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Volltext: Mathematische und physikalische Instrumente (Gruppe XIV, Section 1 und 2), officieller Ausstellungs-Bericht

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Ferdinand Lippich. 
Entfprechend den fechs verfchiedenen Höhen, in welchen die Wagfchale 
mit der Münzplatte zur Ruhe kommen kann, find ieitwärts von derfelben fechs 
flache, nach abwärts geneigte Canäle angebracht. Ift die W age zur Ruhe gekom 
men, fo wird zunächft durch den Mechanismus die Wagfchale feitlich feftgeklemmt, 
die Canäle werden an die Wragfchale herangerückt, die Münzplatte wird ausgelöft 
und gleitet in den entfprechenden Canal und durch diefen in ein Sammelgefäfs. 
Sodann treten die Canäle wieder zurück, in die noch feftgeklemmte Wagfchale 
fällt eine neue Münzplatte, die fleh in einem geeigneten Behälter über der Wag - 
fchale bereits befand und in diefem aus einem feitwärts flehenden Cylinder, in 
welchem die Platten übereinander gefchlichtet find, durch den Mechanismus vor 
gefchoben wurde. Nachdem die neue Platte in die Wagfchale gelangt ift, wird die 
Klemmung aufgehoben, Balken und Schalen werden arretirt und nachdem diefs 
erfolgt ift, werden erft die Schalen, fodann der Balken wieder freigelaflen und 
ein neuer Turnus beginnt. Die Mafchine enthält zwölf nebeneinander geftelite 
Wagen und wird durch die Umdrehung einer Welle mit y j0 Pferdekraft in Betrieb 
erhalten. In der Minute fortirt fle 40 Platten; werden nur drei Sorten verlangt, fo 
fteigt ihre Leiftung auf wenigftens 100 Stück per Minute. 
Diefe Mafchine ift, aufser in Wien, bereits in den Münzen von Berlin, Mün 
chen, Dresden, Kremnitz und Cofta-Rica acceptirt. 
Allerdings ift der Grundgedanke, die Stellung der Wage nach gewiffen 
Gewichtsabftufungen durch Abheben oder Auffetzen von Gewichten zu limitiren, 
wobei durch dieBewegung der W r age von diefer felbft das Belaften oder Entladen 
ausgeführt wird, nicht neu. Signier hat nach diefem Principe vor mehr als 
20 Jahren Münzwagen erfonnen, die von Deleuil in Paris ausgeführt wurden. 
Allein diefe Wage hatte nur die Beftimmung, drei Sorten zu liefern. Eine von 
Smith nach anderem Principe conftruirte Münzwaage, die nach zehn Sorten ord 
nete, hat fleh keinen Eingang verfchaffen können wegen der zu geringen Zuver- 
läffigkeit, mit der fle arbeitete. Die Mafchine von Seyfs repräfentirt daher was 
Leiftungsfähigkeit und Anordnung des Mechanismus anbelangt, einen entfchie- 
denen Fortfehritt auf diefem Gebiete. 
Indem wir nunmehr die aus Deutfchland erfchienenen Wagen namhaft 
machen wollen, beginnen wir mit der bereits früher genannten Firma 1 .Bunge 
in Hamburg. Diefe hat leider nur eine kleinere Wage für 200 Gramm einfeitiger 
Belaftung ausgeftellt. Die Länge des Balkens beträgt 13 Centimeter, fein Gewicht 
nur 12 Gramm. Die Wage gibt bei der Maximalbelaftung und 01 Milligramm 
Uebergewicht noch einen Scalentheil Ausfchlag. Der Balken hat ie orm eines 
mit der Spitze nach aufwärts gekehrten Dreieckes von beträc t ic ei o ie mi 
einer Mittelftrebe. Die geneigten Dreiecks-Seiten werden daher nur auf Zug 
beanfprucht und es entfällt die Nothwendigkeit von Seiten re en. ^ um wec 
der Reiteraufhängung ift eine eigene horizontale Schiene nnge rac - 
Was bei der Bunge’fchen Conftruction immerhin etwas bedenklich 
erfcheinen kann, ift die Zufammenfetzung des Balkens aus mehreren miteinander 
verfchraubten Theilen, die überdiefs aus verfchiedenem Materiale beftehen. Es ift 
wohl nur durch die Erfahrung eine Entfcheidung über die Zweckmäßigkeit diefer 
Einrichtung zu erwarten. Uebrigens erfreuen fich die B u n g e fchen \\ agen fc on 
jetzt einer grofsen Verbreitung und Beliebtheit. , ,, „ , . , , ■ 
Ganz befonders ragte durch feine prächtige Ausftellung Schickert 1 
Dresden hervor; an feinen Wagen ift ein beftimmtes Syftem überall mit wohlver- 
ftandener Confequenz durchgeführt. Die Wagebalken a en mei ie rel 
Form mit nach abwärts gekehrter Spitze, wodurch die Anbringung zweier oder 
mehrerer Seitenftreben bedingt wird. Feinere Wagen befitzen Arretirung des 
Balkens und der Schalengehänge, die Schalen werden durch 1 
Diefs ift in der That der gewöhnlichen Arretirung der Schalen mit Stutzplatten 
vorzuziehen, da bei letzterer Einrichtung durch feitliches Auffetzen der Gewichte 
ftärkere Schwingungen der Schalen nach Abziehen der Stützplatten nur fchwer zu
	        
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