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Emerich Zinner.
welche mit derlei Arbeiten vertraut find, was aber thatfächlich faft nie der Fall ift.
Auch bringt diefe Mufterfammlung von Modellen proviforifcher Wafferbauten den
technifchen Militär, der wenig in die Gelegenheit kommt, fich in diefem unter
geordneten Zweige zu üben, unwillkürlich auf die Idee, dafs es gewifs lohnend
wäre, wenn jährlich einzelne Individuen (Officiere und intelligente Unterofficiere,
welch’ letztere der Zimmermanns-Profeffion kundig find) der technifchen Truppen
folchen Forftverwaltungen auf einige Zeit zugewiefen würden, bei welchen eben
mehrere Arbeiten diefer Art im Zuge find, weil, wie hier nochmals wiederholt
werden mufs, kein Dienfl fchwieriger in feiner Ausführung ift, als jener des
Wafferbaü-Technikers, da derfelbe die meiften praktifchen Erfahrungen erfordert.
Denn da man es hier mit der Bezähmung oder gar Bekämpfung eines oft fehr
tückifchen Elementes zu thun hat, fo müffen die Mittel und auch jene praktifchen
Handgriffe und verfchiedenen Verfahrungsweifen forgfältig ftudirt fein, durch
welche wirkfame, dauerhafte und nur nützliche Werke gefchaffen
werden können.
Eine fehlerhafte Bauanordnung kann gerade hier das Gegentheil jener
Wirkung hervorbringen, die man eigentlich beabfichtigt.
Darum alfo, weil diefer Zweig mehr wie jeder andere wenigftens
eines praktifchen A n fch au u n gs-Un t e r r i c h t e s bedarf, meint der Verfaffer
diefer Zeilen, dafs die fchöne Gelegenheit, welche untere Länder dazu bieten,
auf die fchon angedeutete Weife fruchtbringend ausgenützt werden könnte. Ebenfo
füllten einzelne Angehörige unteres Standes bei Befuchen unterer Gebirgsländer
es nicht leicht verabfäumen, da man ohnediefs meift den Flufsläufen in den herr
lichen Thälern folgen mufs, beftehende oder im Bau begriffene Wafferbauten
näher zu befehen und fich bei den leitenden Perfönlichkeiten die nöthigen Auf
klärungen einzuholen.
Lagerbau-Objefle.
Sehr ärmlich war es mit dem ganzen hier noch zu erwähnenden Gebiete
auf der Ausftellung beftellt. Es mag diefs darin feinen Grund haben, dafs man
heut zu Tage den lagernden Truppen nur mehr in den feltenften Fällen Noth-
unterkünfte fammt den dazu gehörigen Einrichtungen für Wafferverforgung, Koch-,
Back-, Wafch- und fonftigen Reinlichkeitsanftalten eigens erbaut; da man in
cultivirten Ländern überall, wo nur möglich enge Cantonirungen zu beziehen fucht.
Gröfsere Lagerbauten dürften in der Zukunft nur mehr in Ruheftellungen,
wahrfcheinlich aber nur mehr für Cernirungstruppen vorgenommen werden. Diefs ift
die Urfache, warum der früher fo viel gepflegte Lagerdienft in neuerer Zeit fo an
Umfang verloren hat.
Ausgeftellt war nur ein einziges Feldlager-Zelt in Miniatur, und zwar
in der ruffifchen Mil i t ärab t he i lu ng, dann wirkliche Zelte und
Mufter von Feldlazareth-Baraken im allgemeinen Militär-Sani-
tätspavillon, welche aber alle vermöge ihrer Einrichtung blofs für Sanitäts
zwecke beftimmt und in die Sedlion 4 (Sanitätswefen) eingetheilt find, daher
aufser dem Bereiche diefer Berichterftattung liegen.
Auch die anderwärts auf dem Ausftellungsplatze zu verfchiedenen Zwecken
aufgeftellten Zelte vermochten uns kein befonderes Intereffe abzugewinnen.
Ueber die weiters im Sanitätspavillon in Naturgröfse exponirten ambu-
anten Back- und Kochanftalten neuefter Conftrutftion u f. w. berichtet
der Berichterftatter der Gruppe XVI, Sedlion 1, und wir erwähnen derfelben
hier nur der Vollftändigkeit halber und um von Haus aus allenfalls jenen zu
begegnen, welche, wenn fie die officielle Eintheilung der einzelnen Gruppen
nicht kennen, glauben könnten, dafs diefe ObjecTe eigentlich hieher zur Befpre-
chung gehören.