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Emerich Zinner.
Die Pionniertruppe unter den oben gegebenen Verhältnii'fen erfordert, foll
fie zu allen Zeiten den an fie gedeihen Anforderungen immer gerecht werden,
ei^e Ergänzung an Mannfchaftsmateriale, welches mehr wie jede andere Truppen
gattung fchon genügende Vorbildung mitbringt oder aber zum minderten fehr
bildungsfahig ift. Diefer Ausfpruch ift umfomehr begründet, weil das heutige
öfterreichifche Pionnierwefen unter den vielen ihm zugewiefenen Dienftesfächern
auch das gefammte Pontonierwefen (den Wafferdienft) in fich fchliefst, das
foll es ftets ficher und gefahrlos für die eigene Truppe felbft gehandhabt
werden — viele Erfahrungen und Umficht erfordert, und früher faft ausfchliefslich
überall oder theilweife auch jetzt noch in manchen Staaten für fich eine eigene
Specialwaffe bildet.
Nach diefer ö ft e r r e i ch i f c h e n Auffaffung, die fomit der allgemein
angenommenen Vorftellung vom Pionnier noch am nächften kommt, haben wil
den Umfang des Pionnierwefens abgegrenzt, und wollen demnach
hier nur innerhalb diefer Grenzen die auf der Weltausftellung zur Anficht gebrach
ten technifch-militärifchen Gegenftände betrachten, während alle übrigen militär-
technifchen Gegenftände in den Bereich des Geniewefens fallen.
Nunmehr übergehend auf die Einzelbetrachtungen der ausgeftellten Gegen
ftände wird noch zur Orientirung vorausgefchickt, dafs diefe nach Fächern und in
jener Reihenfolge geordnet vorgeführt werden follen, wie fie oben aufgezählt wurden.
Voran wird der wichtigfte Dienfteszweig — das Brückenwefen — befpro-
chen werden ; diefem folgt dann das Land-Communicationswefen einfchliefsig
des Eifenbahn-Wefens, dann das Telegraphenwefen, ferner die Befprechung der
Wafferbau- und der Lagerbau-Objedte und fchliefslich unter der Rubrik ,.Diverfes“
eine Schilderung oder mindeftens Anführung all’ jener Gegenftände, welche zwar
nicht in der Gruppe „Heerwefen“ ausgeftellt waren, aber dennoch für unfer Fach
vom Intereffe find. Hinzugefügt mufs endlich noch werden, dafs die Gegenftände
über die Feldfortification hier darum gar keiner befonderen Würdigung unter
zogen werden, weil wir Pionniere, wenn auch zeitweife berufen, felbftftändig
derlei Bauten vornehmen zu müffen, doch wie fchon einmal erwähnt, dazu für
gewöhnlich nur Hilfsarbeiter abgeben follen, indem in diefem technifchen Zweite
die Hauptverrichtung der Genietruppe zufällt.
Wir verweifen darüber auf den Bericht über Geniewefen.
Das Brückenwefen.
Diefes zerfällt, wie lchon oben auseinander gefetzt wurde, in den Bau
von Kriegsbrücken und in jenen vonNoth- und halbpermanenten,
Brücken.
Hinfichtlich der beiden letzteren Gattungen Brücken müffen wir gleich
voraus fenden, dafs folche auf der Ausftellung nicht vertreten waren.
Alle vorhandenen Brücken in Bild und Zeichnung fowohl, als jene in
Modellen waren Stein- oder Eifenbrücken oder auch HolzconftruAionen fehr
ftarker complicirter Art, alfo Brücken mit permanentem Charakter. Für Feld
brücken kommen diefelben nicht in Betracht und wir verweifen darüber auf den
Bericht Gruppe XVIII, SeAion 2.
In Betreff des für den Militärtechniker viel wichtigeren Kriegsbrücke n-
Wefens mufs vor Allem bedauert werden, dafs nur fehr wenige Staaten an der
Ausftellung in diefer Richtung fich betheiligt haben und dafs namentlich Oefter-
reich felbft — derjenige Staat, welcher die Ausftellung fo grofsartig in Scene zu
fetzen wufste, —mit feiner anerkannt ausgebildetften Kriegsbrücke, der Birago-
fchen Originalbrücke, ganz fern blieb.
Es wäre ficherlich höchft lehrreich gewefen, eine Ueberficht zu gewinnen
über die gefammte Ausrüftung für den Pionnierdienft im Felde, als: über Werk-