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Wilhelm von Lindheim.
Griechen ....... 57,i&l-°°° Juden 2,298.000
Armenier 535-000 Mohamedaner 5 ’„sTooo
Katholiken 6,780.000 Heiden 4S1.000
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Die Staatsreligion ift die griechifch-orthodoxe. Diehöchfte geiftlicheBehorde
bildet der Heilige Synod zu Sdl. Petersburg, der, im Jahre 1724 von Peter dem
Grofsen gegründet, aus einem Präfidenten (dem Metropoliten zu Nowgorod) und
6 Mitgliedern (3 Metropoliten, 2 Erzbifchöfen und dem Grofsalmofemer des Heeres
nebft dem Unterrichtsminifter als Generalprocuratur befteht. Ihm untergeordnet find
. Metropoliten, 19 Erzbifchöfe und 31 Bifchöfe. Die Kirche ift ungemein reich und
befitzt an cSi Klöfter. Im Jahre 1788 hatte Rufsland nach Chantreau deren nur 217,
nämlich 150 Männer- und 67 Frauenklöfter mit 6000, refpedtive 5000 Inquilinen.
Die Katholiken flehen in Polen unter dem Erzbifchöfe. von Warfchau, im
übrigen Reiche unter dem Bifchöfe von Mohilew. Die evangelifche Kirche, aufser
in Finnland befonders in den Oftfee-Provinzen, Polen, Lithauen und den deulfchen
Colonien im Süden verbreitet, fleht theils unter der kaiserlichen Regierung in
Helfinofors theils unter Provinzial-Confiftonen und einem General-Confiftonum zu
S(fl Petersburg. Heiden, Bekenner des Schamanenthums, find befonders in den
Gouvernements Aftrachan (17 Percent) und Orenburg (3 V2 Percent) zu finden
Städteftatiftik.
Städte befitzt Rufsland nach officiellen Angaben, welche bis September
1871 ergänzt und revidirt wurden, Alles in Allem 873, wovon auf Finnland 43 ent
fallen • fünf derfelbenhaben mehr als 100.000 Einwohner, und zwar S6t. Petersburg -
nach der Zählung von 1869: 667.963. Moskau 399-321, Warfchau 270.000 (1873)
Odeffa** 121.335 und Kifchinew 103.998 Einwohner, n Städte haben zwifchen
co 000 und 100.000 Einwohner, nämlich Riga 97.672, Saratow 93.218. Tafchkent
io'.ooo (ungefähr), Wilna 79.265, Kafan 78.602, Kiew 73-59*, 6 9W
Nikolaiew 67.972, Charkow 59-968, Tula S S-X5° Berd.tfchew 53.787
Einwohner. 168 Städte haben zwifchen 10.000 und 50.000 Einwohner. Durch-
fchnittlich kommt in Rufsland auf je 434 Quadratmeilen eine Stadt.
Regierungsform.
Die Regierungsform ift in Rufsland die unumfchränkt monarchifche. Der
Kaifer — feit 1855 Alexander II. — ift indeffcn an gewiffe unabänderliche Reichs-
Grundgefetze gebunden: die Reichsordnung Iwans I., betreffend dieUntheilbarkeit
des Reiches; die Verordnung Katharinas I. vomjahre 1727, nach welcher der Czar und
feine Nachkommen zur griechifchen Kirche fich bekennen müffen; das Erbfolgegefetz
Pauls I welches die Regelung der Thronfolge nach dem Rechte der Erftgeburt
in männlicher und nach demAusfterben derfelben in weiblicher Linie behandelt, und
das Manifeft Alexander I. von 1829, nach welchem nur die Kinder aus einer vom
Kaifer für ftandesmäfsig erklärten Ehe fucceffionsfähig find. Der Titel des
Regenten lautet: Kaifer und Selbftherrfcher aller Reufsen, Czar von Polen und
Grofsfürft von Finnland. Die Krönung und Salbung desfelben zu Moskau ift eine
heilig gehaltene Sitte. DerThronfolger heifstCsefarewitfch, die übrigen Prinzen Grofs-
fürften O b e r ft e S t a a t s k ö r p e r f c h a f t e n find: der Reichsrath mit beruhender
Stimme bei Erlafs von Gefetzen, Feftftellung des Budgets ; der Senat, deffen Befug-
niffe die Veröffentlichung der Ukafe, Gefetze etc., die Verleihung von Adelstiteln,
* 1,06 gegründet, zählte es 1770 bereits 170.000, 1814 335.713, 1840 470.202 Emitohner.
Sehr interefiant und lefenswerth ift Helmerfen’s Eflay: Zur Bevolkerungsftatiftik von Sß-Peters,
burg 1873. Storch nimmt in feinen Gemälden von Sft. Petersburg (1796) die Bevölkerung im Jahre
1702 mit 225.000, Chantreau mit ungefähr 200.000 an.
** Udeffa zählte 1803 erft 8.000 Einwohner.