dynamit, nur auf befonderes Verlangen beziehbar, wird zu 
50 Pfund inFäffern verpackt, welche gleichfalls Schutzmarke und Plombe erhalten. 
In dem Pavillon der „modernen Sprengtechnik“ waren die verfchiedenen 
Spreng- und Zündpatronen des Handels, fowie die erwähnten Verpackungsarten 
dem Befucher in überfichtlicher Weife vor Augen geführt. Auch waren Wärme 
apparate, in welchen gefrorenes Dynamit in der Regel vor feiner Verwendung 
aufgethaut werden foll, ausgeftellt. Dasfelbe war der Fall mit allen zum Erzeugen 
von Patronen aus ledigem Dynamit erforderlichen Requifiten, wie : hölzerne Lad- 
ftöcke, Holzfchüffeln, hölzerne Löffel und Gummi-Handfchuhe. 
Von A. Eckftein in Wien, waren aus vegetabilifchem Pergamentpapier 
erzeugte und mit einer wafferdicht fchliefsenden Compofition geleimte Patronen- 
hiilfen für Dynamit ausgeftellt. 
Die Aufmerkfamkeit der Fachmänner erregte insbefondere ein vom öfter- 
reichifchen Genie Hauptmann Hefs zufammengeftellter Apparat. 
Es befteht nämlich bis jetzt noch kein Apparat, mit welchem die Kraft 
des Dynamits diredle gemeffen werden kann; wefshalb man zur Beurtheilung
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.