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Volltext: Allgemeine Bildungsmittel (Gruppe XXVI, Section 6), officieller Ausstellungs-Bericht

Die focial-ökonomifchen Bildungsmittel. 
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und fleifsig in Anfpruch genommen. Man hat es vor Allen den Prieftern als Pflicht 
auferlegt, zur Gründung diefer Bibliothek anzuregen und zur Benützung derfelben 
aufzumuntern. Die Gemeinden gründen diefelben, Gefchenke unterflützen fie und 
kleine Gebühren für die Benützung der einzelnen Bücher geben einen genügenden 
Fond, um alle Jahre neue Werke anfchaffen zu können. Befondere Vereinigungen 
literarifch gebildeter Männer geben von Zeit zu Zeit Anweifungen heraus, welche 
die beften Bücher enthalten, die die Volksbibliotheken anfchaffen füllen. Eine 
folche „Anvifning ä Böcker Tjenliga för Sockenbibliothek“, welche in dem 
fchwedifchen Schulhaufe auflag, zeigte uns, welche von den in Schweden feit den 
fechziger Jahren erfehienenen Schriften den Bibliotheken empfohlen worden 
find. Es find diefs religiöfe Schriften, unter denen Luther’s Schriften und 
Thomas a Kempis eine befondere Stellung einnehmen. Hiflorifche Schriften, bei 
denen die fchwedifche, norwegifche und dänifche Gefchichte, dann auch die 
Gefchichte Deutfchlands, Mignet’s Gefchichte Frankreichs befonders hervortreten, 
am reichten weiter Werke der Geographie und Naturgefchichte beachtet erfchei- 
nen, und den Inhalt diefer vortrefflichen Anweifung bilden. Wir erwähnen der 
felben fo ausführlich, weil hier ein nachahmungswürdiges Muffer der Unterstützung 
des Volks-Bibliothekswefens gegeben ift. 
Die übrigen nordifchen Staaten haben fich nicht weiter an diefer Au 
fteilung betheiligt, ebenfowenig als leider Dentfchland. Wir fanden wohl in der 
deutfchen Abtheilung einzelne Vereinsftatute, die der Beachtung würdig noch 
fpäter erwähnt werden füllen, welche einzelne Andeutungen von Volks- und 
Arbeiterbibliotheken enthalten. Etwas Ausführliches aber und das Arbeiter- 
Bildungswefen betreffend, haben wir nicht auffinden können. 
Wir bedauern aufrichtig, dafs auch Oefter reich, ähnlich wie Deutschland, 
nichts von feinen Volksbibliotheken und Bibliotheken der .Vereine zur Anficht 
gebracht hat. Und doch ift in diefer Richtung viel gefchehen. Die zahlreichen 
Vereine, vor Allen die Bildungsvereine, zahlreiche andere Inftitute, wie das 
Mufeum für Kunft undlnduftrie in Wien, der niederöfterreichifche Gewerbeverein, 
das deutfche Cafino, der deutfch-hiftorifche Verein u. f. w. in Prag haben öffent 
liche Bibliotheken, deren Benützung Jedermann zugänglich ift und die auch in 
der Tliat zumeift von Gewerbetreibenden und Arbeitern benützt werden. Freilich 
wäre auch hier mit der blofsen Ausheilung der Kataloge der einzelnen Werke 
wenig gethan gewefen. Gerade bei einem aufftrebenden Staate, bei einem feit 
der conftitutionellen Verfaffung allgemein rege gewordenen Bildungsdrange wäre 
es wichtig, die Zahl der ausgeliehenen Bücher und die Art der meift benützten 
Werke kennen zu lernen. — Weil wir von dem Zusammenhang der öffentlichen 
Bibliotheken, fo weit diefelben eben nicht fachwiffenfchaftliche find, Bibliotheken, 
die der Wiffenfchaft angehören und den Männern der Wiffenfchaft, weil wir von 
dem Zufammenhange der Bibliotheken mit der Gefammtentwicklung ausgehen, 
beachten wir nicht die Zahl der fogenannten öffentlichen Leihbibliotheken, die 
ein Gefchäft aus dem Bücherverleihen machen, und die in Oefterreich wie in 
Deutfchland eine ungeheuere Verbreitung haben ; obgleich es auch hier gerade 
bei Oefterreich einen beftimmten Werth hätte, jene Bücher kennen zu lernen, 
welche am meiften von den verschiedenen Gefellfchaftskreifen benützt werden. 
Nach den Erfahrungen, die wir gemacht, nach den einzelnen Notizen, die wir in 
einzelnen Städten Oefterreichs gefammelt, glauben wir, dafs man den Kopf 
Schütteln würde, wenn fie allgemein wären, und dafs man den Nutzen der Leih 
bibliotheken nicht befonders hofch anfchlagen würde. 
Wenn wir uns in der Ausstellung Oefterreichs umfahen, fo fanden wir filofs 
bei den einzelnen Eifenbahn-Gefellfchaften und der Donau-Dampffchifffahrts- 
Gefellfchaft die hier bezügliche Frage erörtert. Die gröfseren Pransportgefell- 
fchaften haben mit der Summe ihrer anderen focialen Institutionen auch das 
Bibliothekswefen gefördert und wenigstens in der Darftellung der einzelnen 
Etabliffements der Bibliotheken für ihre Arbeiter und Beamten gedacht. Wie in
	        
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