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Volltext: Das Heerwesen auf der Weltausstellung 1873 in seinen Beziehungen zu Gewerbe und Industrie (Gruppe I bis XXVI), officieller Ausstellungs-Bericht

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Rudolf Baron Potier des Echelles. 
änderung erfahren hat, und nur bezüglich der Vertheilung des Explofivftoffes, 
in Patronen mit Rand und folchen mit Centralzündung gefchieden wird. In dem 
ausgedehnten Induftriezweige der Zündhütchen- und Patronenfabri- 
cation glänzten die Ausftellungen Frankreichs, Belgiens und O e ft er 
reich s, deffen Export an Zündhütchen — nach Deckung des Patronenbedarfes 
für die Armee — feit dem Jahre 1867—1872 von 509 auf 1684 Centner, im Werthe 
von mehr als 160.000 fl. geftiegen ift, wobei die Fabrication eines Nebenpro 
duktes in Geftalt von mehr als 200 Millionen Met all Öfen nicht berückflchtigt 
erfcheint. 
Noch bleiben die Zündfchnüre zu erwähnen, welche im Feftungs- 
kriege, überhaupt bei allen Sprengungen mannigfache Verwendung finden. Die 
alten, lange Zeit üblichen Entzündungen von Minen find in neuerer Zeit durch 
Verwendung von Elektricität und, wo diefe wegen mangelnder Vorrichtung 
nicht angewendet werden kann, durch Tr awn iczek’s rafchbrennende Zünder 
und Trauzel’fche Schnüre*) mit Momentzünder fehr erfolgreich erfetzt 
worden. Diefe Schnüre, aus mit Dynamit gefüllten Papier- oder Kautfchukröhr- 
chen beftehend, find fehr fchmiegfam, wafferdicht, leicht transportabel, werden 
mittelft Sprengkapfeln zur Explofion gebracht, und eignen fich defshalb ganz 
befonders für militärifche Zwecke, was jedoch deren praktifche Verwendung in 
Bergwerken und Steinbrüchen keineswegs ausfchliefst. Nebft diefen Zündfchnüren 
waren auch folche ausgeftellt, welche, in Bleiröhren verwahrt, ihres Gewichtes 
und hohen Preifes wegen aber allmälig den vorhin genannten Zündmitteln wei 
chen müffen; ferner die Produkte der bekannten Innsbrucker Firma H e i g e 1, 
welche allein jährlich mehr als 2 1 / 2 Millionen Meter Zündfchnüre fabricirt, die 
nicht nur in Oefterreich, fondern auch in Deutfchland, Italien und der Schweiz 
bereitwillige Abnehmer finden; dann die Sicherheits- und Guttapercha-Zünder 
der englifchen Firma Bickfort, welche felbft in einer Tiefe von 15'unter 
Waffer fortbrennen, endlich die Produkte zweier fchwedifcher Firmen, und, 
in einem eigenen Pavillon (von Mahler und Efchenbacher) die verfchiedenften 
Mufter von Zündfchnüren, Sicherheitszündern, Sprengmitteln und elektrifchen 
Zündapparaten. 
In die Gruppe III gehören fchliefslich die alten, theilweife noch gebräuch 
lichen L eu chtkugeln und S ignalr ake t e n, welch erftere dem elektrifchen 
Lichte unterlagen, während letztere noch immer — namentlich zur See — befchränkte 
Anwendung finden. Die Befprechung diefer Feuerwerkskörper mufs aber unter 
bleiben, weil diefelben auf der Weltausftellung gar nicht vorhanden waren. 
In der Gruppe IV: 
Nahrungsmittel, 
ift es die gegenwärtig fo hochbedeutende und immer zunehmende Induftrie 
der Confervenfabrication, welche ihr Entliehen zum gröfsten Theile 
dem Bedürfniffe dankt, die auf verhältnifsmäfsig kleinen Räumen, mit rafch auf 
einanderfolgenden Aktionen operirenden gewaltigen Armeen der Neuzeit aus 
reichend zu verproviantiren. Zwar machte es der Dienft zur See fchon lange 
nothwendig, gewiffe Nahrungsmittel, namentlich Fleifch, zu conferviren, dafs fie 
auch nach längererer Aufbewahrung geniefsbar bleiben. Allein die Dimenfionen 
diefer Aufgabe waren gegen jene der Verpflegung einer Armee von einer Million 
Menfchen, die täglich effen müffen, fo unbedeutend, dafs die Erzeugung von 
Conferven fich meift auf das traditionelle Pökelfleifch, die gefalzenen Fifche 
namentlich den Häring — von Luxusgemüfe und Delicateffen befchränkte, 
welch letztere für eine Armee das find, was dem Blinden die Farben. — Ja' 
nicht nur der Krieg felbft, fondern fogar die Folgen eines folchen, gaben den 
*) Beide Erfindungen von öfterreichifchen Genie-Offfcieren.
	        
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