Webereimafchinen.
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Gottfried Bernhardt in Wien hatte einen Drahtwebftuhl für Metall-
tticher und daneben eine Mafchine zur Herftellung von Drahtgeflechten,
deren hiibfches Princip bereits bekannt ift, * ausgeftellt.
B. W e chf e Hl iih 1 e und S c h af t m a fc hi ne n können wir hier ohne
Zuhilfenahme von ausführlichen Figuren, welche allein das Referat verftändlicher
machen würden, nur kurz behandeln. Auch wollen wir uns wie früher darauf be-
fchränken, auf neuere Conftrudliondetails hinzuweifen und uns einer vergleichs
weifen Kritik der verfchiedenen Stuhlfyfleme enthalten. Sind doch hierin die
Weber felbft nicht immer übereinftimmender Anficht, und unfere eigenen noch
nicht abgefchloifeuen Erfahrungen geftatten uns nicht, an einer Stelle, welche wie
keine andere die ftre ngfte Objektivität bedingt, für die eine oder für die andere
Stuhlconftruklion befondere Partei zu ergreifen, und diefs um fo weniger, als man
— diefs berührt fpeciell die Tuchftühle von Schönherr und Crompton-
Hartmann— in vielen beftgeleiteten Etabliffements verfchiedene Syfteme in
friedlicher Concurrenz neben einander arbeiten und neben einander fich ver
mehren fieht; wohl nur ein deutlicher Beweis dafür, dafs jedes Syftent eigene
Vorzüge befitzt, aber eines dem anderen nicht geradezu als überlegen bezeichnet
werden kann.
In Buntwebftühlen waren die Schweizer durch Efcher-Wyfs,
Honegger und S o c i n - W i c k , England blofs durch II o d g f o n vertreten.
Einen neuen Webftuhl fpeciell für Seidenftoffe (Gros d’Afrique etc.) hatte, wie
wir leider erft nach Schlufs der Ausftellung unterrichtet wurden, die Firma
Gebrüder Schmid & Comp, in Bregenz ausgeftellt, deffen Neuerungen wir
eventuell auf anderem Wege veröffentlichen wollen.
Der Hon egge r’fche Buntwebftuhl ift von Paris her wohl bekannt.**
Das zur Hebung des Platinenmeffers dienende Excenter fafs früher feft aufgekeilt
auf der unteren Stuhlwelle. Um nun jede Gefahr eines etwaigen Bruches beim
zufälligen Steckenbleiben des Wechfelkaftens zu vermeiden, ift diefes Excenter jetzt
auslösbar, nämlich unter Vermittlung einer durch Federkraft zufammengehaltenen
Zahnkupplung auf die Welle aufgefchoben.
Das Gegengewicht für den Zellenkaften und die Spiralfeder am Abftofs-
arm find gemeinfchaftlich durch eine kräftige Spiralfeder erfetzt, welche nun
zwifchen einem Fortfatz am Abftofsarm und einem Vorfprung am Hubhebel des
Zellenkaftens angebracht ift.
Der Buntwebftuhl von So ein und Wiek in Bafel — ein Spröfsling des
vorhergehenden Syftemes — unterfcheidet fielt hauptfächlich durch eine ver
fchiedene Führung der Kartenkette, nämlich unterhalb des Zellenkaftens ftatt in
der Höhe, um den Zutritt des Lichtes auf die Arbeitsftelle nicht zu behindern.
Damit wird aber die Handlichkeit der Wechfelvorrichtung wefentlich beein
trächtigt, während uns der Vorwurf einer fchlechten Dispofition mit Rückficht
auf das Licht bei H o n e g g e r’fchen Stühlen bisher nirgends entgegengebracht
wurde.
Efcher, Wyfs & Comp, in Zürich waren mit drei Wechfelftühlen für
Buntweberei erfchienen, zwei davon mit einfeitigem Wechfelkaften, der dritte
Stuhl mit dreizeiligem Schützenkaften auf beiden Seiten. Auf diefem Lancirftuhl
läfst fielt bekanntlich der Eintrag Schilfs um Schufs wechfein. Eine nähere Dar-
ftellung der intereilanten Wechfelvorrichtung ift ohne Beihilfe von Zeichnungen
gar nicht möglich.
* Vergleiche K i c k's Mittheilung in den „Technifchen Blättern“, 1870, Seite 231
und daraus 11. a. in Dingler’s polytechnifchem Journal, 1871, Band CXCIX, Seite 154.
** Befchrieben und abgebildet im officiellen Bericht vom Jahre 1867, Band IV,
Seite 596 und Tafel