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Gruppe XL Papier-Industrie.
Sorgfalt erfordern. Desgleichen ist auch für die Erlangung eines tadel
losen Fabrikates die Temperatur, hei welcher die Bleichung vorgenommen
wild, von erheblicher Bedeutung. Auch hat sich herausgestellt, dass
nicht alle Strohsorten zur Production von gebleichtem Strohstoff ge
eignet sind; es wird dem Roggenstrohe entschieden der Vorzug ge
geben.
Ein der Fabrikation dieses Productes noch entgegenstehendes
Hinderniss, an dessen Beseitigung mit besonderem Eifer gearbeitet wird,
ist der noch immerhin sehr erhebliche Verbrauch an Alkali. Es sind
mehrfach Vorschläge gemacht worden, um das Alkali aus den einmal
benutzten Laugen möglichst wieder zu gewinnen. Dieselben kommen
im Wesentlichen darauf hinaus, die Laugen, am besten durch abziehende
Feuergase, einzudunsten und die abgedampften Massen dann zu glühen,
wobei die aufgenommenen organischen Verbindungen die Bildung
kohlensaurer Alkalisalze veranlassen.
Bezüglich der Verfahren und Einrichtungen, welche sich in der
Praxis mehrfach und in grossem Maassstabe Eingang verschafft haben,
sei noch Folgendes bemerkt:
Ein unter anderen in einer böhmischen Strohstofffabrik angewen
detes Verfahren besteht der Hauptsache nach in Folgendem: Das von
Unkraut befreite Stroh wird mittelst einer Häckselmaschine zerschnitten,
und darauf in einem kugelförmigen, rotirenden Kocher während circa
12 Stunden unter einem Dampfdrücke von circa 6 Atmosphären mit
einer aus Sodalösung und Aetzkalk gemischten Flüssigkeit ausgekocht.
Die nach Beendigung dieses Processes abgegossene Lauge wird von den
Sedimentstoffen möglichst befreit, dann wiederum mit Kalk und Soda
versetzt und zur Kochung anderer Strohmassen verwendet. Das gekochte
Stioh wird, nachdem es gewaschen worden, in einem Holländer gemahlen,
nach der Zerfaserung in niedriger helegene Reservoire gebracht und
von dort auf die Raffineure befördert. Letztere sind den gewöhnlichen
Mahlmühlen ähnliche Vorrichtungen und bestehen aus einem festliegenden
und einem rotirenden Mühlsteine. Nachdem auf diesen Apparaten die
dichteren, namentlich in den Knotentheilen enthaltenen Faserpartien
fein zertheilt worden sind, gelangt das Gut in Waschholländer und aus
diesen in mit Filtrirsteinen versehene Kästen. Die Masse wird zuletzt
in Bleichholländern mit angesäuerter Chlorkalklösung bei einer Tempera
tur von 40 bis 45° R. behandelt, wobei auf 100 Kg Strohzeug 22 bis
24 Kg Chlorkalk zur Anwendung kommen, und dann nochmals ge
waschen. Die ausgenutzte Lauge wird eingedickt und durch Glühen
der eingetrockneten Masse wird daraus wieder kohlensaures Alkali
gewonnen.
Ein sehr grosses Verdienst hat sich um die Ausbildung dieses
Verfahrens Hector J. Lahousse in Prag erworben. Er hat die für
den Zweck der Strohstoffbereitung erforderlichen Apparate sehr verein-