MAK

Volltext: Bildende Kunst der Gegenwart (Gruppe XXV), officieller Ausstellungs-Bericht

16 
Jofef Langl. 
Von den jüngeren Künfllern ift wohl E. Hellmer einer der talent- und 
hoffnungsvollften. In der Auffaffung bewahrt er den Ernft der Antike und in den 
Formen die ftrenge Individualität der Natur. Schon fein „verwundeter Achill“, die 
erfte Leiftung, mit welcher der Künftler vor die Oeffentlichkeit trat, erntete reichen 
Beifall, der auch feinen folgenden Arbeiten nicht vorenthalten blieb. In feiner 
(ausgeftellten) „Andromeda“ hielt er fich im Ganzen wohl mehr an die antiken 
Vorbilder; lebensvoller in Compofition und Form war dagegen das Relief 
„Hyppolit's und Phädra’s Tod“. 
B e nk wurde ganz von Bauer erzogen und fand feine weitere Ausbildung in 
Dresden. Sein Talent offenbart fich fchon in feinem Entwicklungsgänge; daher 
weniger in dem feineren Auffaffen feelifcher Emotionen, als vielmehr im tektoni- 
fchen Anordnen der Mafien, im fchönen Fluffe der Linien und im plaftifchen 
Gefammtaufbau der Gruppen. Als die bedeutendfte unter feinen ausgeftellten 
Arbeiten ift das Koloffalmodell der Auftria (zur Ausführung in Marmor für das 
k. k. Arfenal in Wien beftimmt) anzuführen. Seine „Genovefa“, „Ruhe auf der 
Flucht nacli Egypten“, und „Madonna mit Chriftus und Johannes“ find Arbeiten 
aus des Künftlers Studienjahren, und Ausdruck der Wiener und Dresdener Schule. 
Sehr frifch und lebendig componirt war eine Zeichnung, für eine Fruchtfchale 
(in Bronce auszuführen) beftimmt, die das Thema „Liebe, Wein und Gefang“ in 
der anmuthigften Weife behandelte. 
Wie bei Be nk, fo bewegen fich auch Al. Düll’s Arbeiten alle im Geifte 
Bauer’s; feine Lieblingsthemata „Der verlorene Sohn“, „Pietas“ begegnen uns 
auch hier wie bei anderen feiner Schüler wieder. In freieren Linien baut fich des 
Künftlers „Rebekka“ auf. 
Diill ift gegenwärtig an der Seite Kundmann’s an der Akademie in Wien 
als Affiftent in der Schule für Plaftik thätig. Von A. Schmidgrüber überrafchte eine 
hübfche Brunnenfigur (Marmor), die ebenfo graciös componirt als technifch 
gewandt durchgeführt war. Sein „Albrecht Dürer“ (für das Künftlerhaus beftimmt) 
ift bereits älteren Datums und als charaktervoll durchgeführte Geftalt wohl allent 
halben bekannt. 
Entfchiedenes Talent verrieth die Gruppe „Pero und Cimon“ von 
E. Alexius; bei guter Anatomie in der Form bauten fich die lebensvoll gehaltenen 
Geftalten in ganz impofanten Linien auf und mangelte es auch den Köpfen nicht 
an Empfindung. Schon in der ganzen Anordnung der Gruppe zeigte fich eine 
gewiffe wohlthuende Freiheit, die dem Betrachtenden die Geftalten viel näher 
rückte als es fonft bei den abgewogenen akademifchen Attitüden der Fall ift. Als 
weit fchwächer mufs die Arbeit M a t z an’s „Thetis tröftet Achilles“ (Gypsgruppe) 
bezeichnet werden, die vor Allem an der Unficherheit der Formen krankte ; das 
Suchen nach Effedt in einem der Antike entlehnten Geflehte bleibt fchon an und 
für fich eine heikle Sache und fordert neben gründlicher Kenntnifs der pfycho- 
logifchen Erfcheinungen die volle Herrfchaft über das anatomifche Relief, was 
dem jungen Künftler vorläufig noch abgeht. Von Fr. Gaftell (aus Schwanheim, der 
zeit in Wien) ift hier ein Gypsrelief, „die Auffindung Abels“ darftellend, der 
malerifchen, lebendigen Compofition halber zu erwähnen. 
Im Porträt find die Arbeiten V. Tilgner’s voranzuftellen. Die fcharfe 
Charakteriftik im Detail und lebensvolle Auffaffung der Individualität find Vorzüge, 
die uns in allen feinen Büften begegnen. 
Auf der Ausftellung fand fich neben Anderem von dem Künftler das Porträt 
der Hoffchaufpielerin Wolter und FI. Laube’s origineller Kopf. 
Deloye ftreift in feinen Formen zuweilen ans Barocke und haben feine 
Porträte nicht feiten etwas Gefchraubtes, Geziertes, was auch an feiner Gyps 
gruppe „Je t'aime“ bemerkbar war. 
Von Fr. Melnitzky, dem befchäftigteften (decorativen) Bildhauer 
Wiens, waren einige Marmorftatuen ausgeftellt und rührte auch die Terracotta- 
Gruppe auf dem Triumphbogen des Kunfthofes „Schifffahrt und Induftrie“ (für
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.