DIE GOLDSCHMIEDEKUNST.
(ARBEITEN IN EDELMETALL UND EDELSTEIN.)
(Gruppe VII, Section 1.)
Bericht von
Jakob Falke.
EINLEITUNG.
Wenn wir es verfuchen, uns den reichen Stoff überfichtlich zurecht zu
legen, den uns die Goldfchmiedekunfl darbietet, fo treten uns der Fragen so
viele entgegen, es zeigen fich uns der Wege, die wir einfchlagen können, meh
rere, fo dafs wir einigermafsen in Verlegenheit find. Wir können dem geogra-
phifchen Gange folgen, den uns der Plan der Weltausftellung in der Reihenfolge
der Länder vorfchreibt, von Offen nach Weften oder von Welfen nach Offen
von der alten oder der Halbcultur zur modernen Cultur oder umgekehrt, das aber
wäre ein fehr äufserliches und mechanifches Verfahren. Wir können ferner die
Länder einzeln nach ihrer Bedeutung und Wichtigkeit in Bezug auf den in Rede
ftehenden Gegenftand fchildern, eines nach dem andern und fie nach ihren
Leiftungen mit einander vergleichen. Wir würden auf diefe Weife aber gar Vieles
des Oefteren zu wiederholen haben und zugleich verhindert fein, uns zu einer
höheren und allgemeineren Betrachtung des Gegenftandes zu erheben. Das
wahre Ziel der Aufgabe fcheint uns vielmehr darin zu liegen, nicht fowohl die
Länder und ihre Produkte, als die Leiftungen der modernen, der gegenwärtigen
Goldfchmiedekunft kennen zu lernen und in ihrem Werthe abzufchätzen, fie in
ihrer Art, in ihrer Entffehung zu begreifen, fie mit Hilfe der Vergangenheit mit dem
abfoluten Mafsftabe zu meffen, um zu fehen, was ihr fehlt, was ihr noththut, in
welcher Richtung, auf welchen Wegen fie fortffreben mufs, um zur Vollkommen
heit zu gelangen. Darnach erft wird es möglich fein, was auch in Kürze gefchehen
foll, den Standpunkt der verfchiedenen Länder zu vergleichen, um fchliefslich
für uns, für Oefferreich, die Nutzanwendung für die Zukunft zu machen.
Hieraus geht hervor, dafs wir nicht der Eintheilung nach den Ländern
folgen können, fondern dafs wir uns unferen Stoff gegenftändlich zu zerlegen
haben, und da ergibt fich die Scheidung von felber. In dem grofsen, weiten
Gebiete, das wir allgemein mit dem Namen der Goldfchmiedekunft bezeichnen,
das aber alle Arbeiten, oder richtiger alle Kunffarbeiten in edlen Metallen
begreift, treten uns zwei grofse Gruppen entgegen, die Arbeiten in Silber und
die Arbeiten in Gold. Beide find dem Stile und der Technik nach im Wefent-
lichen nicht gefchieden, aber doch dadurch getrennt, dafs die Arbeiten in Gold,