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Moriz Brunner,
disponirt, gewiffermalsen als Modell im Kopfe haben mufs. Wenn man dabei
nun auch jede, immer und überall fchädliche Oberflächlichkeit vermeidet, ift es
noch immer möglich, fich nicht allzutief einzulaffen. Wir vermißen daher gerne
in den vorgelegten Zeichnungen die fchwierigen Auflöfungen , die fich auf das
hyperbolifche Paraboloid beziehen und die fonft fehr cultivirt werden, endlich auch
die Beleuchtconftruclionen.
Die fortificatorifchen Zeichnungen beftehen aus Entwürfen aus dem Gebiete
der Feldbefeftigung, weniger der permanenten Fortification, bei welcher die
eigenthümlich zarte Darftellungsweife, die fchon früher erwähnt wurde, fich auch
hier wieder findet.
Die letzteren Zeichnungen laffen klar erfehen, dafs die fchwedifchen Genie-
Officiere nicht zu den Schabloniften gehören und dafs fie auf dem neueften Stand
punkte der Fortification flehen. Wir fehen eine beachtenswerthe Leichtigkeit in
der Benützung der verfchiedenen Formen, zweckmäfsige Anwendung zahlreicher
granatfreier Unterkünfte, Traverfen und Bonnets. Wir begegnen auch den zuerft
in Oefterreich (Streftleur’s öfterreichifche militärifche Zeitfchrift, 1865, II. Band)
vorgefchlagenen Ruheftellungen für die Gefchütze während einer überlegenen
Befchiefsung, dann die ebenfalls öfterreichifchen Pidoll’fchen Munitionsmagazine,
die Werke find dem Terrain gut angepafst.
Als Beifpiel aus der Lehre vom Feftungskrieg fanden wir den Entwurf
eines idealen Angriffes auf Beifort.
Endlich lagen noch Entwürfe für Brückenproviforien und einige wenige
Baukunft-Zeiehnungen vor.
An Lehrmitteln waren vertreten: Modelle vom Artillerie- und Pontonnier-
Materiale, von einzelnen Theilen der Feldbefeftigungen mit Darftellung aller
Bekleidungsmethoden, eine Pidoll’fche Batterie (wie folche von den Oefterreichern
bei Königgrätz erbeutet wurde), Apparat für den Unterricht im Zielen, Rocogno-
fcirungsinftrumente, Reglements, Lehrbücherfür Unterofficiers-Schulen und Fecht-
requifiten.
In Oefterreich hatte, wie in der Einleitung erwähnt wurde, das Reichs-
Kriegsminifterium fich an der Aufteilung nicht betheiligt. Wir fanden daher den
militärifchen Unterricht und die militärifche Fortbildung nur durch Privatausftel-
lungen vertreten.
Bei der Ausftellung des k. k. militär-geographifchen Inftitutes fahen wir
den riihmlichft bekannten „Zeichnenfchlüffel“ des k. k. Oberften Scheda, aus Vor
legblättern zum Unterrichte beim Situationszeichnen beftehend, in den Militär-
Bildungsanftalten eingeführt und der feiner Zweckmäfsigkeit und Schönheit wegen
allgemein — auch aufserhalb Oefterreich bekannt ift.
Wir trafen ferner in demfelben Fache die muftergiltigen Modelle des
verewigten k. k. Sedlionschefs im Kriegsminifterium Valentin Ritter v. Streffleur
und des ebenfalls verdorbenen k. k. Artilleriemajors Cybulz zum Zwecke des
Unterrichtes im Bergzeichnen dienend. — An Reliefs zu Lehrzwecken lagen vor:
das Relief des Manövrirterrains des Brücker Lagers vom k. k. Major Hoppeis
zum Unterrichte im Felddienft beftimmt, ein Relief von Paris und Umgebung,
worin die Belagerungs- und Vertheidigungsarbeiten eingezeichnet find, zum
Studium des Cernirungskrieges um Paris, angefertigt vom k. k. Hauptmann Hugo
Fifcher v. See.
Zur Fortbildung des k. k. Officierscorps in den Kriegswiffenfchaften
fanden wir die lange Reihe von (48) ftattlichen Bänden der Streffleur’s öfter
reichifchen militärifchen Zeitfchrift, Jahrgänge 1860 bis 1872.
Die öfterreichifche militärifche Zeitfchrift wurde gegründet vom Erzherzog
Carl 1811, erneuert durch die Initiative Seiner Majeftät des Kaifers Franz Jofef I.
im Jahre 1860, der die Redadlion feinem ehemaligen Lehrer, dem als Militär-
fchriftfteller, insbefondere aber als Kartograph und Statiftiker, dann im Fache der