12
Dr. Wi)h. Fried. Gintl.
Die Schweiz, deren Bodenprodudlions-Verhältnifle der Entwicklung
eines Induftriezweiges, wie die Stärkefabrikation ein folcher ift, keineswegs gün-
flig find, hatte begreiflicher Weife auf diefem Induflriegebiete nicht concurrirt
und auch die dort feit der Entwicklung der Kattundruckerei ins Leben gerufene
Dextrininduftrie hat fich von der Ausfüllung völlig ferne gehalten
Dagegen war 11 a 1 i e n vortrefflich vertreten. BarbieriFr. Carol &
Comp, in Venedig hatten eine bemerkenswerthe Colledlion ihrer zum Theile ganz
gut zu nennenden ErzeugnifTe ausgeflellt. Sie brachten fehr fchöne Proben von
Reisftäike, dann Weizen- und Roggenftärke, meift in Stängelchenform, theils
natmfärbig, theils geblendet. Auch Kartoffelflärke, diefe freilich in einer ziemlich
geringen Qualität, war unter ihren Erzeugniffen vertreten.
Von wefentlich befferer, völlig vorwurfsfreier Qualität erwies fich die von
Fratelli Giordano, Salerna zur Ausfüllung gebrachte Kartoffelflärke, wie
nicht minder die ErzeugnifTe von Palumbo Ant. Cava dei tirreni. Auch die
Giunta fpeciale di Salerno hatte vorzügliche Produdle aufzuweifen, dar
unter befonders bemerkenswerth die Proben von Stärkemehl aus Arum italicum
und Pancratium maritimum.
Künflliche Gummate hatten Orlandi Franc.in Mailand und Schläpfer-
Wenner & Comp, in Salerno ausgeflellt. Erfterer brachte fünfSorten von hell
gelb bis dunkelbraunem Gommelin neben Proben eines tadellofen Dextrins und
Stärkegummi und ein Dextrin von einer, den bellen deutfchen Erzeugniffen diefer
Art in nichts nachflehenden Qualität.
Schweden hatte von den Produdlen feiner Stärke Induftrie, die dort
feit der Entwicklung der Zündhölzchen-Fabrikation fich von der Stufe der ein
fachen Hausindultrie zu einem felbftftändigen, durch mehrere Fabriken in Sma-
land, Weflergrönland und anderen Provinzen vertretenen eigentlichen Induftrie-
zweige aufgefchwungen hat, einzelne fehr bemerkenswerthe Proben zur Ausflellung
gefandt. Namentlich ift es Kartoffelflärke, welche Schweden producirt, aber auch
Weizen wird zur Stärkegewinnung herangezogen. Die bedeutendfle Stärkemehl-
Produclion dürfte N. Möller in Yftad aufzuweifen haben und die Produdle die
fer noch ziemlich jungen (1872 gegründeten) Fabrik, vornehmlich Weizenflärke
füi technifche, fowie für Genufszwecke, dann Pflanzenleim etc. verdienen alle
Anerkennung. Weizenflärke erzeugt auch die Firma Gadd & Krufe in Malmöe,
während P. W. Lu nd gr e n in Stockholm und S. O e r te n d ahl in Hössna ficli
mit der Fabrikation von Kartoffelflärke befaffen. Im Allgemeinen ift die Stärke-
induflrie Schwedens noch in der Entwicklung begriffen und das heimifche Pro-
dua deckt noch bei Weitem nicht den Eigenbedarf Schwedens an Stärkmehl und
Stärkeproclucten.
Norwegen fcheint diefe Induftrie bislang noch gar nicht gepflegt zu
haben, wenigftens brachte die Ausflellung keinerlei hierhergehörige Produae
zur Anfchauung.
Ebenfo hatten Dänemark und die Niederlande auf diefem Induftrie-
gebiete nichts zur Ausflellung gebracht.
Belgien war durch die, ob ihrer Verdienfte um die Einführung der Reis
ftärke-Fabrikation am Continente, bekannte Firma E. Remy&Comp in Wy<r-
mael-Louvain vertreten. Diefe, bereits feit dem Jahre 1857 im Betriebe flehende,
ziemlich bedeutende Fabrik erzeugt ausfchliefslich Reis-Stärkemehl und liefert
dasfelbe in vortrefflicher Güte, Reinheit und blendender Weifse. Neben folchem
hatte diefelbe auch färbige Reisftärke (violett, rofa und gelb) ausgeflellt Er-
wähnenswerth ift der billige Preis der Produae diefer Fabrik, welche z. B. ihre
fein weifse Reisftärke zu 68 Francs per 100 Kilogramm berechnet.