Section III. Leinenwaaren. II. Flachsinteressenten. 5G1
a. Belehrung der Flachs bauenden Landwirthe,
b. Errichtung von Samenmärkten,
c. Förderung der Abgabe von überschüssigem oder örtlich ent
artetem Saatgute.
Y. In Anbetracht, dass für die Lösung der Frage der Leinsamen-
production genügende Erfahrungen zur Zeit noch nicht vorliegen,
empfiehlt der Congress in Berücksichtigung der ausserordentlichen
Wichtigkeit des Gegenstandes, das fortgesetzte eingehende Studium
derselben in den leinbauenden Ländern und bezeichnet es als eine der
wichtigsten Aufgaben des von ihm gewählten ständigen Ausschusses,
dieser Frage seine volle Aufmerksamkeit zuzuwenden.
ad Frage 2.
I. Yon den in Uebung stehenden mannigfachen Anbau-, Feld-
bestellungs-, Einsaat- und Ernteweisen sind die in Belgien, insbesondere
in Ost- und Westflandern bestehenden vom Standpunkte der Faserpro-
duction als die vorzüglichsten zu bezeichnen.
Unter den verschiedenen Aussaatzeiten (Früh-, Spät- und Herbst
saat) ist der Frühsaat in Bezug auf die Erlangung einer kräftigen Fa
ser im Allgemeinen der Vorzug zuzuerkennen. Die Ansaat von Lein
als zweite Frucht ist, da sie eine wenig haltbare Faser liefert, nicht
empfehlenswerth.
II. Was die für den Flachsbau so wichtige Düngungsfrage betrifft,
so ist auszusprechen: die Düngung mit Stallmist soll nur vor der
Vorfrucht geschehen. Die Anwendung künstlicher Düngmittel dage
gen, wie von Asche, Compost, Phosphat, Chilisalpeter, kann mit grossem
Erfolge unmittelbar zum Lein geschehen.
Die directe Kalkdüngung ist, da sie die Faser rauh gestaltet und
der Kalkstaub die Arbeiter namentlich in der Hechelei belästigt, nicht
empfehlenswerth.
III. Dringend zu empfehlen sind das sorgfältige Reinigen des Saat
gutes und das wiederholte Jäten.
IV. Das Stützen des Leines, beim Bau des lin rame mit Vortheil
angewendet, rentirt nur bei an und für sich werthvoller Faser. Gela
gerten Lein zu stützen ist auf grösseren Flächen nicht gut ausführbar
und erscheint es vorteilhafter, zu frühzeitigem Raufen zu schreiten.
V. Empfehlenswerth erscheint, dass das Aufbereiten des Flachses
auf dem Felde zum Trocknen durch Aufstellen in Schrägen (Capellen)
ersetzt werde, sodann das Lösen der Samenbollen von den Stengeln
mittelst der Riffel an Stelle der anderen bekannten Trennungsmittel.
VI. Als Mittel für die Verbreitung zweckmässiger Leinbaumethoden
empfehlen sich die Prämiirung gut bestandener Flaehsculturen und
namentlich brauchbarer Säeleinsaat, Anlage von Musterfeldern, ver-
Wiener Weltausstellung. I. 36