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, Section IV. a. Seide und Seidengespinnste.
chinesischer Gregen nach Europa im Jahre 1872 von Schanghai auf
2 358800 Kg, von Canton sodann auf 746 900 Kg, also kaum weniger
als die Gesammtproduction Italiens. Rechnet man dazu den Ver
brauch für die grosse Seidenfahrikation im eigenen Lande, so darf
man China als das weitaus am meisten Seide producirende Land be
zeichnen.
Von einem Fortschritt in der Seidenzucht seit den letzten Ausstel
lungen kann die Jury nach den eigenen Erfahrungen der industriel
len, welche derselben angehören, nicht Zeugniss ablegen; auch hier
hatte der seit langen Jahren durch die schlechteren europäischen
Seidenernten sehr erleichterte Absatz eine Verschlechterung der Lei
stungen hervorgerufen, welche die Seidenfahrikation Europas lange
Zeit recht schwer empfand. Es gab eine Zeit, wo man glaubte, dass
die chinesischen und indischen Seiden unter Berücksichtigung der Be
triebsamkeit und Ausdauer der dabei am meisten betheiligten Englän
der, den besten europäischen Seiden für die Fabrikation durch ihre
Schönheit bald eine empfindliche Concurrenz bereiten würden; diese
Hoffnung ist indessen nach den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte
sehr geschwunden. Nur der Mangel an Rohstoffen war es, der den
Verbrauch in .so grossemMaasse möglich machte; für die Verbesserung
des meist unter so günstigen Bedingungen eingeführten schönen Roh
materials ist wenig geschehen.
Ein Gesammthild der verschiedenen Seidensorten in Tsatlee
Taysaam, Kiutaysaam, Hangchow, Haining, Szechuen etc. etc. gaben die
von der kaiserlichen Regierung verfügten Ausstellungen des Bureaus
des kaiserlichen Seezolldienstes in Chefoo und Schanghai sowie die Se
paratausstellung des Herrn G. von Overbeck in Hongkong. Mit gros
ser Sachkenntnis geordnet, zeigten dieselben in schöner Auswahl, was
geleistet werden kann, und welch günstige Vorbedingungen für die
Seidenzucht in China existiren.
Eine gelbe Chinaseide von dem Hause E. C.Essex & H P. Haus
sen in Schanghai erregte allgemeine Aufmerksamkeit durch die Schön
heit des Rohstoffes, ebenso eine vom Hause Janssen, Vassmer&Co.
in Chefoo ausgestellte Tsatlee Reel und vier Qualitäten Szechuen Seide
des Hauses Evans & Co in Hangkow.
Japan. Als im Jahre 1859 die ersten japanesischen Seiden auf
dem europäischen Markte erschienen, fanden dieselben seitens der Fabri
kation deshalb eine so günstige Aufnahme, weil die verschiedenartig
schöne Natur derselben eine sehr mannigfache Anwendung gestattete
und damit ein Theil des bedeutenden Deficits der europäischen Seiden
ernte seit 1852 gedeckt werden konnte. Tn den darauf folgenden Jah
ren erfreuten sich dieselben einer immer grösseren Nachfrage; die
grösste Importation fällt in das Jahr 1863, in welchem man dieselbe auf