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Johann Stingl.
Materiale in dem Röftfchachte vielfältig zu zerftreuen und mit dem entgegen-
ftrömenden Sauerftoffe der Luft in Berührung zu bringen, befinden fich in dem
Röftfchachte 17 Reihen dreieckiger Prismen aus feuerfeftem Thone angebracht.
Gewöhnlich enthält je eine Reihe abwechfelnd 6 und 7 folcher Thonprismen,
welche derart angeordnet find, dafs gleichfam „voll“ auf „Fug“ zu liegen kommt,
fo dafs der Kiesftrom immer von einem entgegenftehenden Prisma gebrochen wird
und hiedurch oftmals feine Fallrichtung . wechfeln mufs. Jedem Thonprisma ent-
fprechend, find in der breiteren Wand des Ofens rechteckige Oeffnungen ange
bracht, die mit einer Büchfe verfchloffen find, in welcher ein kleines rundes Loch
fich befindet, das mit einem Thonpfropf verfchloffen werden kann.
Die gröfseren Oeffnungen ermöglichen dem Arbeiter, dafs derfelbe im
Falle der Sinterung des Röftgutes auf den Prismen die zufammengebackene Maffe
mit einer eifernen Stange losbrechenkann. Die kleineren Oeffnungen in denKapfeln
dienen als Luftzüge und Gucklöcher, um den Gang der Röftung beobachten zu
können. Durch diefe Einrichtung ift der Arbeiter im Stande, den Procefs der
Röftung genau zu überwachen und die Temperatur des Ofens zu reguliren. In
der Regel foll die höchfte Temperatur (Weifsgluth) in der oberen Hälfte des
Ofens herrfchen, daher dort die energifchefte Oxidation und der gröfste Sauerftoff-
Verbrauch ftattfindet.
Das weifsglühende Erz trifft nvn bei feinem weiteren Falle immer fauer-
ftoffreichere Luft und wird daher auch weiter entfchwefelt, bis es endlich unter
den Thonprismen in einem gröfseren Sammelraume fich anhäuft und von dort dem
Ofen entnommen wird.
Die Zuführung der geliebten Schliche gefchieht durch eine Art Rumpf
werk, wobei die Schlichdecke gleichfam den Verfchlufs bildet, der dadurch
erleichtert wird, dafs das Erz durch zwei cannelirte Walzen, die durch ein Getriebe
und Riemenfchiebe nach entgegengefetzter Richtung bewegt werden, quantitativ
— je nach der Schnelligkeit der Bewegung der Walzen — gehen mufs, die
unmittelbar über einem Schlitze fich befinden, der in den Ofenfchacht mündet.
Das Erz fällt zuerft auf den fogenannten Vertheiler, ein gröfseres Thonprisma, von
hier in zwei Strahlen auf je vier folcher Prismen zu jeder Seite des Vertheilers und
hierauf auf die früher erwähnten Prismen.
Die fchwefelige Säure zieht am oberften Theile des Ofens zuerft in eine
Flugftaub-Kammer und dann in die Bleikammern.
Wenn noch erwähnt wird, dafs gut zu verfchliefsende Oeffnungen vor
handen find, um die Canäle und Flufsftaub-Kammern zu reinigen, fo ift im All
gemeinen die Einrichtung eines Gerftenhöfer’fchen Ofens gegeben.
Das Durchfetzquantum in diefem Ofen kann ein fehr variables fein, je
nach der Natur des zu verrollenden Produktes. Und darin liegt ein grofser Vortheil
diefes Ofens.
Im M an s fe 1 d’fchen werden nach Bode in 24 Stunden 200 Centner, ja
300 Centner Kupferrohftein geröftet und hiebei von 25 bis 29 Percent Schwefel
etwa 12 bis 14 Percent abgeröflet und zur Schwefelfäure-Fabrication nutzbar
gemacht.
Das Durchfetzquantum von Schwefelkies kann auf 40 bis 60 Centner in
24 Stunden gebracht werden und ift der Grad der Entfchwefelung ein verfchiede-
ner, je nach der Natur des Kiefes. Auf dem fürftlich Auersperg ’fchen Werke in
Lukawetz in Böhmen beträgt das Durchfetzquantum in 24 Stunden 35 Centner
und werden die Kiefe bis auf zwei bis drei Percent Schwefel in den Rückftänden
abgeröflet.
Die zur Erläuterung der Ausftellung des befagten Werkes auf der Welt-
ausftellung aufliegende Brofchüre befprach den Gerftenhöfer’fchen Ofen fehr
günftig, der im Jahre 1868 am 18. Auguft dafelbfl in Betrieb gefetzt und wo im
Jahre 1871 ein zweiter erbaut wurde, fo dafs die Schwefelfäure-Produdlion aus
Kies von 15.000 Centnern im Jahre 1869 auf 29.500 Centner im Jahre 1872 flieg.