W. Baranovsky in St. Petersburg.
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die dritte Oeffnung am vollen Stege läuft und fo gefchloffen bleibt Ein- undAus-
ftrömung findet durch die Schieberlichten flatt.
Dadurch, dals die Dampfwege ganz zu unterft an den Cylindern liegen,
ift jeder Anfammlung vonWaffer etc. im Innern vorgebeugt, ohne dafs das Zukom
men zu den unten völlig frei liegenden Schieberkaften verwehrt erfchiene. Die
Dampfwege find wohl ziemlich lang und der Canal im Schieber bildet eine Ver-
gröfserung des fchädlichen Raumes. Da aber die Mafchine ohne Condenfation
und variable Expanfion arbeitend doch nicht den höchften Anfprüchen an Oeko
nomie gerecht werden foll, fondern ein möglichft einfacher, aber doch mit
erzwungener höherer Expanfion arbeitender Motor fein will und übrigens auch
nur für kleine Effekte (bis 15 Pferde) gebaut wird, fo fcheint dasSyftem umfomehr
beachtenswerth, als man ja auch fonfl die Expanfionswirkung an einer einzigen
Kolbenftange zu gewinnen für diredt wirkende Pumpen etc. fucht.
Der Regulator befindet fich diredl an der Kurbelwelle und zwar liegend
in dem freien Theil zwifchen den beiden Lagern. Er befteht aus zwei mit der
Welle rotirenden gufseifernen Linfen, welche auf je einer Federplatte mit Stell-
fchraube halten. Eine Endfeite der Federn wird in einem Stellring, der zugleich
den Lagerbund abgibt, mit Stockfchrauben feflgehalten, während die andere End
feite den Manchettenring mitnimmt, wenn die Bewegung eintritt. Die Regulirung
gefchieht durch Dampfdroffelung mit einem Spaltfchieber im Dampfrohr.
T. Bertrand in Ode ff a.
Diefe Firma ftellte eine kleine gekuppelte Dampfmafchine aus, deren
Kurbeln unter 90 Grad wirkten. Bemerkenswerth war dabei die verfchiedene
Gröfse der beiden Cylinderdurchmeffer (150 und 200 Millimeter) und die Ver
wendung eines originellen runden Vierwegfchiebers als Anlafsventil, was folgende
verwerfliche, aber beabfichtigte Arbeitsweifen geflatten foll:
1. Für ganz kleinen Effedtbedarf arbeitet der kleine Cylinder allein, indem er
den Keffeldampf empfängt und durch ein geöffnetes Ausftrömventil ins Freie entläfst.
2. Für mittleren Kraftbedarf arbeitet der grofse Cylinder allein, indem der
Vierweghahn ihm den Dampf zuweift.
3. Für gröfseren Kraftbedarf arbeitet der kleine Cylinder als Hochdruck-
und der grofse als Expanfionscylinder nach Woolf’fchem Principe (aber ohne
Condenfation), indem das Ausftrömventil des kleinen Cylinders gefchloffen wird,
während durch den Vierweghahn die Verbindung der beiden Cylinder bei gleich
zeitigem Abfchluffe des grofsen Cylinders vom Keffeldampf einzufteilen ift.
4. Für den Maximaleffedt arbeiten beide Cylinder mit frifchem Dampf.
Nachdem die Kurbeln unter 90 Grad ftehen, fo mufste ein gröfsererDampf-
raum zwifchen den beiden Cylindern als Refervoir eingefchaltet fein, welcherfammt
einem Dampfmantel mit in dem gemeinfamen Gufsftück der beiden Cylinder ent
halten war.
Die einzelnen Theile der Mafchine waren auf einer durchgehenden Grund
platte aufgefchraubt. Bei den Führungen war diefe eingezogen und unter den
Kurbeln der doppelt gekröpften Welle vertieft.
Die Führungen felbft waren rein cylindrifch, indem die Kreuzköpfe gleichfam
zu Kolben ausgebildet in beiderfeits offenen und ausgebohrten Führungsrohren
liefen. Um diefe Kolben lagen noch auswechfelbare Ringe, welche die Abnützung
erlitten, und nachdem fich diefelben centrifch unter den querdurchfteckten Zapfen
fanden, fo kann man diefer Art der Führung keinen anderen Vorwurf machen,
als höchftens den der rafcheren Abnützung und des fchweren Ausfehens.
Die Schieberftangen waren confequenter Weife ähnlich geführt; nur
waren hier die Führungsrohre diredt mit dem Drucktheil der Stopfbüchfen
zufammengegoffen, während die Hauptführungen auf der Grundplatte ruhten.