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Volltext: Stahl- und Eisenwaaren (Gruppe VII, Section 2), officieller Ausstellungs-Bericht

Stahl- und Eifenwaaren. 
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zu laßen, indefs unfere Senfen mit Verfchmähung diefer äufseren Zierathen ftets 
in ihrem Urzuftande in den Handel gebracht wurden, lieferte die diefsmalige 
Ausftellung den erfreulichen Beweis, dafs man auch hier den grofsen Vortheil 
nicht unterfchätzt hatte, der in der fchöneren, dem Auge wohlgefälligeren Aus- 
ftattung gelegen ift, indem, wenngleich diefe Zierathen zur Güte des Fabrikates 
nichts beitragen, fie doch bei dem weniger fachmännifch durchbildeten Käufer 
die Abfatzfähigkeit der Waare in hohem Grade fördern. 
Die Kärntner und Krainer Senfenfabrikation hatte allerdings noch an 
dem früheren Ufus feftgehalten und die Senfen fo ausgeftellt, wie fie aus dem 
Hammerwerke kommen, wahrfcheinlich um dem Käufer die Beurtheilung^ der 
Qualität zu erleichtern; aber es darf angenommen werden, dafs die diefsjähngen 
Erfahrungen hingereicht haben, auch in diefen Kronländern. die Erkenntnifs 
zu bewirken, dafs der grofse Haufe der Käufer für eine äufsere elegante Aus- 
flattung nur zu fehr empfänglich ift. 
Dafs die Qualität unterer Senfen, die Schneide, gegen das altgewohnte 
Renommee nicht zurückgeblieben war, dürfen wir wohl als felbftverftändlich vor 
ausfetzen, da das Rohmaterial, nämlich das aus reinem Spatheifenftein mit Holz 
kohle erblafene Roheiten, welches hier zur Anwendung kommt, noch immer das- 
felbe ift. 
Zum erften Male begegneten wir einer ausgedehnteren Anwendung des 
B effem e r-S tah 1 e s zur Senfenfabrikation. Mit Befriedigung verdient es con 
ftatirt zu werden, dafs diefes Material dem bisher fall ausfchliefslich dazu ver 
wendeten Gärbftahl und Gufsftahl das Vorrecht ftreitig macht. Es mufs aufrichtig 
gewünfcht werden, dafs die Verwendung desBeffemer-Stahles zur Senfenfabrikation 
fleh bei uns verallgemeinere, da diefer Rohftoff eine ftets gleichartige Qualität, 
leichtere und bequemere Bearbeitung und billigeren Preis für fich hat, und gerade 
die Güte unteres Beßemer-Stahles in Folge unferes unübertrefflichen fteierifchen 
und kärntnerifchen Rohmateriales vom Auslande nicht fo bald erreicht werden 
dürfte. 
Neben der öfterreichifchen Ausftellung verdient von fremden Aus- 
fteilern auf dem Gebiete der Senfen- und Sichelfabrikation noch die Col 
lection von James FüffelSons & Comp, in Frome eine befondere Erwähnung, 
da fie allen Anforderungen einer fchönen und reinen Waare vollkommen ent- 
fprach. 
Die renommirten Senfenfabriken: Haueifen in Stuttgart, Auiiei 
mann in Weftfalen, die franzöfifchen Firmen: Goldenberg, Talabot, 
Jackfon und Andere, die auf den Weltmärkten in diefem Artikel eine Rolle 
fpielen, hatten fich an unterer Ausftellung nicht betheiligt. 
Obgleich aber die Gefchäftsleute der ganzen Welt darüber vollftändig im 
Klaren find, dafs die beften Senfen aus der Steiermark, Niederöfterreich, 
Kärnten und Tirol kommen, fo ift doch als leidige 1 hatfache anzuführen, dafs 
unfere berühmten und uralten Senfenfirmen: Weinmeifter, Forcher, 
Zeilinger, Huber, Mofer, Piesli n ge r, Schröck enfuchs und Andere, 
den wenigften Gefchäftsleuten diefes Faches im Auslande bekannt find. Während 
diefe fehr wohl den Ruf der Marken: Halbmond, Krone, Kreuz, Pofthorn, 
Schwert, Glocke, Herz, Tannenbaum etc. etc. zu würdigen wißen, hatten fie doch 
kaum jemals Gelegenheit, mit unteren Fabrikanten perfönliche Berührung zu 
pflegen. 
Es ift daher nicht zu verwundern, dafs der auswärtige Fabrikant, der mit 
demfelben Zeichen (Fabriksmarke) dienen kann, im perfönlichen Verkehre 
mit den fremden Abnehmern die Beftellungen davon trägt, und häufig unteren 
Fabrikanten das leere Nachfehen läfst. 
Die vor Jahrhunderten beftandene Uebung, den Käufer an fich heran 
kommen zu laßen, eine Uebung, die man im Wefentlichen auch heute noch viel 
fach beizubehalten beftrebt ift, mufs den veränderten Verkehrs- und Gefchäfts-
	        
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