190
II. Vorarbeiten.
3. Geologische Vorerhebungen.
Das geologische Moment bei Herstellung eines Eisenbahnbaues
ist von so hervorragender Bedeutung, dass seine Pflege immer
sorgfältiger wird. Die Bedeutsamkeit des Gegenstandes erhellt schon
daraus, dass auf unseren technischen Hochschulen angewandte
Geologie gelehrt wird; und in der That ist auch keine Projects-
verfassung denkbar, wenn der Boden, auf dem man sich zu
bewegen hat, nicht mit aller thunlichen Schärfe geologisch unter
sucht wurde, weil die Kostenfrage der Bahnherstellung, die Zeitfrage
und die Frage nach den technischen Schwierigkeiten ohne diese
genauen Studien gar nicht gelöst werden können.
Das Bedürfnis diesbezüglicher Studien ist so durchdringend,
dass in Ländern, wo geologische Karten fehlen, die geologischen
Vorerhebungen besonders gepflogen werden (von Hochstetter für
die türkischen Bahnen, Tietze für die persischen Linien); dass
vorhandene geologische Karten sofort von dem tracirenden Ingenieur
zur Hand genommen werden müssen; und dass die Eisen
bahngesellschaften heutzutage fast durchgängig einen geologischen
Specialbericht für die zu erbauende Linie aufstellen lassen.
Besonders sind es sieben Punkte, welche der Geologe bei einer
zu errichtenden Eisenbahn beachten muss:
1. Festigkeit und Härtegrad der Erd- und Felsmassen (speciell
Kostenfrage).
2. Standfestigkeit und Rutschbarkeit des Terrains.
3. Tragfähigkeit des Untergrundes für hohe Dämme.
4. Ermittelung der Fundamenttiefen und Beschaffenheit des
bezüglichen örtlichen Untergrundes (Art der Fundirungen).
5. Studium der unterirdischen Wasserläufe.
G. Genaue Specialerhebungen für die zu errichtenden Tunnel
bauten (geologische Situation, geologische Längenprofile, geo
logische Generalprofile und geologische Horizontalschnitte des
Gebirges in der Tiefe des Tunnels).
7. Lösung der Frage der Baumaterialien (Wahl der Bau
steine, Aufsuchung von Kalk, Cementstein, Sand, Wasser, Ziegel
thon und Oberbauschotter).