III. Steinerne Brücken.
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Suchen wir nach den Merkmalen des Fortschrittes, welcher
in der genannten Epoche des Brückenbaues auftritt, so haben wir in
Kürze Folgendes hervorzuheben.
Die Beispiele des Korbbogens, welche namentlich in derDrei-
faltigkeitsbrücke zu Florenz und in der Brücke über die Garonne
zu Toulouse schon im XIII. und XVII. Jahrhundert vorhanden waren,
haben den französischen Ingenieuren und obenan Mansard zu
einer ausgedehnten Anwendung dieser Bogenfonn Veranlassung
gegeben und kennzeichnet sich die Periode der „Entfaltung des
Brückenbaues“ vorzugsweise in der ausgedehnten Anwendung des
Korbbogens, welche bei den Brückenbauten von Waterloo, Mantes
und Neuilly mit je 38.ss Meter, in der neuen Londonbrücke mit
46.3j, dann in der Lavaurbrücke mit 48. 4 4 Meter, endlich in der
schon 1777 begonnenen (lignacbrücke mit 48.60 Meter Spannweite
ihre Maxima der überwölbten Oeffnung fand.
Ausserdem kennzeichnet sich die in Rede stehende Zeit des
Brückenbaues durch eine immer ausgedehntere und verfeinerte
Anordnung des Stichbogens, dessen grösste Spannweite bei der
Taafbrücke mit 45.63 Meter in England auftritt
Diese Anwendung flacher Bogen, welche bezüglich der ge
ringsten Pfeilhöhe die kühnsten Leistungen von Perronet, Bertrand,
Trudaine, Voglie und Creulx bei den Brücken von:
Pesmes mit 1 : 11.» Pfeilhöhe
Diez „ ..... 1 . 12.o „ ,,
la Concorde mit . . . 1 : 12. u „ „
Fauchard mit .... 1 : 12.o „ „
Pontoise „ .... 1 : 13.5 „ „
Nemours „ ... 1 : 17.o „ „
aufweist, hat weniger ihren Ursprung in dem Wunsche, die wäh
rend dieser Periode zum ersten Male entkeimten theoretischen Lehr
sätze über die Mittellinie des Druckes praktisch zu verwehrten, als
in dem Drange des Bedürfnisses. Noch immer nämlich klebte dem
Brückenbaue jener Zeit die te chnische Beschränktheit in
der Ausführung der Fundamente an; denn wenn es auch
dem Baumeister Carl 1598 beim Baue der Fleischerbrücke in
Nürnberg schon gelungen war, die Güte des Fundamentes selbst
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