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Johann Zeman.
gegen die fogenannte Bufferfeder foweit zurückgeworfen, dafs man die Schütze
aus dem Fache nehmen und in den Kaffen flecken kann. Dasfelbe gefchieht bei
Fadenbruch oder Ausgehen des Schufsfadens, wenn die neue Schütze mit Schufs-
wächter in Anwendung ifl, worüber weiter unten das Nähere angeführt wird.
Der Schützenfchlag erfolgt bekanntlich durch Schlagdaumen auf der
unteren Stuhlwelle, welche verflellbar gemacht find, um die Schütze fchneller oder
langfamer laufen laffen zu können.
Durch die Schützen Fangvorrichtung wird der Treiber durch den Schlag
hebel der ankommenden Schütze entgegengeführt, um deren Anprall zu mildern,
beziehentlich jede Störung des Wechfels durch die Schütze und den Treiber
hintanzuhalten. Auch das doppelte Abfchiefsen der Schützen, wenn zwei fich
gegenüber flehen und zufammenlaufen würden, ifl zufolge der Dispofition des
ganzen Schlagmechanismus verhütet.
Die Ladenbewegung gefchieht bei den neueren Stühlen durch Kreis
excenter, wodurch mehr Platz im Stuhle gewonnen und der Lade mehr Stillfland
gegeben wurde, während die Schütze durch das Fach hindurchgeht.
Die Schaftmafchine wird nicht mehr durch eine Querweile von der Kurbel
welle, fondern mittelfl Excenter von der unteren Stuhlwelle aus angetrieben. Im
höchften Punkte bleibt die Mafchine kurze Zeit flehen, folange nämlich die
Schütze durch das Fach geht; dann fällt fie rafch zufammen, noch bevor der
Zufchlag erfolgt. Die Regulirung des Einfallens der Schaftmafchine gefchieht
durch Vorwärts- oder Rückwärtsflellen des Excenters auf der Stuhlwelle.
Mit der neuen Wechfelvorrichtung kann der Schützenkaflen geflellt werden,
wie man nur immer will, mit Ueberfpringung des mittleren Kaflens, fo dafs man
alle Schufsmufler innerhalb 5 Schützen mit drei Käflen auf jeder Seite der Lade
beliebig ausführen kann.
Die Wechfelkarte befindet fich nun auf dem Schaftcylinder, und fomit
drehen fich Schufsmufler und Schaftmufler flets gemeinfchaftlich, was insbeson
dere beim Retourweben grofse Erleichterung bietet.
Bei der ganzen Durchführung wurde Rückficht darauf genommen, den
Gefammtmechanismus aufserhalb der Kettenfäden und der Waare zu legen, um
alle fchädiichen Flecken durch herabtröpfelndes, eifenhaltiges Schmieröl zu ver
meiden.
Nach diefer Aufzählung der verfchiedenen Verbefferungen und Aenderun-
gen an den weiteflverbreiteten Buckskinflühlen müffen wir zum Schlufs die
Schufswächter, welche von allen Fortfchritten diefer Stühle die intereffanteflen
find, etwas näher ins Auge faffen, da gerade folche Sicherheitsvorrichtungen
einen erhöhten Impuls zur Entwicklung der mechanifchen Weberei gewähren —
und da es wohl auch des Referenten Pflicht ifl, unter den gerade nicht zahlreichen
Novitäten, welche wir als Fortfehritte auf der „Wiener Weltausflellung 1873“ zu
verzeichnen fanden, das wirklich originelle und durchfchlagend Neue befonders
anerkennend hervorzuheben.
Die Gabel-Schufswächter, d. i. der Mechanismus zum felbflthätigen Abftel-
len des Stuhles, im Falle der Schufsfaden abläuft oder reifst, können bekannter-
mafsen bei Wechfelflühlen mit zweifeitigem Wechfelkaflen (alfo bei Buckskin
flühlen), wenn von einer Seite zwei oder mehr Schüffe hintereinander abgehen,
nicht in Anwendung gebracht werden.
Um nun das die Webflühle bedienende Perfonal beffer auszunützen, und
um auch die Leiflungsfähigkeit diefer Stühle zu erhöhen, war man feit länger
fchon auf die Erfindung eines geeigneten Schufswächters bedacht.
Vor etwa vier Jahren ifl diefs in einer für die Praxis befriedigenden Weife
zuerfl der SächfifchenMafchinenfabrik (vormals Richard Hartmann)
durch Einführung einer Schütze mit Schufswächter gelungen — eine
Einrichtung, bei welcher der Mechanismus zur Einleitung des Stillflandes in der
Schütze felbfl angebracht ifl, daher der Name Schützen-Schufswächter