4. Sprengmittel.
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Selbst aber in Erwägung aller dieser Verhältnisse sind die
Erfahrungen über die Brauchbarkeit der verschiedenen Sprengstoffe
doch allgemein dahin gediehen, dass das Nobel’sche Dynamit gegen
wärtig als der kräftigste Sprengstoff anerkannt wird, und dass in
der Mehrzahl der Fälle die hervorragende Sprenggewalt des Dyna
mites gegenüber dem Schwarzpulver seinen hohen Preis zulässig
macht.
Bekanntlich hat Nobel mit ausserordentlichen Schwierigkeiten
gekämpft, um seine Nitroglycerinpräparate einzuführen, und gerade
die Ueberwindung dieser Schwierigkeiten ist mit ein Zeugniss für
die hervorragende Qualität des Präparates.
Bei der ausserordentlichen Bedeutsamkeit des Dynamites
möchte es nicht ohne Interesse sein, hier (grösstentheils nach Mit
theilungen des Herrn Trautzl) der historischen Entwickelung und
Durchbildung dieses Sprengstoffes in Kürze zu gedenken, zumal
wir aus dieser Geschichte wieder deutlich wahrnehmen können, wie
unendlich aufregend, mühsam und wie zeitraubend die Geltend
machung einer wichtigen Erfindung ist.
Bekanntlich hat Grove’s galvanische Salpetersäurebatterie
den Anstoss zu jenen Untersuchungen gegeben, auf welche die
Fabrication der explosiven Nitroverbindungen, welche heute eine so
grosse Rolle in der Sprengtechnik spielen, sich gründet. — Nachdem
Schönbein diese Untersuchungen aufnahm, wurde er zu einer prak
tischen Methode der Schiesswolle-Erzeugung geführt (1846), welche
ihren Vorläufer in der Entdeckung von Pelouze (1838) fand und die
in der Hauptsache noch heute für die Fabrication aller explosiven
Nitroverbindungen gütig ist. Angeregt durch die Discussion über
Schönbeins Untersuchungen machte Sobrero in Paris analoge Ex
perimente mit Dextrin, Zucker, Glycerin etc, und entdeckte dabei
das Nitroglycerin (1847).
Vor etwa 30 Jahren also waren schon die beiden mächtigen
Rivalen Schiesswolle und Nitroglycerin auf dem Gebiete der Spreng
technik, welche heute nach allen Seiten das Schwarzpulver ver
drängen, bekannt und ebenso der Hauptsache nach auch ihre
Erzeugungsweise.
Die Hoffnungen indess, welche man auf dem Gebiete der
praktischen Ingenieurkunst diesen Stoffen zuwandte, und welche
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