Webereimafchinen.
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Um die Spannung der Kette auf die Bewegung des Radgefperres, welches
vorne unter dem Waarenbaum disponirt iH, einwirken zu laßen, iH der hinten
über dem Kettenbaum befindliche Streichbaum nicht feH, fondern links und rechts
in dem verticalen Arme je eines um feine Achfe drehbaren Winkelhebels einge
hängt. Der verticale Arm des einen diefer Lagerhebel fleht durch ein Hebelwerk
mit der Klinke am erwähnten Radgefperre in folcher Verbindung, dafs bei ver
änderter Spannung der Kette die Klinke bei ihrem Rückgänge über weniger,
eventuell über keinen Zahn des Schaltrades zurückgeht und umgekehrt bei der
ftärkften zuläffigen Spannung der Kette das Maximum ihres Rücklaufes erreicht.
Es wird fodann beim nächflen Ladenfchlag, wie oben angedeutet wurde, die Ab
wicklung am Kettenbaum dem entfprechend gröfser oder kleiner, correfpon-
dirend mit der durch den Eintrag bedingten verfchiedenen Aufarbeitung
der Kette.
Die Abwindewelle ift vorne, um die Abwicklung der Kette auch von
Hand zu ermöglichen, mit einem Handrade verfehen.
Bei dem gleichen Stuhle könnte noch von den verfchiedenen Verbefferun-
gen jene in der Cylinderbewegung der Schaftmafchine erwähnt werden. Jetzt
beendet der Cylinder vollkommen feine Drehung, ehe er gegen die Nadeln
anfchlägt, während früher Dreh und Anfchlagbewegung des Cylinders nicht H>
ftrenge getrennt waren, um eine ganz präcife Wirkung zu erzielen, wie diefs bei
der neuen Anordnung der Fall ift.
So gelangen wir zu den unflreitig wichtigften Buckskinftühlen —
Syflem Schönherr und Syflem Crompton-Hartmann* — welche die
beiden bekannten Chemnitzer Firmen zur Ausftellung gebracht hatten.
Seit dem letzten Ausftellungsjahre 1867 hat der Scho n h e r r -Stuhl aufser
kleineren Modificationen nachflehende Verbefferungen erhalten:
1) die Einrichtung, um mit fünf Schützen zu wechfeln ;
2) eine neue Schützenbremfe, mit welcher der Gang der Schütze fofort
gehemmt werden kann;
3) eine Vorrichtung, um den Stuhl auszurücken, wenn die Lade am Anfchlag
ift, mit welcher zugleich ein Räderfchutz verbunden wurde;
4) eine Einrichtung, dafs die Schützen nicht zufammentreffen, wenn eine
derfelben in einen falfchen Schützenkaflen gefleckt wurde ;
5) einen neuen S c h u f s w ä c h t e r, welcher bei offenem Fach ausrückt.
Ehe wir aber den ingeniöfen S c h ö n h e r r’fchen Nadel-Schufswächter für
Webflühle näher charakterifiren, fei erwähnt, dafs auch der Crompton -Hart
man n’fche Buckskinftuhl feit feiner Acquifition durch die Sächfifche Mafchi-
nenfabrik (vormals Richard Hartmann) in Chemnitz wefentlich verbeffert
worden ifl.
Das Einrücken und Ausrücken des Stuhles erfolgt fofort durch eine höl
zerne Stange vor dem Bruflbaum, und es läfst fich beim Ausrücken die Lade gleich
fo Hellen, wie es zum Fadeneinziehen oder zum Schützeneinlegen erforderlich ifl,
ohne die Lade nach dem Ausrücken erft richtig Hellen zu müffen.
Bleibt die Schütze im Fache Hecken, fo rückt der Stuhl in bekannter
Weife aus; es wird aber die Lade durch Anfchlag einer Zunge an derfelben
* Vergleiche die Befchreibung des S c h ö n h e r r’fchen Tuchftuhles (ohne Schaft
mafchine und Wechfellade) von Profeflbr F. Kohl in den Mittheilungen des Gewerbe
vereines für Hannover, 1871, Heft 5.
Ferne r enthält das Programm der königlichen höheren Gewerbefchule etc. zu Chemnitz,
Oftern 1872, eine fehr lehrreiche Abhandlung von Profeffor H. Falke: „Die Bewegungs
mechanismen am Mafchinen-Webftuhl“, worin auch die intereflanteften Theile obiger und
anderer Webltühle mit Schaftmafchine und Wechfellade befprochen und abgebildet find.
Der C ro mp t o n’fche Tuch-Webftuhl mit Schaftmafchine und Wechfellade ift von
Profeflbr Kohl in den Mittheilungen des Gew'erbevereines für Hannover, 1868, Heft 1 und
daraus u. a. in D i n g 1 e r’s polytechnischem Journal, 1868, Band CLXXXIX, Seite 33 befchrie-
ben worden.