Die Sculptur.
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lanter Weife gehoben. Die effektvolle Gruppe war nur leider fo ungünftig (zwi-
fchen zwei Fenftern) aufgeftellt, dafs fie vom Publicum nicht ihrem Werthe nach
beachtet wurde.
Wir kämen zu weit ins Induftrielle, wollten wir noch dem Ausgeftellten
der franzöfifchen Erzgiefser, wie Barbedienne, Durenne etc. eingehende
Betrachtung widmen; es würde indefs zu keiner weiteren Charakterifirung der
franzöfifchen Plaftik Anlafs geben, da wir ja dort zumeift denselben Namen begeg
neten, die wir in den Werken der Kunfthalle kennen gelernt haben.
Die italienifche Sculptur.
Zur objektiven Beurtheilung der —- viel bewunderten und auch vielge-
fchmähten — modernen italienifchen Sculpturen ift es wohl nöthig, einen Blick
auf die Vergangenheit zu werfen und der Verhältniffe zu gedenken, welche die
Urfachen ihrer heutigen Vorzüge und Mängel in fich fchliefsen. In keinem
anderen Lande können wir die Gefchichte der bildenden Kunfl vom Anfänge
diefes Jabrtaufendes in vorhandenen Denkmälern fo genau verfolgen wie in
Italien und darin einerfeits den Einflufs religiöfer und politifcher Verhältniffe,
andererfeits den Kampf um den Realismus neben den antiken Traditionen beob
achten.
Wer je aus dem kühlen Norden über die Alpen nach dem gelobten Lande
der Künfte hinabzog und den Herrlichkeiten der Renaiffance feine Bewunderung
zollte, wird fich der Wehmuth und des Bedauerns nicht erwehren können, dafs
von dem glanzvollen Anlaufe, welchen die Sculptur damals zu ihren höchflen
Zielen nahm, auf die Gegenwart nur ein matter Widerfchein gekommen ift, dafs
die Kunft überhaupt in fich felbft zerfallen mufste, ehe fie diefe Ziele erreichte,
und die Urfachen der Erweckung reinerer Tendenzen auch die Urfachen zu
deren Untergang waren.
In der Poefie und in der bildenden Kunft entfaltete fich der griechifche
Mythenkreis; die Freiheit des Denkens nach allen Richtungen der geiftigen
Bedürfniffe hielt Volk, Kunft und Religion in inniger Wechfelbeziehung und gab
der Nation jene Einheit und fittliche Kraft, die wir ftets an den Hellenen
bewundern.
In vielen Beziehungen geradezu entgegengefetzte Verhältniffe brachte das
Chriftenthum der Kunft. Keine Idealwelt wurde den Denkern geoffenbart; fefte
unwandelbare Dogmen nahmen dem .Schaffen den freien Flug der Selbftftändig-
keit, und war von vornweg eine Weiterentwicklung des Stoffgebietes oder eine
ideale Gliederung desfelben fchon durch das Wort „Glaube“ unmöglich.
So plaftifch auch die Geftalten des neuen Teftamentes erfcheinen mochten
und fo fehr das Concrete des neuen Stoftkreifes die Naturanfchauung in der Kunft
förderte: dem Volke ftanden diefe Erfcheinungen kalt gegenüber — fie waren ja
nur gemalte oder gemeifselte Gefetze, die wohl gläubig verehrt wurden, in ihrem
Wefen aber keineswegs mehr in jenes intime, klare Verhältnifs zum Leben treten
konnten wie die Geftalten des Olymps im Alterthume. Der eigentlich reale liifto-
rifche Boden war der Kunft noch fremd; fie mufste durch das religiöfe Gebiet
erft dahin geführt werden; die nothwendige reale Auffaffung der Geftalten konnte
hiezu wohl als Vortheil angefehen werden, doch ftand diefer. lange hartnäckig die
traditionelle antike Formgebung im Wege; erft als die Künftler fich über diefe
erhoben hatten und ihre Ideale unmittelbar der Natur entlehnten, konnte fich das
Stoffgebiet nach anderen Richtungen hin erweitern und war die Möglichkeit
geboten, dafs die Kunft, wenn auch nimmer von religiöfer .Seite her, wieder mit
dem Volke in direkten Contacft trete. Triumphe hatte die Malerei in diefem
Wandel bis gegen 1630 gefeiert, da fie weniger an die Antike gebunden wai als
die Plaftik, in der fich diefe Tendenzen nur langfam vollzogen und die ihrer