Marinewefen.
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Waffer ruht und fich v drehend einen
fehr kleinen Reibungswiderftand ver-
urfacht. — Diefer Reibungswiderftand
wird allerdings nicht allein durch die
Drehung des Zapfens auf der Waf-
ferfläche, fondern auch dadurch verur
sacht, dafs der Zapfen, refpedtive der
Pluntfcherkolben der hydraulifchen
i Preffe, an der Stelle, wo er aus dem
f wonrcär Prefsgehäufe herausreicht, durch eine
Brahma’fche Liederung abgedichtet wer
den mufs, welche Dichtung hier ftatt durch die üblichen Lederringe durch Kaut
fchukringe hergeftellt ift und bei Drehung des Kolbens eine fehr bedeutende
Umfangsreibung verurfachen mufs. Es fcheint aber nichtsdeftoweniger, dafs im Gan
zen bei einer folchen Anordnung mit hydraulifcher Unterlage die Reibung eine
viel kleinere ift. — Die Brücke ift an den beiden Enden mit Führungsrollen verfehen,
welche, wenn mit hydraulifchem Drucke gearbeitet wird, während der Drehung
aufser Funcftion kommen, für den Fall aber, als die hydraulifche Pumpe verfagen
follte, eine ebene Führung der Brücke fichern. Wenn die Brücke gefchloffen,
gefchieht deren Fixirung durch Keile, welche unter die Führungsrollen greifen
und gemeinfchaftlich ein- und ausgelöft werden können. Die Drehung feil ft wird
durch einen Armftrong’fchen hydraulifchen Flafchenzug bewerkftelligt. Das
Gewicht der Brücke vertheilt fich, wie folgt: Holz ioo Tonnen, Schmiedeeifen 320
Tonnen. Gufseifen 3°° Tonnen, diverfe Materialien 30 Tonnen.
Eine zweite Drehbrücke, welche zur Ausftellung gelangte und die Ueber-
brückung des Baffins de la Joliette (Tafel XV), refpecftive die Verbindung des
Piauptmolo desfelben mit dem äufserenDamme F CD bewerkftelligte, bietet
erhöhtes Intereffe und ift in beiftehender Fig. 101 in der Yorderanficht gegeben.
Diefe Brücke öffnet nämlich die Wafferpaffage durch Drehung in horizontaler
Ebene, wie eine gewöhnliche Drehbrücke, oder durch Drehung in verticaler
Ebene. Erfteres gefchieht, wenn Schifte mit Mafien zu paffiren haben und wirkt
die Brücke alsdann genau in gleicher Weife wie für Fig. 99 befchrieben wurde.
Da jedoch das ganze Aufdrehen der Brücke ziemlich lange Zeit (8 Minuten) in
Anfpruch nimmt, die Mehrzahl der Schiffe aber, welche paffiren, kleinere Boote
und Lichterfchiffe lind, fo ift diefe Brücke fo eingerichtet, dafs fie auch theilweife
wie eine Fallbrücke dienen kann. Es ift nämlich der Drehzapfen a, welcher, wie
früher für Fig. 100 befchrieben wurde, fo auch hier in Fig. 101 den Pluntfcher
kolben einer hydraulifchen Preffe darftellt, fo lang, dafs er bis auf 90 Centimeter
gehoben werden kann, und dann, wie Fig. 101 zeigt, der Brücke eine folche
Lage ertheilt, das kleinere Schifte noch anftandslos paffiren können. Zu Gunften
der Neigung der Brücke ift die Auflagerung derfelben auf den Drehzapfen, wie
Fig. 102 in gröfserem Mafsftab zeigt, fo bewerkftelligt, dafs über dem verticalen
Hauptzapfen a ein horizontaler, oben halbrunder Querzapfen eingekeilt ift, welcher
in eine correfpondirende halbrunde Nuth einer Brückentraverfe eingreift. Wenn
die Brücke gedreht werden foll, fo wird der hydraulifche Zapfen auf 20 Centi
meter gehoben, fonft wie für Fig. 100 vorgegangen. Soll die Brücke als Hebe
brücke dienen, fo wird der Zapfen je nach Bedarf auf gröfsere Flöhe, im äufser-
ften Falle bis auf 90 Centimeter gehoben, und dann hat die Brücke eine Neigung
von 68 Millimeter per Meter und ift am äufserften Ende um 4 6 Meter über dem
Quai. Die Plebung des Zapfens gefchieht durch einfache Oeffnung eines Hahnes,
welcher zwifchen dem hydraulichen Gehäufe des Zapfens und einem Cumulator.
in welchem immer Waffer mit 52 Atmofphärenpreffung angefammelt ift, eine
Communication herftellt.
Der Zapfen felbft hat 2 Meter Länge, fo dafs er bei dem äufserften Hub
noch mit rio Meter im Gehäufe fleckt. Die Kolbenliederung der hydraulifchen
Fig., 100
\ K.
b:-