Stahl- und Eifenwaaren.
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Schleifmafchine, fo auch die Verfuche des Feilhauens mit Mafchinen in gröfserem
Mafsftabe durchgeführt und bereits fehr günftige Refultate aufzuweifen hat.
Die Fifcher’fche Fabrik hat ferner die beften Schmiedemafchinen in ihren
Werkftätten eingeführt, und fchmiedet nicht blos den Körper der Feile in
Gefenken, fondern erzeugt in gleicher Weife die Angeln der Feile, wodurch überall
die gröfste Gleichmäfsigkeit und Accurateffe in der Form der Feile erzielt wird.
Allerdings hat es auch hier nicht an Schwierigkeiten der Einführung
gefehlt, und die Mafchinen felbft, obfchon in England von den renommirteften
Fabriken geliefert, bedurften hier mehrfacher Abänderungen und Verbefferungen,
um auf dem heutigen Standpunkte anzukommen, wo die mit der Mafchine gehauenen
Feilen bereits allen billigen Anforderungen entfprechen.
Der gänzliche Umfchwung, der fich gegen frühere Perioden in der Ver
wendung der Feilen und daher auch in der Nachfrage, folgeweife in der Fabri
kation felbft vollzogen hat, läfst die uralte und ehedem weltberühmte fteierifche
F eilenfabrikation gewaltig in den Hintergrund treten.
In früheren Zeiten, wo man von der Feile nur einen einfachen, wir möchten
fagen, handwerksmäfsigen Dienft verlangte, war die fteierifche Feile (Bund- oder
Strohfeile, weil fie in Bund verkauft, und in Stroh eingewickelt wurde) das be-
gehrtefte Werkzeug diefer Art und auf allen Märkten der Welt gekannt und
gefucht; aus diefer Zeit datirt auch das grofse und weitverbreitete Renommee der
fteierifchen Marken (Zeichen), deffen gröfsere oder geringere Berühmtheit allein
für den Verkauf und Preis mafsgebend war.
Der Schloffer, Mefferfchmied oder fonftige Confument der fteierifchen
Feile Ichätzte in diefem Erzeugniffe nicht blos ein nach damaligen Begriffen
und Bedürfniffen qualitätsmäfsig ausgezeichnetes Werkzeug, felbft die Feile im
abgenützten, unbrauchbaren Zuftande lieferte ihm noch immer bis zum letzten
Atom ein unübertreffliches Material, welches er zu Stahlartikeln, zu Meffern,
zu Schneidarbeiten, zum Verftählen u. f. w. mit um fo gröfserer Vorliebe verwen
dete, als die Eigenfchaft des fteierifchen Stahles auch dem Mindergeübten feine
Verarbeitung, befonders im Schweifsen und Härten leicht machte, während andere
Stahlgattungen ftets einen geübten Arbeiter erforderten.
Auch heute haben die fogenannten fteierifchenFeilen, d. h. die Bund-
und Strohfeilen, noch immer einen gewiffen Abfatz, aber nur noch nach folchen
Ländern, wo die moderne Induftrie noch keine Wurzel gefafst hat, wo alfo der
Huf- und Wagenfehmied, derDorffchloffer und ähnliche Handwerker die einzigen
Confumenten find. Diefs gilt namentlich von Italien, Spanien und der Levante etc.
Aber felbft diefer Abfatz wird durch die deutfehe Concurrenz wefentlich beein
trächtigt, da fie zu diefer Gattung von Feilen den ordinärften und billigften
Stahl verwendet, daher in den Preifen vollftändig concurrirt, und durch Anwen
dung beliebiger Fabriksmarken die Täufchung des letzten Käufers vollendet.
Wir können daher das aus unferen gewerblichen Kreifen fo vielfach
geftellte Verlangen nach einem gefetzlich geregelten internationalen Marken-
fchutz für unfere Induftrie nur als ein berechtigtes anerkennen. Aber mehr noch
hat feitens der Induftriellen zu gefchehen. So z. B. ift der Vorgang in dem Rem-
fcheider Fabriksbezirke, wo fich die bedeutendften und berühmteften Feilenfabri
kanten als: Mannesmann, Kotthaus & Bufch, Honsberg, Greb und
andere gemeinfam an die Spitze eines Commandit-Unternehmens geftellt haben,
um fpeciell die Mafchinenhauerei nach Dodges’ Patent im gröfserem Mafsftabe
durchzuführen, den Steierer Feilcnfabrikanten zur Nachahmung dringendft zu
empfehlen.
Die concentrirte Lage der fteierifchen Fabrikation ähnelt der gleich con-
centrirten Lage der Remfcheider Fabrikation, und erleichtert dadurch im hohen
Grade die Errichtung gemeinfam er Anlagen für die Benützung aller Fabri
kanten. Die genoffenfchaftliche Vereinigung der Steierer Induftriellen wäre
aber auch nach anderen Richtungen von grofsem und nachhaltigem Nutzen.