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Volltext: Die Motoren (Gruppe XIII, Section 1), officieller Ausstellungs-Bericht

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J. F. Radinger. 
Eine Mittelform zwifchen Grundplatte und Seitenbalken erfcheint vielmals 
verflicht, dürfte aber nur bei gröfserer Kolbengefchwindigkeit der unvollkom 
menen Balancirbarkeit der hin-und hergehenden Maffen wegen, oder bei Mafchinen 
gerechtfertigt fein, welche harte Stöfse erfahren. 
Die Dampfcylinder find in England ausnahmslos mit direcftem Dampfe 
geheizt, und diefes hochgehaltene Princip erftreckt fich felbft bis zu den kleinften 
Locomobilen, indem dort (von einzelnen Ausnahmen abgefehen) jede Mafchine 
als minderwerthig beurtheilt wird, welche diefer Zugabe entbehrt. Auch die bel- 
gifche, die Schweizer und die Mehrzahl der deutfchen Mafchinen trug den ent- 
fprechenden Mantel, welchen der Dampf meift auf feinem Wege zum Schieber- 
kaften durchftrömte. Von öfterreichifchen Mafchinen war keine einzige derartig 
ausgeftattet, obgleich auch unfere Giefsereien die Doppelwand wohl ausführen 
können, wie es ein derartiges Ausftellungsobjeöl im gröfsten Mafsftabe darlegte, 
und wie es früher oftmals gemacht wurde. 
Für den Colonnenbalken wird der Angufs des vorderen und oft doppel 
wandigen Deckels an den Cylinder benöthigt und häufig auch der Tragfufs mit 
diefem gewünfcht. Nachdem nun noch die vier Gehäufe der Corlifsfteuerung 
der Dampfmantel und eine Reihe von anderen Angüffen für die Dampfwege, 
Regulatorauffätze etc. hinzukommen, überfchritt die Summe diefer Anforderungen 
bereits die gefahrlofe Möglichkeit der Herftellung in einem Guffe, und zwei grofse 
Firmen brachten die Neuerung mehrtheiliger Cylinder, das ift folcher, deren 
Steuertheile in gefonderten Ringen oder Scheiben untergebracht find. 
Alle Dampfcylinder mit Ausnahme eines franzöfifchen, waren wohl ver- 
fchalt, um gegen die Abkühlung gefchützt zu fein. 
Woolf’fche Cylinder waren ohne Ausnahme ftets zufammengegoffen. 
Die Hinterböden der Cylinder werden meift mit einer blank gedrehten 
Gufskappe verkleidet, welche die Schrauben, Rippen etc. überdeckt und das 
Reinhalten erleichtert. 
An vielen deutfchen Mafchinen waren die Schieberkäften angefchraubt, 
während fie fonft meift angegoffen find. Bei den englifchen Mafchinen find die 
Flanfchen für die Deckel nach einwärts geftülpt, wodurch wohl der Schieber- 
kaften, aber nicht die Dichtungslänge gröfser wird, und ein Uebergang mit dem 
Cylinder entlieht, welcher weniger Kanten zeigt. 
Die Dampfkolben find fall ausnahmslos Selbftfpanner, deren Gufsringe 
bei abgehobenem Kolbendeckel aufgefchoben werden. Die Verbindung beider 
Kolbenhälften, und diefer mit der Kolbenftange gefchieht faft ausnahmslos mit 
einer einzigen Hinterfchraube auf der Stange, während der minder centrifch und 
mit kleinerer Auflagfläche wirkende Keil faft gänzlich verfchwunden ift. 
Für fchnellgehende Mafchinen liegen bereits Gufsftahlkolben vor, welche 
mit ihrer Stange in Einem d. i. ohne Schweifsung gefchmiedet find. 
Das Gewicht des Kolbens wird bei halbwegs gröfseren Mafchinen überall 
durch die rückwärtige Verlängerung der Kolbenftange und meift durch die 
Hinterftopfbüchfe allein mitgetragen. 
Die Stopfbüchfen erfuhren durch die neuen Baumwoll-Talgftein-Einlagen 
eine neue Packung, welche fich bereits bewährte und keiner Schmierung bedarf. 
Die Schmierung der Kolben und Schieber erfolgt entweder durch die 
gefonderten Schmiergefäfse, oder in Amerika und England durch die Dampföler. 
Ueber beide und über die Zapfenöler handelt der gefondert erfchienene Bericht 
über die Schmiermittel. 
Die Kolbenftangen find in fämmtlichen europäifchen Mafchinen aus Gufs- 
ftahl. Die Dimenfionen finden fich in jener Tabelle, welche fämmtliche Haupt- 
mafse der Ausftellungsdampfmafchinen enthält. Die amerikanifchen Mafchinen 
hatten die Stangen aus kaltgewalztem Eifen, welche nicht gedreht waren, und 
folglich die harte, glatte und genau cylindrifche Fläche behielten, welche die 
Hyperboloidwalzen geben.
	        
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