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Johann Stingl.
Es ift nicht zu verkennen, dafs diefer Röftofen berufen ift, die gewöhn
liehen Muffel-Röftöfen und die Flammen-Röftöfen der Zinkhütten zu verdrängen und
dieZinkblende in denKreis der Schwefelverbindungen zu erheben, deren Schwefel
gehalt zur Schwefelfäure Fabrication nutzbar gemacht wird, ftatt die fchweflige
Säure in die Luft zu jagen.
Für die Güte diefer Röftvorrichtung fpricht auch derUmftand, dafs feit der
kurzen Zeit feiner Bekanntgabe (1872) fchon gegen 45 folcher Oefen theils im
Baue begriffen find, theils fchon im Betriebe flehen und zwar in Deutfchland,
Frankreich und Dänemark.
Die Verwendung der früher erwähnten Schwefelmeta Ile zur Schwefel-
fäuere-Fabrication mitHilfe der befchriebenen Kies-Röftöfen brachte den grofsen
Uebelftand mit fich, dafs die fo gewonnene Säure mehr oder weniger mit Arfen
verunreinigt war, in Folge des Arfengehaltes der meiften in der Natur vorkom
menden Schwefelungen. Man mufste daher bedacht fein, den oft bedeutenden
Gehalt an Arfen aus der Säure zum gröfsten Theile zu entfernen. Man erreichte
diefs nur durch Ausfällung des Arfensals Dreifach- Schwefelarfen mittelft
Schwefelwafferftoff. Die FreibergerHütten hatten die Produkte diefer
Reinigung im P a v i 11 o n der d e u t f c h e n Metallurgie zur Anfchauung gebracht.
Es gefchieht diefe Reinigung dort, fowie auf der O k e r h ü 11 e u. f. w. in dem foge-
nannten Fällungsthurme. Derfelbe befteht imWefentlichen aus einem recht
eckigen, 20bis25 Fufshohen, aus Bleiplatten geformtem Thurme, in deffenlnnern
reihenweife eine grofse Anzahl aus Bleiftreifen dachförmig geformter Querftücke
angebracht find, über welche von obenher die 50gradige Kammerfäure vielfach
vertheilt nach abwärts fliefst, während ein Strom Schwefelwaffergas entgegen
ft reicht und das Arfen in unlösliches Schwefelarfen verwandelt, das, in der Säure
fuspendirt, mit nach unten gelangt.
Die ungereinigte Säure wird mittelft Dampfdruckes in Bleiröhren nach
oben gehoben, fliefst in mehrere auf der Plattenform des Thurmes fich nebenein
ander befindliche Kippapparate, die das Säurequantum abwechfefnd nach rechts
und links vertheilen. Unterhalb jedes Kippapparates befindet fich eine
Bleiplatte, die mit Löchern verfehen ift, zum Durchläßen der Säure. Diefe Platten
liegen auf einem Rahmen, der mittelft hydraulifchen Verfchluffes den Thurm oben
abfchliefst. Auf jede folche Platte wird ein kaftenartiger Bleideckel gelegt, der
an feinem langem Rande Einfchnitte hat, um der Säure Durchgang zu gewähren.
Der Schwefelwafferftoff wird in einem Bleigefäfse aus Rohftein und Schwefel
fäure entwickelt und gelangt an der tiefften Stelle des Thurmes unter einer
Bleiplatte weg in die Mitte des Thurmes und ftrömt der herabtropfenden Säure
entgegen.
Wegen der Giftigkeit des Schwefelwafferftoffgafesmufs bei diefer Reinigung
der Schwefelfäure grofse Vorficht geübt werden und der Apparat derart conftruirt
fein, dafs fo wenig als möglich Schwefelwafferftoff in das Innere des Haufes, in
welchem der Fällungsthurm fteht, ftrömt; daher ift die Deckplatte in einer
Rinne mit Wafferverfchlufs aufgefetzt und das zufliefsende Säurequantum ift der-
art regulirt, dafs die Zulauföffnungen mit einer Säuerefchicht immer überdeckt
find. Die Säure, welche den Fällungsthurm paffirt hat und das Dreifach-Schwefel-
arfen als unlöslichen Niederfchlag fuspendirt enthält, fliefst an der tiefften Stelle
in mit Blei ausgelegte Setzbottiche und wird durch Leinwand filtrirt, um hierauf
der weiteren Concentration zugeführt zu werden. Obfchon diefer Fällungsapparat
nicht allen Anforderungen betreffs der Gasdichtigkeit entfpricht, fo ift er doch
allgemein eingeführt und fundlionirt beffer als der früher benüzte, bei welchem
bekanntlich die Säure von unten in den Thurm gefpritzt wurde und dann bei
ihrem Zurückfallen mit Schwefelwafferftoff in Berührung kam.