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aufwärts gekrümmten Arm der eiferne Verbindungsriegel der Geflellwände. Von
diefem Querriegel geht eine Schnur zu der über denBruflbaum fich erftreckenden
Ausrückflange. Am äufserflen Ende der beiden Kettenbäume find die bekannten
Bremfen angebracht und der Regulator am Zeugbaum.
Wenn nun auch die Kette hinten durch den Mittelfländer in zwei Hälften
getheilt ifl, fo vereinigen (ich die Fäden vorne doch fo vollkommen, als ob fie
von einem ununterbrochenen Kettenbaum fich abwickeln würden.
Der von der renommirten Firma George H o d g s o n in Bradford ausgeflellt
gewefene R i p s fl u h 1, welcher in Frankreich, Deutfchland (Elfafs), Oeflerreich und
anderwärts grofse Verbreitung gefunden hat, war mit einer neueren Dispofition der
Bremsvorrichtung für den Kettenbaum verfehen, welche aus Ketten, Winkel-
l ebeln und einem Waagegewichte fo zufammengefetzt ifl, dafs die Bremfung auf
beiden Seiten des Kettenbaumes flets gleichmäfsig vertheilt wird.
Gröfseres Intereffe beanfpruchte aber ein vom Werkmeifter diefer Firma
J. O 1 d fi e 1 d uns vorgelegter kleiner Apparat, in welchem eine neue Idee zur
Fadenbewegung bei der Fachbildung auf Webflühlen — und zwar zunächfl für
Gewebeleiften in höchfl finnreicher Weife ausgeführt war.
Wenn auf einem Webfluhle mehrere Breiten nebeneinander erzeugt werden
follen, dann erhalten die einzelnen Streifen an der Verbindungsflelle, welche
nachträglich aufgefchnitten wird, feflere Leiften dadurch, dafs man diefe mit
gekreuzter Kette webt. Es werden die Kettenfäden an den Rändern derGewebe-
flreifen nicht wie gewöhnlich ins Fach genommen, fondern durch eine vom Gaze
gewebe her bekannte Litzenanordnung.
Mit dem O 1 d fi e 1 d’fchen Fachbilder wird die Bindung der Leiflen-Ketten-
fäden nun nicht mit gekreuzten, fondern mit ununterbrochen in einem Sinne her
umgedrehten Kettenfäden erzielt. Es findet thatfächlich ein Zwirnen je zweier
zufammengehörigen Kettenfäden flatt; doch liegen zwifchen den einzelnen Dre
hungen die Schufsfäden, welche dergeflalt feiler umfchlungen die Leifle ficherer
zufammenhalten follen.* *
Es liegt nun nahe, den O ldfi eld’fchen Apparat bei der Fachbildung für
Gazegewebe überhaupt in Anwendung zu bringen. Wenn man aber flatt der con-
tinuirlichen Drehung eine ofcillirende Bewegung des die Fäden tragenden Spu
lenringes eintreten läfst, fo erzielt man die reine leinwandartige Bindung in einer
von der bisherigen vollkommen abweichenden Weife, worauf von anderer Seite
näher hingewiefen wurde.**
Bei der Aufzählung der Neuerungen in den verfchiedenen Bewegungs
mechanismen beziehungsweife Conflrudlionsdetails der mechanifchen Webflühle
für glatte Waare etc. haben wir die von Cafpar Honegger in Rüti (Schweiz)
ausgeflellten Webflühle für Seidenfloff-Fabrikation bisher unerwähnt gelaffen,
um diefelben wegen ihrer hervorragenden Bedeutung und ihrer intereffanten
Verbefferungen im Zufammenhange vorzuführen.
Honegger hatte ausgeflellt:
1. Webfluhl für Marzellin oder Doppeltafft, auch für leichtere
Seidenfloffe wie T afft. — Schaftbewegung bei entlafleten Flügeln. Verbefferte
Aufwindung. Fliegendes Rietblatt mit regulirbarer Spannung.
2. Webfluhl für fchweren Tafft fogenannten Failles (Lyoner
Waare). — Verbefferte Gefchirrbewegung. Aufwindung wie vorher. Freier Blatt-
fchlag (battant libre) mit Regulirung des Momentes und der Kraft des Schla
ges. Roflförmige Schützenbahn zur Schonung der Seidenkette.
* Abgebildet und näher befchrieben in D in g 1 e r’s polytechnifchem Journal, 1873, Band
CCIX. Seite 169.
** Vergleiche Dr. H. Gro the in der „Allgemeinen deutfchen polytechnifchen Zeitung“
1874, Seite 245.