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Ludwig Lott.
erzeugt zu fein. Doch waren recht hübfch ausgeftattete Sachen darunter, und
würde diefe Firma gewifs auch nur Tadellofes geliefert haben, wenn man ihr die
zu folchen Arbeiten nöthige Zeit zur Ausführung gelaffen hätte. Doch die Herren
Giünder verlangten von den Druckereien, die fleh hauptfächlich mit der Her-
ftellung von Creditpapieren befafsten, dafs ihre Arbeiten fo rafch hergeftellt
würden, als die Zeitungsdruckereien ihre Journale herzuftellen pflegen. Dafs bei
einem folchen Begehren vor allem nur darnach getrachtet werden rnufste, die
Aibeit unter die Preffe zu bringen, ohne eine künftlerifche Ausführung abzu
warten und damit Zeit zu verlieren, leuchtet wohl Jedem, nicht nur dem Sach
verftändigen ein.
Dafs diefe Firma aber, wenn ihr Zeit und Mufse gegeben wird, auch
wirklich Gutes und Schönes zu lebten vermag, davon gaben die für das Kaifer-
thuin Japan angefertigten, auf violettem Grunde fchwarz gedruckten Briefmarken
Kunde; nicht minder auch gaben dafür Zeugnifs die für die Befucher der Aus-
ftellung aufserhalb des gefchloffenen Glasfchrankes ausgelegten, auf grünem
Unteigrunde braun und fchwarz gedruckten, künftlerifch vollendeten Gefchäfts-
karten. Auf der Rückfeite diefer Karten waren aufser dem Wiener Magiftrate
und dem Finanzdepartement des Kaiferthums Japan in Youkahama, nicht weniger
als 32 Banken und Geldinftitute als Referenzen aufgeführt, woraus der Schlufs
gezogen werden kann, welch grofse Anzahl von Werthpapieren aus dem Inflitute
II. Engel & Sohn hervorgegangen ift. So viel von den beiden Glasfchränken in
der Rotunde.
'V r k e k re ^ jetzt in den Hof 13 a zurück und betreten denfelben von der
Aufsenfeite, um die Colledtiv-Ausftellung des Gremiums der Wiener Buchdrucker
zu befichtigen.
Unmittelbar vor uns finden wir den Ausftellungskaften der k. k. Hof
r i aatS< ^ rUC ^ ei * n ^* en - Bevor wir aber den Inhalt diefes Kaftens
el jlt beti achten, wird es zweck- und fachgemäfs fein, wenn wir uns etwas ein
gehender mit dem Inflitute felbft befchäftigen.
Die k. k. Staatsdruckerei war bis zum Jahre 1841 nichts mehr und nichts
weniger als was die Jünger Guttenberg’s ein „Feuerzeug“ nennen. Am 24. Jänner
1841 wurde Alois Auer zum DirecTor diefer Staatsanftalt ernannt. Von da an
begann diefelbe ein anderes Gefleht anzunehmen. Im Jahre 1843 wurde die
” ' . v- Bottoamts-Druckerei“, die „k. k. Hofkammer-Lithographie“, das „k. k.
apierdepot für die Staatsdruckerei und die Behörden“ und der „ Aerarial-Druck
foitenverfchleifs“ mit der Staatsdruckerei vereinigt.
Kaum vier Jahre nach der Ernennung Auer’s trat die Staatsdruckerei
c 1( ?? ^ en ei ’ft en flehen grofsen Tafeln: „Typenfchau des geflammten Erd-
kreifes“ in der 1845 in Wien abgehaltenen öfterreichifchen Induftrie Ausftellung
auf. Diefe Typen, deren Stempel und Matrizen alle in der Staatsdruckerei felbft
erzeugt worden waren, und deren Abdruck fämmtliche Sprachenalphabete zur
An flicht brachte, erregten mit Recht allgemeines Auffehen. Neben diefer „Typen
fchau“ hatte die Anftalt damals noch neun Tafeln in Piacatformat ausgeftellt,
nämlich „Auer s Sprachenhalle oder das Vaterunfer in 206 Sprachen und Mund
arten“, alle mit lateinifchen Typen gedruckt.
Im Jahre 1846 wurde in der Staatsdruckerei ein japaneflfehes Buch
gedruckt. Es war diefs das erfte mit beweglichen Typen gedruckte
japaneflfehe Buch nicht nur in Europa, fondern das erfte überhaupt, da die
Japanefen felbft, fowie die Chinefen, nur mittelft Holztafeln bis auf unfere Ta^e
gedruckt haben und zum Theile noch drucken.
1 -I ^ e ^ ir Staatsdruckerei ihren Wirkungskreis fort und fort erweiterte,
erhellt daraus, dafs das Perfonal derfelben, das im Jahr 1841 etwa 50 Perfonen
betrug, am Schluffe des Jahres 1847 aus mehr als 600 Köpfen beftand.
Dafs das bewegte Jahr ^48 auf die ftetige Entwicklung der Staatsdruckerei,
in wiffenfchaftlicher Beziehung, nicht ohne Hörenden Einflufs fein konnte, ift