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Volltext: Marinewesen (Gruppe XVII, Section 1 bis 4), offcieller Ausstellungs-Bericht

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Alexander Friedmann. 
Zur Bedienung eines folchen Ofens reichen wenige Leute aus; zwei Mann,, 
per Schichte, welche die Kohle aus dem Kohlenmagazin ins Zwifchendeck fchaffen 
und oben auffüllen, und je i Mann, der unten beim Gebläfe die Ueberwachung 
führt und von Zeit zu Zeit die flüffige Schlacke durch das Schlackenloch m abläfst. 
Die Bedienung der Keffel ift natürlich, wie bei allen Gasfeuerungen, eine höchft 
einfache und genügte per Schichte ein Mann für fämmtliche Keffel eines grofsen 
Schiffes, da derfelbe eben nichts zu thun hätte, als den Waffe rft and der Keffel 
richtig zu beobachten, und je nachdem ein Keffel abgeftellt oder in Thätigkeit 
gefetzt werden foll, die Gasklappe zu fchliefsen oder zu öffnen. 
Die Dampfkeffel können unverändert fofort für Gasfeuerungen benützt 
werden. v Sind neue Dampfkeffel anzulegen oder ift überhaupt ein neues Schiff zu 
bauen, fo kann mit Hilfe diefes Syftemes fofort zu den weniger voluminöfen Hoch- 
druck-Keffeln mit engen Feuerungsröhren, wie fie bei den Locomotiven fo vor- 
theilhaft verwendet find, gefchritten werden, da ein Verlegen der Siederohre durch 
mitgeriffenes Kohlenklein nicht mehr Platz greifen kann. Die Anfangstemperatur 
in den Feuerbüchfen könnte hiedurch leicht auf die Temperaturhöhe gefteigert 
werden, wie fie in den Locomotiven-Feuerbüchfenherrfcht; die engen Rohre würden- 
eine vollkommenere Ausnützung der Wärme der Verbrennungsgafe geftatten, 
und da an fich die Verbrennung viel vollftändiger ift, fo würde unter Einem grofse 
Kohlenerfparnifs erzielt und all’ die grofsen, früher erwähnten Unzukömmlichkeiten 
der jetzigen Schiffskeffel-Heizungen eliminirt. Die in Tafel XIII veranfchaulichte 
Dispofition ift eine durch die zufällige Raumeintheilung der Panzerfregatte bedingte. 
Im Allgemeinen wird man immer den Gasofen in die Nähe des Kamins disponiren 
und bei grofsen Schiffen deren zwei machen, fo dafs einer zur Referve dient. 
Es wird wohl natürlich befunden werden, dafs der Berichterftatter alle 
Einwendungen des Ausführlichen kennt, welche gegen diefe Anordnung zu machen, 
find; er glaubt aber, dafs der eine Theil derfelben conftrucftiv eliminirbar und 
etwaige unabänderliche Einwendungen bei Weitem nicht auf folche grofse Unzu 
kömmlichkeiten und Nachtheile fich beziehen, als fie die jetzigen Schiffskeffel- 
Feuerungen bieten, und jedenfalls eingehende Verfuche zur Erzielung eines Fort- 
fchrittes in diefem Gebiete beitragen würden. Ebenfo verfteht es fich von felbft, 
dafs derBerichterfhatter in feinem Vorfchlage nicht etwa die Gaserzeugung mittelft 
Schachtöfen als etwas Neues erachtet; denn die Hochöfen exiftiren ja fchon seit 
Jahrhunderten und feit Jahrzehnten werden fchon Keffel mit den Gafen von Hoch 
öfen geheizt. Das Neue diefes Vorfchlages liegt nur darin, dafs eben diefe letztere 
höchft bequeme, die Feuerrofte eliminirende Methode der Gaserzeugung für 
Dampffchiffe inVorfchlag gebracht und überdiefs gleich fo ausgearbeitet wird, 
dafs derfelbe, wie fadtifch gefchieht, unmittelbar ausgeführt werden kann. Welches 
immer übrigens die erften Refultate fein follten, der Vorfchlag an fich ift zu ein 
greifend, als dafs er im grofsen Mafsftabe fich fofort Bahn brechen oder folche 
rationelle Gegenvorfchläge hervorrufen könnte, welche eine unmittelbare durch 
greifende Verbefferung der Wärmeerzeugung bei den Keffeln zur Folge hätten, 
und ift es daher angezeigt, auch diejenigen Verbefferungen in Anbetracht zu 
ziehen, welche, wenn gleich weniger wirkfam, doch durch ihre leichtere Anwend 
barkeit von Bedeutung wären. 
Aus den Eingangs gemachten Vergleichen zwifchen den Locomotiven und 
Schiffskeffeln geht hervor, dafs die höhere Temperatur in der Feuerbüchfe der 
Locomotiven lediglich durch den forcirtenZug des Blasrohres erzielt wird, indem 
diefer zunächfl eine innigere Mengung zwifchen Luft und Brennmaterial und 
dadurch eine beffere Verbrennung zur Folge hat, und weiters eine kleinere Rofl- 
fläche erheifcht, und eine dickere Kohlenfchichte ermöglicht, derzufolge die 
Bedienung des Feuerroftes in Proportion zum erzeugten Dampfquantum eine 
ungleich leichtere und erfolgreichere ift als bei den Schiffskeffeln.
	        
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