Joh. Jacob Rieter in Winterthur.
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Das angetriebene Rad hat Holzzähne. Sein Durchmeffer ift 3 6 Meter, die
Theilung feiner 112 Zähne beträgt 100 und deren Breite 480 Millimeter. Das
Eifenrad hat 87 Zähne und gleich dem früheren I-förmige Arme. Erwähnt mag
hier fein, dafs die Naben trotz der bedeutenden Gröfse ohne Arbeitsleiftem
fondern durchwegs glatt ausgebohrt find, was man übrigens jetzt allgemein macht.
Die Horizontalwelle fetzt fich aufserhalb der beiden 4-0 Meter entfern'
flehenden Schilde noch weitere 4 Meter lang in einer Dicke von 360 Milli
meter fort, um zwei Seilfeheiben aufzunehmen, hinter welchen fie ein drittesmal
durch einen unabhängig am Mauerwerk flehenden Ständer gehalten wird.
Auch diefer letzte Ständer ift im Hohlgufs und in breiten Dimenfionen
geformt, fo dafs jene theilvveife beunruhigenden Vibrationen, welche die Schaf!'
haufer Rippenftänder erleiden, hier wohl nicht Vorkommen dürften.
Die S e i 11 r an s m iffi o n. Die 630 Pferde werden von je zwei Seil-
fcheiben und zwei Seilen über Stationen von je 131 Meter Abftand geführt Die
Seilfeheiben haben je 5-6 Meter Aufsendurchmeffer, find mit zehn geraden hohlen
Armen zweitheilig gegoffen und mit Verfchraubungen in den Armen und an der
Nabe (aber ohne Ringe) verbunden. Ihr Umfang ift 149 Millimeter tief und mit
90 Millimeter Mündung ausgedreht und mit Leder derart gefüttert, dafs das Seil
eine wirkfame Auflage von 5-5 Meter findet. Die hohle Nabe ift 500 Milli
meter lang und fitzt mit zwei je 170 Millimeter breiten Rändern auf der
360 Millimeter dicken Welle. Der Keil- liegt im Spalt und jede Scheibe ift
felbftverftändlich wohl equilibrirt.
Die Scheiben machen 70 Umdrehungen per Minute und ertheilen dem
Seil eine Gefchwindigkeit von 2015 Meter per Secunde.
Die Drahtfeile find 35 Millimeter im ungeftreckten Zuftande dick. Sie
beftehen aus je 72 Drähten von 2 2 Millimeter Stärke und find erft zu acht
Litzen von je^ neun Drähten mit einer Hanffchnur vereinigt, während auch
das ganze Seil eine Hanffeele befitzt. Das Gewicht per laufendem Meter
beträgt 2 45 Kilogramm.
Um dem läftigen Nachfpleifen möglich!! vorzubeugen, werden die Seile
vor der Verwendung auf einer Streckmafchine gefpannt. Das Bellgarder Seil
dehnte fich nach I7maligem Paffiren der Mafchine von urfprünglichen 480
auf 483 8 Meter oder 0 89 Percent der Länge, wobei fich der Aufsendurch
meffer von 35 auf 32 Millimeter verringerte.
Die Seile werden mittelft eines aus einem Winkeleifen hergeftellten
m einer Curve von der Nabe zum Umfang laufenden Seilauflegers auf die
Scheiben gebracht und fpäter wenn nöthig mit einem Flafchenzug nachgefpannt
um neu verflochten zu werden.
Der Regulator. Zum Reguliren der Turbine bei fchwankendem
Arbeitsverbrauch und zum gänzlichen Abfchlufs des Wafferzufluffes im Falle
eines Seilbruches befindet fich bei jeder Turbine ein Regulator, welcher die
Melle einer Hilfsturbine zur Erzeugung der nöthigen Bewegung für die
Hauptdroffel oder den Abfperrfchieber einfchaltet.
Diefe Hilfsturbine, welche ähnlich der grofsen mit Ueberwafferzapfen
etc. und einem Regulirungsftern ausgeftattet ift, hat 0 616 Meter Aufsendurch-
meffer und leiftet je nach dem Wafferftande 32 bis 20 Pferdeftärken Sie läuft
ununterbrochen mit 340 Touren per Minute und dreht je nachdem die Manchette
des Regulators ihre Friaionskegel fchiebt, die Droffel der Hauptturbine
mittelft eines doppelten Schraubenvorgeleges. Für den Fall eines Seilbruches
wo die Gefchwindigkeit rapid fteigt, kuppelt der Regulator das Geftänge des
grofsen Abfperrfchiebers und bewirkt deffen rafchen Schliffs. Um die günftigfte
Gefchwindigkeit der Pendel ausprobiren zu können, erfolgt deren Antrieb mit
einem Riemenconus.