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Alexander Friedmann.
Die n e u e ft e n Schiffe, welche diefe Regierungen bauten, wie das fpäter
befchriebene Bug ■ Cafemattfchiff „Erzherzog Albrecht“ und die „Cuftozza“
in der öfterreichifchen, das Thurmfchiff „Peter der Grofse“ in der ruffifchen
Abtheilung, fowie all’ die neueren englifchen und fonftigen Panzerfchiffe
find fchon ganz aus Eifen conftruirt.
Für kleinere Kriegsfchiffe, befonders für diejenigen, welche für den
Kreuzungsdienft beftimmt find und welche fchon wegen der nothwendigenKupfer
verkleidung mindeftens die Beplattung aus Holz haben muffen, kann die Holz-
conftrudtion noch gelten, weil da die Hölzer noch keine fo grofsen Dimenfionen
haben müffen, demnach jüngeres Holz vom beften Alter zur Anwendung gelangen
kann, deffen Dauerhaftigkeit, genügende Austrocknung vor der Verwendung
vorausgefetzt, immerhin eine bedeutende fein kann. Bei den grofsen Holzfchiffen
aber müffen die Hölzer fchon folche Dimenfionen haben, dafs für fie leicht über-
ftändiges Holz von geringer Dauerhaftigkeit zur Anwendung kommt und die-
felben immerhin fchon nach den erften fünf Jahren grofse Reparaturen erheifchen,
die lieh dann in immer kürzeren Intervallen wiederholen und fo durch die geftei-
gerten Inftandhaltungskoften und die geringe Dauer bei Weitem die Erfparniffe
vernichten, welche durch die anfeheinend billigere erfte Herftellung erreicht werden.
Bezüglich der Detailconftrudtionen der eifernen Schiffe war auf der Welt-
ausftellung aufser dem Umftande, dafs nun die wafferdichten Querwände, durch
die das Schiff bei Leckbildungen in gegenfeitig abfchliefsbare Compartiments ein-
getheilt ift und Wafferballaft nehmen kann, fall bei allen eifernen Schiffen disponirt
find, nichts Neues zu fehen. Von den früheren Vorfchlägen, flatt der Querfpanten
Längenfpanten herzuftellen, fcheint man ganz abgegangen zu fein. Es wird aller
dings auf die Spanten mehr Material als nothwendig verwendet, infofern, als die
Spanten in der grofsen Anzahl, wie fie jetzt gemacht werden, entbehrlich wären
und bezüglich der Fettigkeit des Querverbandes mit einer viel geringeren Anzahl
das Auslangen gefunden würde; es wäre immerhin gut, diefes Material lieber zur
Herftellung eines fetteren Längenverbandes zu benützen. Aber die ganze Her-
ttellungsweife eines Schiffes, für welche doch die Spanten die Form abgeben,
macht eine andere Conftrudtionsweife als die bisherige zu umttändlich.
Auch der früherenVorfchläge, die Schiffsverkleidung imBug und rückwärts
fchwächer zu machen, weil dort bezüglich der Fettigkeit dünneres Blech aus
reichen würde, war auf diefer Austtellung nicht gedacht worden, und nicht ganz mit
Unrecht, weil die Bleche ja nicht nur der Fettigkeit zu genügen haben, fondernauch
gegen die Abnützung zu dimenfioniren find, und gerade die Bleche im Vorder- und
Hintertheile des Schiffes fchon durch die Reibung in diefer Beziehung mehr in
Anfpruch genommen find als die Bleche im Mittfchiffe.
Befchreibung der ausgeftellt gewefenen Schiffe.
Von den ausgeftellt gewefenen Schiffen find in den beiliegenden Tafeln
I bis IX und in den beigedruckten Holzfchnitten diejenigen veranfchaulicht oder
fonft befchrieben, welche heute als Mutter der betreffenden Typen gelten, oder
von den üblichen Conftrudtionen befonders abweichen. — Spantenriffe konnten
nicht von allen Schiffen befchafft werden; von denjenigen übrigens, über welche
ausführlichere Daten in der zum Schluffe diefes Abfchnittes beigefügten Tabelle
angegeben find, können Spantenriffe leichter entbehrt werden.
ift deren Treffficherheit fo fehr verbeffert worden, dafs heutzutage ein ungepanzertes oder nicht
genügend gepanzertes Schiff, kaum in rechte Schufsweite vorgerückt, feine Kanonen weg
gefegt bekäme, einen dauernden Kampf aber, auf welchen doch bei der Conftruclion
eines Schiffes befonders gerechnet werden mufs, ganz gewifs nicht beftehen könnte.