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Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

534 Gruppe V. Textil- und Bekleidung^-Industrie. 
von den Leinenindustriellen angenommen und irische Appreturmaschi- 
(Beatlingmills) sind in allen Ländern in Betrieb. 
ln der Handweberei sind keine besonderen Fortschritte zu melden, 
dieselben liegen einzig und allein auf dem Gebiete der mechanischen 
Weberei, welche überall an Ausdehnung gewinnt, wo einmal die 
Schwierigkeiten der ersten Einführung dieses Industrie 
zweiges überwunden sind. Diese Schwierigkeiten sind vielfach 
unterschätzt worden, was manche weniger glückliche Resultate bei der 
Gründung mechanischer Webereien zur Folge hatte. Kleine mecha 
nische Webereien sind meist nicht rentabel, wo aber eine gewisse Aus 
dehnung des Betriebes einmal erreicht ist, beobachtet man wachsendes 
Gedeihen. Die Zunahme der mechanischen Weberei und Abnahme der 
Ilandweberei hängt natürlich viel von dem Stande der Arbeitslöhne für 
Handweber ab, welche in einzelnen Gegenden noch sehr niedrig sind. 
Grossbritannien mit seinen mehr als 32 000 mechanischen Webstüh 
len für Leinengewebe hatte von seinen Fabrikaten fast nichts ausgestellt. 
Der bedeutendste Vertreter der mechanischen Leinenweberei auf der 
Wiener Ausstellung war Rey aine von Brüssel, der fast 1000 mecha 
nische Webstühle beschäftigt. Seine Fabrikate haben seit 1867 an 
Schönheit gewonnen, die Billigkeit der Preise sichert ihnen ein grosses 
Absatzgebiet. 
Russland ist durch das schon bei der Spinnerei erwähnte gross 
artige Etablissement von Hille & Ditrich in Girardow würdig ver 
treten, das 900 mechanische Webstühle im Betriebe hat. 
Im deutschen Reiche nimmt die Bielefelder mechanische 
Weberei mit über 500 mechanischen Webstühlen den ersten Rang ein; 
ihre Ausstellungwar eine sehr reichhaltige. Die Bielefelder Leinenindustrie’ 
hat sich längere Zeit und noch im Jahre 1867 ungünstige Urtheile man 
cher Sachverständigen dadurch zugezogen, dass ihre Fabrikation, die mehr 
ui der Hand des Webers als in der des Fabrikanten ruht, sich die 
Verbesserungen anderer Länder nur sehr langsam aneignet. Der 
Uebergang zur mechanischen Weberei ist ein grosser und wichtiger 
Fortschritt, wohl geeignet, dem alten Sitze der Leinenindustrie, nament 
lich in Verbindung mit der in Bielefeld so grossartig entwickelten Wäsche 
fabrikation , zu neuer Blütke zu verhelfen. Noch einige andere 
mechanische Webereien von Segeltüchern und dergleichen Stoffen waren 
mit sehr soliden Waaren in der deutschen Ausstellung vertreten; be 
sonders haben die. mechanischen Webereien von Karl Faber in Kirch- 
heim und A. F. Lang in Blaubeuren Artikel gesandt, welche von den 
besten Einrichtungen und sorgfältigster Fabrikation zeugen, wie sie 
in den württembergischen Leinenwaaren überhaupt hervbrtritt.
	        
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