I. Fundirungen.
47
Während es sich im Beginne der Anwendung coinprimirter
Luft zu Fundirungszwecken bei der Medway- und Pee-Dee-Brücke
darum handelte, verhältnissmässig enge Röhrenpfeiler durch Unter-
minirung ihrer >Sohle zu senken, trat gar bald die Anforderung
heran,Senkschächte grösserenDurchmessers niederzubringen,
und stellte sich hierdurch das BedUrfniss heraus, an der Masse der
zu comprimirenden Luft zu sparen.
Der jüngere Brunnei ist der erste Ingenieur, wel
cher diesem Gedanken Werkthätigkeit verlieh; er ordnete
die diesfälligen Einrichtungen beim Baue der Royal -Albert - Brücke
und der Saltashbrücke bekanntlich dahin an, dass er auf der Sohle
des Schachtes nur einen ringförmigen Raum (Jacke) mit verdichteter
Luft versah, mittelst derselben bis in den festen, wasserdichten Bau
grund drang und, dort angekommen, eine ringförmige Mauer (Kranz)
aufführte, welche zunächst die Wasser von der Sohle absperrte.
Durch dieses Verfahren war es möglich geworden, den eisernen
Senkschacht wasserdicht einzubauen, ihn auszupumpen und sodann
für die Zwecke eines Pfeilers auszumauern.
Diese Einrichtung Brunneis, so geistreich sie auch war,
griff indess nicht durch, weil sie an das Vorhandensein einer wasser
dichten Grundschichte gebunden war, und man senkte desshalb
die zu jener Zeit für die Teufung mit coinprimirter Luft modernen
eisernen Schächte (Röhrenpfeiler statt gemauerter Pfeiler) nur
vermittelst der alten Methode, indem man das obere Schachtende mit
der Luftschleusse versah und dem unteren Schachtende nur eine
konische Ausweitung gab, damit nicht nur die Basis des Pfeilers
sich in etwas vergrössere, sondern der Senkprocess wegen der
dadurch verminderten Reibung sich leichter gestalte.
Selbst der Bau derSzegediner Brücke über dieTheiss, welcher,
von Gouin unternommen und durch Cesanne im Jahre 1875 geleitet,
grosses Aufsehen erregte und bei uns in Oesterreich der erste
pneumatische Gründungsbau war, basirte immernoch auf die Versen
kung eines Eisencylinders, an dessen Kopfe dieSchleusse lag. Derlei
Cylinder wurden nun entweder durch das eigene Gewicht oder aber
durch Zuhilfenahme einer Aequilibrirung mittelst hydraulischer
Pressen, wie es beim Baue der Bordeauxbrücke (1859) der Fall
war, oder aber endlich durch eine künstliche Belastung nieder-