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Volltext: Bildende Kunst der Gegenwart (Gruppe XXV), officieller Ausstellungs-Bericht

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Di. Jofef Bayer. 
im grofsen und ernften Sinne zu erhöhter, künftlerifcher und poetifcher Wirkung 
(teigem 1 affen; während hingegen die Darftellungen des vermeintlich Gröfsten in 
der Natur, die Alpenbilder, fo häufig zu kleinlicher Vedutenmalerei herabfinken. 
Inden Harz zunächfl geleiten uns zwei ältere Bilder Leffing’s; er wufste 
damals gar wohl, was fich den Waldthälern und Felswänden‘diefes romantifchen 
Gebirgsfleckes für die landfchaftliche Compofition abgewinnen läfst. Freilich 
erfchienen jetzt die Leffing’fchen Bilder etwas fhimpf und matt in der Färbung 
neben dem frifcheren, energifcheren Colorit der neueren landfchaftlichen Nach- 
barfchaft. Auch mahnt die Staffage, eine Gruppe Soldaten aus dem 30jährigen 
Krieg, die einen gefallenen Officier auf ihrem Waldwege finden, gar fehl* an den 
Gefchmack älterer Meifter, welche ihre weitläufigen Landfchaften mit verkleiner 
ten Hiflorien, romantifchen Genrebildern en miniature, Jagdftücken etc. zu (taffiren 
liebten. Eine folche redfelige Staffage, die wieder eine eigene Gefchichte für ficli 
erzählt, theilt die Stimmung, flatt in den Accord der Landfchaft miteinzuklingen. 
Eine Harzlandfchaft nach gewöhnlicher naturaliflifcher Art brachte ferner 
H. L. F r i fc h e aus Düffeldorf. 
Nach Weflphalen verfetzte uns wieder in einem bedeutenden Landfchafts- 
bilde ein wohlbekannter Meifter erften Ranges, dem wir weiterhin noch einmal 
begegnen werden, Andreas Achenbach; ebenfo auch Paul H o f f m a.nn in Düdel- 
dorf.Die heimlich reizvolleLandfchaft Thüringens liegt den tüchtigenW eimarern 
C. Buchholz und Hans P. F e d d e r f e n für ihre Studien nahe genug; aus S a c h f e n 
brachte der Düffeldorfer C. Jungheim, den wir fchon am Gofaufee trafen, eine 
Anficht von Tharand; ein Motiv aus dem Spreewald C. Krüger aus Dresden, 
eine gute Anhalt’fche Waldlandfchaft W. Schröter in Karlsruhe; Der I euto- 
burg er Wald war durch zwei Landfchaftsbilder von P. Flickei in Weimar 
und Carl Ludwig in Düffeldorf vertreten. H. Funk, Profeffor in Stuttgart, 
(feilte ein „Haidebild aus der Eifel“ aus, ein durchaus poetifch gedachtes und 
fchon geflimmtes Bild. Die heffifche Landfchaft repräfentirte t ritz Ebel 
in Düffeldorf und in vorzüglichfter Weife Val. Ruths. Die Münchener zieht es 
ab und zu in die defolaten Gegenden des Frei fing er Moors, wie den treff 
lichen Dietrich L an gk o, oder in das Dachauer Moos, wie Paul Weber. 
Dem reinen Stimmungsbilde ift ein abfolutes Nichts an Linien- und Umrifswirkung 
gerade genug; und fo find denn die Moorgründe der Münchener Umgebung ein 
wahrer claffifcher Boden für die Stimmungslandfchaft geworden. Meifter 
Ed. Schleich (teilte fich mit ein paar herrlichen Ifarlandfchaften, eine 
Morgen- und Spätabendftimmung, nach feiner lang bekannten und bewährten 
Weife ein. 
Was vom Alpenland über Tirol hinaus liegt, i(t auch aufserhalb der gewöhn 
lichen landfchaftlichen Kunfttouren gelegen; fo war denn Steiermark gar nicht, 
Kärnten nur durch zwei Bilder von W i 11 r o i d e r in München („Landfchaft aus 
Oberkärnten“. „Verladener Steinbruch aus Unterkärnten“) in den deutfchen Sälen 
vertreten. Und damit verladen wir den auch deutfchen Boden und ziehen mit 
der reifeluftigen Schaar unferer Landfehafter hinaus in die Fremde. 
Die Karpathen zunächft find fchon denn deutfchen Landfchaftsftudien 
fremd genug. Dort treden wir ausnahmsweife R. Assmus in München („Ein 
Karpathendorf“) und G. Genfchow in Düdeldorf („ Wafferfall im Tatragebirge“); 
fonft durchflreifen die deutfchen Landfchaften feiten diefe Gegenden, wo es 
wohl manches fchöne Motiv, aber ficherer noch eine fchlechte Unterkunft gibt. 
Bequemer ift da jedenfalls der Welten ; fo brachte aus Frankreich Wilh. B o s- 
hart, ein namhafter Landfehafter der Schleich’fchen Richtung, eine wohl- 
geftimmte Flufslandfchaft, die „Brücke über die Seine bei Rouen“, der Berliner 
Herrn. Efchke ein Mondfeheinbild: „La plage du Riz bei Douarnenez“ in der 
Bretagne Die Manier Ch. Hoguet’s ift in ihren glänzenden Vorzügen wie in 
ihren manierirten Eigenheiten bekannt genug, dafs man einfach auf feine hieher 
gehörigen Bilder („Mühle auf Montmartre“ — „Küfte bei Fecamp^) nur zurückzu-
	        
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