Rufsland.
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als folcher oder in feiner Allgemeinheit bisher Gegner des Gefetzes gewefen und
noch ift, fondern nur wenige, aber allerdings geiftig und einflufsreich hervor
ragende Mitglieder desfelben, die fich durchaus nicht damit befreunden können,
dafs ihr Stand auch perfönlich mit den anderen Ständen gleichgeftellt werden
foll und in diefem Gefetze gleichgeftellt werden mufs, wenn es überhaupt einen
Sinn haben foll.
So viel man hört, hat Grofsfürft Conftantin, als Präfident des Reichs-
rathes, mit grofser Fertigkeit die Berathung geleitet. Was Kaifer Alexander II.
in diefem Gefetze über die allgemeine Militär-Dienftpflicht thut, ift für Rufsland
von weittragender, mächtig nachwirkender Bedeutung. Die Bevölkerungen Frank
reichs, Deutfchlands und Deutfchöfterreichs geben zufammen noch nicht den
Percentfatz waffenfähiger Mannfchaft als die Bevölkerung Rufslands allein, und
dabei ift zu berechnen, dafs Fabriken und Induftriebetrieb in Rufsland noch
nicht in demfelben Verhältniffe wie in Deutfchland und Frankreich einen für die
Strapazen eines Feldzuges unfähigen Theil der Bevölkerungen gefchaffen haben;
das erkennt man wenigftens aus den vorhandenen ftatiftifchen Berichten des
Auslandes und ihrem Vergleiche mit den bisherigen Aushebungsberichten der
ruffifchen Militärverwaltung.
Auch auf das künftige Verhältnifs der Kofakenländer wird das Gefetz, wenn
auch nicht gleich, fo doch unvermeidlich einen Einflufs üben; in welchem Mafse
es fich auf die Nomaden und Halbnomaden in Sibirien anwenden laffen wird, mufs
erft die Erfahrung zeigen. Dafs es überhaupt rafch und energifch durchgeführt werde,
daran zweifelt jetzt fchon Niemand mehr, denn noch hat Kaifer Alexander II.
in feinen beabfichtigten und befchloffenen Reformen keinen Schritt zurückgethan.
Je nach den zu machenden Erfahrungen können wohl Aenderungen eintreten,
aber es mtiffen dann auch wirkliche Verbefferungen fein.
F eftungen
hat Rufsland zufammen einige dreifsig, nämlich Achalzich, Alexandropol, Bendery,
Bobrujfk, Chotin, Dünaburg, Kifljar, Kronftadt, Narva, Omfk, Orenburg, Petro-
pawlowfk, Poti, Samoftje, Schlüffeiburg, Schufchtfcha, Sebaftopol, Wladikawkas,
Hangöudd, Ruotzins almi, Swartholm, Sweaburg, Helfmgfors, Zamofk, Modlin, die
Citadelle von Warfchau und etliche kleinere Plätze. Aufser den feften Seeplätzen
Kronftadt, Helfmgfors, Sweaborg etc. find die Feftungen in Polen fehr bedeutend,
namentlich Zamofk, Modlin und die Citadelle von Warfchau. Es kommt in Rufs
land alfo durchfchnittlich auf 11.900 Quadratmeilen eine Feftung.*
Kriegsmarine.
Am 1. Januar 1868** befafs Rufsland 4 Panzerfregatten, 3 Panzerbatterien
und 13 Monitors, ferner 210 ungepanzerte Dampfer (wobei 6 Linienfchiffe und
* Es kommt eine Feftung in
Deutfchland auf 267-8 Quadratmeilen
Frankreich
Oefterreich-Ungarn . .
Grofsbritannien
Italien
Belgien
Niederlande
Dänemark
Schweden und Norwegen .
82-0
348-9
7 i6 '5
I 7 1 '3
89-1
49-6
450-0
1370
g anzufehenden Ueberficht
** Nach einer jüngft veröffentlichten und wohl als zuverläffi^
ftellt fich der Stand der P anzerflotten der europäifchen Seemächte an fertigen Schiffen wie
folgt: England: Eigentliche Schlachtenflotte : 38 Schlachtenfchiffe verfchiedener Art mit etwa
28.000 Pferdekraft und 595 Gefchützen; Küftenflotte : 14 grofse Panzerfchiffe, 4 Panzerbatterien
und 5 Panzer-Kanonenboote mit mehr als 30.000 Pferdekraft und 102 Gefchützen. — Rufsland :
Schlachtenflotte (bisher nur in der Oftfee vorhanden) : 15 Panzerfregatten und 4 Kuppelfchiffe
mit 12.000 Pferdekraft und 154 Gefchützen; Küftenflotte: 10 Thurmfchiffe und 3 Panzerbatterien