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Volltext: Schuhwaaren (Gruppe V, Section 9), officieller Ausstellungs-Bericht

Schmuckfedern, künftliche Blumen und Haararbeiten. 
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ahmenden Blumen, die duftausftrömenden Refeden. Die Wirkung der franzöfifchen 
Ausheilung war durch die colleölive Vereinigung von mehr als vierzig Firmen 
unbedingt fo glänzend und hervortretend. Da fah man Maifon Max & Comp, mit 
den aufserordentlich fchönen, kunftvollen Früchten, E. Co 11 in, Th. Coqueniot, 
Alphonfe Dari&re, mit den wunderbarften Blättern und Blüthen, H. Frantzen 
mit aufserordentlich fchönen Rofen u. f. w. Jeder franzöfifche Blumenfabrikant und 
Ausfleller kann eine Specialität genannt werden und keiner brachte etwas Ver 
fehltes oder Unfchönes. 
Wie wir vollfländig bereit find, auch in diefer Richtung die Herrfchaft 
Frankreichs auf dem Gebiete der Kunflinduflrie anzuerkennen, fo hat denn doch 
die Wiener Weltausflellung den Beweis geliefert, dafs die Zeit vorbei ift, in der 
man bei einer Ausheilung aller Culturftaaten nur von den Erzeugniffen einer 
einzigen Nation zu fprechen für nöthig findet. Noch in dem öflerreichifchen Bericht 
über die Weltausflellung von 1867 konnte der Referent mit einer Betrachtung der 
franzöfifchen Kunflblumen diefe Frage für gelöft anfehen. Er hatte nicht nöthig, 
auch nur mit einem Worte der belgifchen, der deutfchen und der öflerreichifchen 
Induftrie zu gedenken. 
Auch in Wien hat fich Belgien mit feiner grofsen Blumenfabrication nicht 
betheiligt. Auch Deutfchland war feiner Bedeutung auf diefem Gebiete nach 
nicht entfprechend vertreten. Dennoch zeigte die Colledlivausftellung der fäch- 
fifchen Blumenfabrikanten ebenfo wie jene der baierifchen Blumenfabrikanten, 
welche grofse Fortfehritte die deutfehe Blumenfabrication gemacht. Befonders 
bemerkenswerth waren die künfllichen Blumen und Blumenbeflandtheile der 
Münchener Firma J. von Heckei, ebenfo wie die feinen Rofen, welche E. 
T i m m e aus Berlin, die künfllichen Blätter, welche T hi eme & Hochfletter 
aus Berlin ausgeflellt hatten. Es ifl gar kein Zweifel, dafs die deutfehe Blumen 
fabrication der Maffe und Qualität nach der franzöfifchen zunächfl fleht, und Gräfin 
Baudiffin ausgenommen, die Wiener Blumenfabrication noch um ein ganz Bedeu 
tendes überragt. 
In Oeflerreich, insbefondere in Wien ifl die Erzeugung von Kunflblumen 
ziemlich alt und frühzeitig concurrirten die Wiener Fabrikanten mit den „wälfehen 
Blumen“, wie fie aus dem lombardifch-venetianifehen Königreich zum Putze der 
Kirchen und Capellen fafl für die ganze katholifche Chriflenheit verfendet wur 
den. Freilich waren das keineswegs Blumen, wie wir fie heute felbfl fchon für den 
Schmuck der Altäre begehren. 
Die eigentliche Kunftblumen-Induftrie wurde mit der franzöfifchen Ent 
wicklung fehr arg bedrängt und es mufsten Jahre vergehen, ehe man eine Wiener 
Blume nur annähernd dem franzöfifchen Produtfl an die Seite Hellen konnte. 
Man begriff erfl in fehr fpäter Zeit das Geheimnifs des ungeheuren Auf- 
fchwunges der franzöfifchen Blumeninduflrie, das der ausgebildeten Arbeitstei 
lung. Dem franzöfifchen Produdle gegenüber konnte das öflerreichifche nur 
ungenügend und dabei trotz der fcheinbar billigeren Preife doch nur theuer fein. 
Auf den x\usftellu’ngen und zumeifl auf der letzten Parifer Ausflellung lernte man 
diefs allmälig begreifen und fuchte feit dem letzten Jahrzehnt die Bahnen, welche 
die franzöfifche Induftrie längft gegangen, und die Quellen der Vollkommenheit, 
welche Frankreich feit Jahrzehnten ausgebeutet, auf. Es bildeten fich in rafcher 
Entwicklung gröfsere und kleinere Fabriken für die Erzeugung einzelner Blumen- 
beftandtheile, Etabliffements für die Erzeugung von fertigen Blumen neben den 
Modiften und eigentlichen Blumenhändlern, denen zur Seite in den letzten Jahren 
einige tüchtige Graveure getreten find. Dadurch wurde das Wiener Produdl ins 
befondere allmälig fehr vervollkommnet, fo dafs feit dem Jahre 1867 Menge und 
Werth der ausgeführten Blumen jene der eingeführten in fortgefetztem, günftigem 
Wachsthum überfteigen. Man konnte auf der Ausftellung mit befonderer Befriedi 
gung diefe Entwicklung beobachten, und wenn auch im grofsen Ganzen die 
öfterreichifcheBlumenfabrication die deutfehe noch nicht erreicht, fo zeigten 
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