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Johann Stingl.
nungskeffel aufhebt. In diefen wird Dampf durch eine Röhre ftrömen gelaffen,
der alle Luft aus demfelben durch eine zweite geöffnete Röhre entfernt. Ift
diefs gefchehen, wird diefe Röhre, fowie die Dampfröhre gefchloffen und
hierauf kaltes Waffer fo lange eingefpritzt, bis der Dampf condenfirt und fo ein
Vacuum hergeftellt ift. Nun wird der früher erwähnte Hahn geöffnet und die Luft
foweit als möglich aus den Deftillationsapparate entfernt. Der Keffel wird nun
geheizt und die Deftillation beginnt unter den früher hergeftellten Bedingungen
der Luftverdünnung. Das überdeftillirende Waffer mufs vollftändig condenfirt
werden, damit die Verdünnung nicht zu ftark behoben wird.
Man verdampft nun fo lange, bis die am Keffel angebrachten Thermo
meter 200 bis 205 Grad Celfius zeigen, ftellt hierauf das Feuer ab, läfst durch
Oeffnen eines Hahnes Luft in den Apparat und zieht die concentrirte Säure ab.
Die Hemptinne gibt eine Erfparnifs von 44 Percent mit diefem Ver
fahren gegenüber dem gewöhnlich an.
Zum Schluffe diefes Capitels mufs noch des Salzfäure-Conden
fationsapparates erwähnt werden, den die Auffiger Sodafabrik voll
ftändig adjuftirt ausgeftellt hatte und der für die vorzügliche Leiftung
diefes Etabliffements auch in Bezug auf Thonwaaren Zeugnifs ablegte.
Auch die Hrufchauer Sodafabrik brachte fchön gearbeitete Thonappa
rate für chemifcjie Zwecke zur Ausftellung — ebenfo die bekannte Firma
F i k e n t fc h er F. Chr. in Zwickau.
Deftillir- und Abdampfapparate für pharmaceutifche Zwecke und
Laboratorien.
Eine eigene Abtheilung von Apparaten bildeten die obengenannten Vor
richtungen und find auf diefem Gebiete einige Neuerungen zu erwähnen.
Deutfchland und Oe ft er reich waren in diefer Branche am beften ver-
treten.
Allen voran ftand die Firma F. A. Wolf & Söhne in Heilbronn und
Wien; hieran reihten üch Wilhelm Bitter in Bielefeld, Stefan Baumann
in Wien, G. Mürle in Pforzheim (Baden) und Grafek & S t ä t e r - B e in d o rf s
Nachfolger in Frankfurt am Main.
Die gewöhnlichen Dampf-Deftillirapparate find im Principe ein
fach. In einem kupfernen, direct im Feuer liegenden Keffel, wird eine kleinere
meift zinnerne Abdampffchale luftdicht eingepafst. Auf diefe eigentliche Deftillir-’
Vorrichtung wird der fogenannte Deftillirhelm befeftigt, deffen Abzugsrohr in
einen Kühlbottich mündet und dort in Form einer Schlangenröhre durch das
Kühlwaffer geht. Aus dem eigentlichen Dampferzeuger geht oben ein Dampfrohr
ab, welches fich umbiegt und in die Deftillirblafe mündet und fo hier die
Verflüchtigung des betreffenden Körpers bewerkftelligt. Von dem Dampfkeffel
geht eine zweite Röhre ab, die in den Kühlapparat mündet und hier ebenfalls
in Form einer Schlangenröhre durch das Kühlwaffer geht. Diefe Röhre dient zur
Condenfation des Wafferdampfes und liefert an ihrem Ende das deftillirte Waffer
für Pharmaceuten u. f. w. Man läfst nun oft diefe zweite Dampfröhre, bevor fie
in den Kühlbottich mündet, durch einen Trockenfchrank mit mehreren
Fächern ftreichen. Solche Einrichtungen eignen fichbefonders für kleinere Labora
torien. Der Trockenfchrank mufs natürlich an feiner tiefften Stelle eine Vorrich
tung zum Ablaffen des condenfirten Waffers haben. Fig. 1 zeigt einen derartigen
Apparat, wie deren mehrere ausgeftellt waren.
^Deftillirblafe, B Helm, C Schlangenrohr, D Dampfröhren, iTKühlfafs
S Trockenfchrank, m Ablafshahn für condenfirtes Waffer im Trockenfchrank.
In vielen Fällen handelt es fich bei Deftillationen und Extraktionen darum,
den Dampf bei 100 Grad Celfius einwirken zu laffen.