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Section I. Papierzeug, Pappe, Papier.
selben dem Uebelstande voraussichtlich abgeholfen werden könnte, so
ist Aussicht vorhanden, dass die grossen Districte des Flachlandes von
Tunis erhebliche Mengen dieses für die Papierindustrie schätzenswer-
then Rohmaterials liefern werden, welches bei einigermaassen verbesser
ten Communicationsmitteln zu massigen Preisen nach den Hafenplatzen
transportirbar sein und als Rückfracht nach Europa geschafft werden
könnte.
Es hatten englische Fabrikanten Proben von Papierstoffen aus
Esparto nebst Mustern fertiger Waare ausgestellt.
Die übrigen in grosser Zahl in Vorschlag gebrachten faserigen
Rohmaterialien haben für die Papierindustrie eine erhebliche Bedeutung
nicht erlangt, weil dieselben nicht in genügender Menge zu beschaffen
sind.
Muster von Papieren aus Brennessel und Maulbeerbaum
rinde gefertigt waren von österreichischen Fabrikanten ausgestellt.
Auch Kartoffelkraut ist, jedoch nur zur Herstellung gröberer
Papiersorten, angewendet worden. Auf der Ausstellung befanden sich
Proben derartiger Erzeugnisse.
Die verschiedensten schilfartigen Gewächse sind wiederholt als
Papiermaterial empfohlen worden, desgleichen auch die Lohe.
Wenn, wie zu erwarten ist, die Fabrikation des Holzstoffes sich
zu einem Grossbetriebe ansbildet, die Strohstoffbereitung noch grös
seren Umfang gewinnt, so wird hoffentlich die Papierfabrikation vor
einem Mangel an Rohmaterial geschützt sein, und es tritt dieser lür die
Beförderung der Cultur so wichtige Industriezweig in eine neue Phase
seiner Entwickelung.
Das Bleichen aller Papiermaterialien erfolgt noch immer nach
dem früheren Verfahren, nämlich mit Chlorgas oder mit Chlorkalk
lösung. . .
Hinsichtlich des Verhaltens der rohen Holzfaser zum Chlor sind
schätzenswerthe Versuche von Orioli *) und Winkler 2 ) angestellt
worden. Es geht daraus hervor, dass die Beistoffe des Holzes durch
Behandlung mit Chlor nicht entfärbt werden, dass vielmehr bei Ein
wirkung kleinerer Mengen von Chlor auf gewisse Hölzer intensiv roth
gefärbte Verbindungen entstehen, welche durch überschüssiges Chlor
schliesslich eine gelbe Farbe annehmen. Es bestätigen diese Versuche
wiederum, wie notwendiges ist, behufs Herstellung hochweisser Papier
stoffe aus Holz die incrustirenden Substanzen vorher möglichst voll
ständig zu entfernen. . ,
Die mehrfach vorgeschlagenen Bleichprocesse unter Anwendung
von Ozon, übermangansaurem Kalium etc. haben keinen Eingang gefunden.
1) Deutsche Industrieztg. 1868, S. 8. — 2 ) Desgl. 1870, S. 192,