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Volltext: Eisenbahn-Unter- und Oberbau (Gruppe 18, Section 2), Erster Band, officieller Ausstellungs-Bericht

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V. Tunnelbau. 
Sismonda und Mauss nahmen im Jahre 1845 das Project einer 
unterirdischen Verbindung zwischen Oberitalien und Frankreich 
neu auf, und die sardinische Regierung Hess es von dem Ingenieur 
Ranco begutachten. 
Das Gewicht der Politik, welche zwischen Frankreich und 
Piemont ausgetauscht wurde, nahm mittlererweile eine solche 
Bedeutung an, dass 1855, angeregt durch die technischen Er 
findungen von Bartlett und Colladon: Cavour und Napoleon eifrig 
die Absicht betrieben, durch einen unterirdisch gestreckten 
Schienenarm dieser, ihrer Politik Nachdruck zu verleihen. 
Am 29. Juni 1857 genehmigte die Turiner Kammer, nachdem 
die technischen Versuche in der Nähe von Genua die Ausführbar 
keit der maschinellen Bohrung nach dem Systeme von Sommeiller, 
Grandis und Grattoni erwiesen hatten, die Inangriffnahme des 
Tunnelbaues durch den Mont-Cenis, und bereits am 31. August 
desselben Jahres zündete der König Victor Emanuel die erste 
Mine an dem Riesenwerke. 
Im Jahre 1861 wurde die maschinelle Bohrung auf der Seite 
von Bardonecchia und 1863 jene auf der Seite von Modane ins 
Werk gesetzt. 
Zu Weihnachten, am 26. December 1870, riss die letzte 
Stollenmine den Rest jenes Gesteines fort, dessen Uebersteigung den 
ganzen Culturgang zwischen Nord und Süd so furchtbar gehemmt 
hat, und wenn das Werk auch einen Preis erheischte, der den an 
fänglich gedachten weit überstieg, so hatte der italienische Minister, 
„General Menabrea“, der eifrige Förderer des Werkes, doch Recht, 
wenn er im Jahre 1871 schrieb, „dass die Völker an den Wunden 
nicht sterben, welche durch Gold für so hohen Zweck geschlagen 
werden“. 
Cavour aber und Sommeiller sahen den Tag nicht mehr, an 
dem die Politik und die Technik jede einen ihrer grössten Triumphe 
feierten! — 
Der Mont Cenis-Tunnel ist nach genauer Messung gegen die 
projectirte Länge von 12.220- 0 o Meter in Wirklichkeit 12.233- 5 Meter 
= 1.665 deutsche Meilen lang. 
Zu seiner Herstellung wurden 120.000 Cubikmeter bearbeitete 
Mauersteine, 16,000.000 Stück Ziegel, 20.000 Centner Kalk, 3 x J t
	        
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